Kommentar zum Bankensystem EZB in der Zwickmühle

Meinung · Die Schweizer Großbank Credit Suisse greift nach der Rettungsleine der Schweizer Notenbank. Neben stark gestiegenen Zinsen sind aber auch hausgemachte Probleme dafür verantwortlich, schreibt Mischa Ehrhardt in seinem Kommentar. Die Europäische Zentralbank stecke in einem Dilemma.

Die Europäische Zentralbank (EZB) in Frankfurt.

Die Europäische Zentralbank (EZB) in Frankfurt.

Foto: dpa/Boris Roessler

Die Europäische Zentralbank steckt in einer Zwickmühle. Denn zum einen ist vor allem die Kerninflation noch viel zu hoch. Das ist die Teuerung ohne schwankungsanfällige Energie- und Nahrungsmittelpreise. Zum anderen zeigen die in den vergangenen Monaten stark gestiegenen Zinsen aber ihre Wirkung. Vor diesem Hintergrund sind einzelne Banken vor allem in den USA ins Straucheln geraten.

Auch die Credit Suisse muss auf Liquiditätshilfen der Schweizer Notenbank zurückgreifen; doch in diesem Fall sind es auch allerlei hausgemachte Probleme, die die Bank in den vergangenen Monaten bereits stark belastet hatten. Jedenfalls aber zeigt sich die Europäische Zentralbank gegenüber ihrer vorhergehenden Sitzung nun deutlich vorsichtiger. So hatte sie den aktuellen Zinsschritt von einem halben Prozent im Februar bereits als quasi gesetzt angekündigt. Solche Festlegungen sind selten bei Zentralbanken. Sie galten als deutliches Zeichen, dass die EZB den Kampf gegen die Inflation entschlossen – und wenn nötig auch mit langem Atem führen wird.

Hieß es im Februar auch noch, über den März hinaus könne man noch mit weiter steigenden Zinsen rechnen, ist eine solche Ankündigung nun weggefallen. Das zeigt, dass die Zentralbank die Spannungen an den Finanzmärkten durchaus ernst nimmt und darauf achten wird, den Bogen möglichst nicht zu überspannen. Gut möglich, das mit dem Zinsentscheid in dieser Woche erst einmal ein Plateau erreicht ist, von dem aus die EZB ihre bisherigen Schritte und deren Folgen erst einmal beobachten wird. So habe es im Rat der Notenbank am Donnerstag auch vereinzelt Stimmen gegeben, die bereits jetzt lieber eine moderatere Gangart gesehen hätten.

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