Innovationstage der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung Forschen für den digitalen Kartoffelacker

Bonn · Mehr Erträge, höhere Effizienz, mehr Tierwohl, das alles bei geringeren Emissionen, weniger Ernteausfällen und ohne Risiken für Mensch, Tier und Umwelt - der modernen Landwirtschaft mangelt es derzeit nicht an Herausforderungen.

 Funksensoren für Bienenvölker: Christoph Eiden, Präsident der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (rechts), und Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner im Gespräch mit Entwicklern.

Funksensoren für Bienenvölker: Christoph Eiden, Präsident der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (rechts), und Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner im Gespräch mit Entwicklern.

Foto: Thomas Heinemann

Am Dienstag kam Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner nach Bonn, um sich persönlich zu informieren, wie die Branche den Herausforderungen mit Innovationen wie dem "Precision Farming", der Präzisionslandwirtschaft, moderner Technik und neuen Strategien begegnen will.

Klöckner fordert Bereitschaft zu Innovation

Bei den Innovationstagen 2018, die am Dienstag eröffnet wurden und heute enden, werden 112 aktuelle Forschungsprojekte präsentiert, die vom Bundeslandwirtschaftsministerium gefördert und von der in Bonn ansässigen Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung betreut werden. "Die Fähigkeit zur Innovation entscheidet über unser Schicksal", griff die Ministerin einen Satz des verstorbenen Bundespräsidenten Roman Herzog auf: "Die Frage ist, welche Bereitschaft wir in Deutschland zur Innovation haben."

Die Ambivalenz der Gesellschaft, die autonom fahrende Busse wolle, aber "zugleich die Bäuerin mit der Milchkanne über den Hof laufen" sehen wolle, aber auch die Stimmungsmache gegen Forschung in der Landwirtschaft erschwere es, Menschen für die Landwirtschaft und insbesondere die Forschung in der Landwirtschaft zu gewinnen, so die Ministerin.

Forschung und Wissenschaft seien in der Branche wichtiger denn je - zumal China den Anspruch "auf Weltherrschaft in der digitalen Landwirtschaft" bereits öffentlich formuliert habe. Klöckners Wunsch: Gesellschaftliche Diskussionen sollten auf Basis wissenschaftlicher Fakten geführt werden, nicht aber auf Meinung etwa von Nicht-Regierungsorganisationen, "deren Geschäftsmodell es ist, Panik zu machen".

Damit spielte sie etwa auf Debatten um Saatgut-Zucht oder Freilandhaltung an. Sorge bereitete der Ministerin, dass längst nicht alle Unternehmen der Branche sich Innovationen wie der Digitalisierung geöffnet hätten: "Wer heute nicht bereit ist für Innovationen, wird es teuer bezahlen."

Das zeigten auch diverse Forschungsprojekte aus der Praxis: Eine geförderte Neuentwicklung eines Landmaschinenherstellers hilft Landwirten, bis zu 20 Prozent an Depotdünger zu sparen, zugleich die Pflanzen und deren Erträge zu stärken sowie Wasser- und Luftemissionen nahezu vollständig zu unterbinden.

Mehr Effizienz im Einsatz von Bienen als natürliche Bestäuber erhoffen sich auch die Entwickler des Unternehmens Microsensys aus Erfurt, die in Zusammenarbeit mit der Universität Würzburg mikroskopisch kleine RFID-Funksensoren ermittelt haben, mit denen sie Verhalten, Wohlbefinden und Arbeitsleistung von Bienen analysieren.

Andere Projekte helfen Landwirten, den exakten Wasserbedarf von Pflanzen aus der Luft oder aus dem Weltall zu ermitteln, wollen resistenteres Saatgut entwickeln, sollen Ernte- und Lagerverluste von Getreide, Gemüse und Obst verhindern oder das Tierwohl von Milchkühen, Schweinen oder Geflügel analysieren und verbessern.

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