Hauptstadtflughafen: Betreiber setzen auf angeschlagene Air Berlin

Berlin/Schönefeld · Die BER-Flughafengesellschaft setzt trotz möglicher Einschnitte bei Air Berlin weiter auf die zweitgrößte deutsche Airline.

 Air Berlin ist Deutschlands zweitgrößte Airlines. Foto: Christoph Schmidt/Archiv

Air Berlin ist Deutschlands zweitgrößte Airlines. Foto: Christoph Schmidt/Archiv

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"Air Berlin ist immer noch unser größter Kunde", sagte Flughafenchef Karsten Mühlenfeld in Schönefeld. "Wir wünschen uns alle, dass sie uns lang erhalten bleibt und nichts einschränkt." Die angeschlagene Air Berlin fliegt seit Jahren Verluste ein. In den vergangenen Tagen hatte es Spekulationen gegeben, die Gesellschaft könne ihr Engagement in Berlin zugunsten von Düsseldorf einschränken.

"Es gibt in der Frage zur Zeit kein Ja und kein Nein von Air Berlin", sagte Mühlenfeld. Nach Angaben der Geschäftsführung sei noch nichts entschieden. Air Berlin hatte einen Umbau angekündigt. Vorstandschef Stefan Pichler hatte aber noch keine Details genannt. Zudem muss die Gesellschaft um Flüge bangen, die sie gemeinsam mit dem Großaktionär Etihad anbietet, der die Berliner finanziell über Wasser hält. Kurz vor Beginn des Winterflugplans sind dazu Verhandlungen auf Regierungsebene mit den Vereinigten Arabischen Emiraten vereinbart.

Die Flughafen-Betreiber rechnen damit, dass die jährlichen Passagierzahlen bis 2025 von 28 Millionen auf über 40 Millionen steigen, zehn Jahre später werde die Schwelle von 50 Millionen überschritten. Das Wachstum ist fest einkalkuliert, denn der neue Hauptstadtflughafen soll wenige Jahre nach der geplanten Eröffnung 2017 Gewinn erwirtschaften. "Ab 2020 können wir uns selber finanzieren", sagte Mühlenfeld. "Ab Mitte der 20er Jahre werden wir in der Lage sein, unsere Schulden zurückzuzahlen." Die aktuellen Kosten bezifferte er auf 5,34 Milliarden Euro - ohne anstehende Erweiterungen und Zinsen.

Ein Sprecher des neuen Hauptstadtflughafens bekräftigte unterdessen eine Eröffnung im Jahr 2017. "Ziel ist und bleibt die Eröffnung im zweiten Halbjahr 2017. Daran ändern auch anderweitige Spekulationen nichts", sagte Ralf Kunkel der Deutschen Presse-Agentur. Damit reagierte er auf einen "Bild"-Bericht, wonach der BER womöglich erst Ende März 2018 eröffnet werde. Das Blatt beruft sich auf interne Planungsunterlagen und Aufsichtsratskreise. Demnach gebe es "strukturelle Probleme" auf der Baustelle, die zu der Verschiebung führten.

Auch Mühlenfeld zeigte sich erst am Mittag bei einem Baustellenbesuch in Schönefeld zuversichtlich, dass die Inbetriebnahme wie angekündigt im zweiten Halbjahr 2017 gelingen werde - jedoch eher im letzten Vierteljahr. Der Zeitplan für den Hauptstadtflughafen war nach vier geplatzten Eröffnungsterminen zuletzt erneut unter Druck geraten, die Pleite des Gebäudetechnikausrüsters und Umplanungen brachten einen Verzug von drei bis vier Monaten.

Die Sanierung des Terminals ist zur Hälfte abgeschlossen, nach dem Plan vom vergangenen Dezember sollten eigentlich schon 60 Prozent erreicht sein. Technikchef Jörg Marks berichtete in Schönefeld von Fortschritten: Bis Jahresende werden demnach 5500 Kilometer Kabel neu- oder umverlegt sein, in Teilen des Abfertigungsgebäudes gehen die ersten Brandschutzanlagen in Betrieb. Dass sie funktionieren, sei vorwiegend in Simulationen nachgewiesen worden. Heißgasrauchversuche stehen noch aus.

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