Japans Zentralbank sieht von Schritten gegen Zinsanstieg ab

Tokio · Japans Zentralbank hat sich gegen Schritte zur Eindämmung der jüngsten Schwankungsanfälligkeit an den Anleihemärkten entschieden.

 Will ihren Kurs der extrem lockeren Geldpolitik vorerst unverändert fortzusetzen: Japanische Zentralbank. Foto: Dai Kurokawa/Archiv

Will ihren Kurs der extrem lockeren Geldpolitik vorerst unverändert fortzusetzen: Japanische Zentralbank. Foto: Dai Kurokawa/Archiv

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Die Bank of Japan (BoJ) beschloss am Dienstag nach zweitägigen Beratungen einstimmig, ihren im April eingeschlagenen Kurs einer aggressiv gelockerten Geldpolitik unverändert fortzusetzen.

Die Börse gab aus Enttäuschung über das Ausbleiben neuer Schritte gegen die Volatilität am Anleihemarkt nach, der Nikkei-Index büßte 196,58 Punkte oder 1,45 Prozent auf 13 317,62 Punkte ein. Der neue Notenbank-Gouverneur Haruhiko Kuroda will mit massiven Wertpapierkäufen die Konjunktur beleben und die jahrelange Deflation beenden. Unter Deflation versteht man eine gefährliche Spirale aus sinkenden Preisen und schrumpfender Nachfrage.

In Finanzmarktkreisen war im Vorfeld der BoJ-Sitzung angesichts der jüngsten Volatilität am Anleihemarkt und der Sorge über einen Anstieg langfristiger Zinsen spekuliert worden, dass die BoJ den heimischen Bankinstituten Liquidität für einen noch längeren Zeitraum als bisher zur Verfügung stellen könnte.

Innerhalb der Zentralbank war überlegt worden, die Laufzeit von Krediten, die die BoJ in speziellen Geschäften an die Geschäftsbanken ausgibt, von einem auf zwei Jahre zu verdoppeln. Die Idee dahinter war, sicherzustellen, dass die Banken genügend Liquidität zum Aufkauf von Staatsanleihen haben, um so einen plötzlichen Anstieg der Zinsen zu verhindern.

Eine längerfristige Laufzeit sei zu diesem Zeitpunkt nicht nötig, sagte Notenbank-Chef Kuroda. Man werde die Anleihe-Käufe flexibel gestalten, um die Volatilität einzudämmen. Die massiven Anleihe-Käufe seines Hauses trügen dazu bei, die Zinsen niedrig zu halten. Er erwarte, dass sich die Finanzmärkte angesichts der Erholung der Wirtschaft wieder beruhigten, sagte Kuroda nach der BoJ-Sitzung.

Mitglieder des Zentralbankrats hatten laut der japanischen Finanzzeitung "Nikkei" befürchtet, dass eine Verlängerung der Laufzeit von BoJ-Krediten die Bereitschaft der Banken sinken lassen könnte, in Aktien und andere Anlagen zu investieren. Außerdem habe die Idee einer Verdopplung der Laufzeit der Kredite an Reiz verloren, da der Anstieg der Zinsen seit Monatsbeginn zum Erliegen gekommen sei.

Derweil hob die BoJ ihre Einschätzung der Wirtschaft im sechsten Monat in Folge an. Die Wirtschaft "legt zu", formulierte die BoJ. Im Mai hatte es noch geheißen, die Wirtschaft beginne zuzulegen.

Japans Wirtschaft war im ersten Quartal mit einer hochgerechneten Jahresrate von 4,1 Prozent gewachsen. Im Vergleich zum Vorquartal legte die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt um 1,0 Prozent zu, wie die Regierung am Vortag mitteilte. Unterdessen kündigte Regierungschef Shinzo Abe für Herbst Pläne für eine Steuerreform an.

Vorgesehen sind Steuererleichterungen für Unternehmensinvestitionen. Laut Medienberichten will die Regierung angesichts der in jüngster Zeit am Markt aufgekommenen Zweifel an Abes Reformkurs die Pläne vorziehen. Der Regierungschef will das Land mit einer Mischung aus Konjunkturpaketen, der eingeleiteten aggressiven Lockerung der Geldpolitik sowie Strukturreformen wieder auf die Beine bringen.

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