Gehälterstudie der DSW Qiagen-Chef ist bestbezahlter Dax-Manager in NRW

Düsseldorf · Auch die Vorstandsvorsitzenden von Bayer, Henkel und Telekom liegen über dem Schnitt. Die Schere zur Belegschaft geht auseinander.

 Die Topmanager deutscher Börsenschwergewichte haben von der guten Entwicklung ihrer Konzerne nach der Corona-Krise mit einem kräftigen Gehaltssprung von 24 Prozent profitiert.

Die Topmanager deutscher Börsenschwergewichte haben von der guten Entwicklung ihrer Konzerne nach der Corona-Krise mit einem kräftigen Gehaltssprung von 24 Prozent profitiert.

Foto: dpa/Daniel Reinhardt

Durchschnittlich rund 6,1 Millionen Euro haben die Vorstandschefs der 40 Mitgliedsunternehmen im Deutschen Aktien­index (Dax) 2021 verdient. Von den zehn Unternehmen, die ihren Sitz in Nordrhein-Westfalen haben, liegen vier Vorstandsvorsitzende deutlich über diesem Mittelwert. Spitzenverdiener im Land war der Qiagen-Chef Thierry Bernard, für den die Statistik der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) Gesamteinkünfte von mehr als 8,6 Millionen Euro ausweist.

Ebenfalls überdurchschnittlich verdienten Werner Baumann (Bayer, 7,6 Millionen Euro), Carsten Knobel (Henkel, 7,1 Millionen) und Tim Höttges (Deutsche Telekom, 7,4 Millionen). Über allen steht indes der Chef des Industriekonzerns Linde, Steve Angel, mit einem Einkommen von 19 Millionen Euro. Baumann wiederum kommt mit 1,4 Millionen Euro auf die höchsten Werte bei den Pensionszusagen.

Bernards Bezüge stützen sich in nicht in erster Linie auf ein Fest­gehalt, das vergleichsweise bescheidene 800.000 Euro beträgt, sondern vor allem auf langfristige variable Bestandteile von knapp sieben Millionen Euro, die im Dax-Vergleich fast unerreicht sind. Natürlich profitiert der Manager auch vom Geschäftsmodell seines Arbeitgebers: Inmitten der Corona-Krise stieg im vergangenen Jahr beispielsweise die Nachfrage nach Corona-Tests deutlich – und in Sachen Diagnostik erwartet das Unternehmen für die Zukunft auch deutliches Wachstum. Solche und ähnliche Effekte haben den Aktienkurs im Jahresverlauf um bis zu 15 Prozent steigen lassen. Und da sich ein Teil der Managervergütung auch immer an der Börsenperformance des Unternehmens orientiert, schneidet Bernard hervorragend ab. Damit hat er seinen Anteil am Wertzuwachs für Aktionäre, der andererseits wie bei anderen Unternehmen in diesem Jahr wieder weggeschmolzen ist.

Insgesamt hat sich die Gehaltsschere zwischen Deutschlands Top-Managern und den anderen Mitarbeitern im jeweiligen Unternehmen deutlich geöffnet. Jedenfalls gilt das für die Dax-Mitgliedsunternehmen. Dort betrug das durchschnittliche Gehalt eines Vorstandsmitglied im vergangenen Jahr rund 3,9 Millionen Euro und damit etwa 53-mal so viel wie das eines durchschnittlichen Beschäftigten. Im Vorjahr hatte dieser Faktor noch bei 47 gelegen, wie die DSW im Zuge ihrer Studie festgestellt hat.

In einer Zeit, in der viele darüber nachdenken, wie sie die in der Energiekrise entstehenden Zusatzbelastungen stemmen können, kann das natürlich leicht ein Thema für Neiddebatten werden – auch wenn die aktuellen Zahlen aus der Zeit vor dem Beginn des Ukraine-Krieges und dessen Folgen stammen. Aber da das durchschnittliche Gehaltsplus von rund 24 Prozent auch ein Ergebnis steigender Unternehmensgewinne ist, könnte es bei ähnlicher Entwicklung so weitergehen. Und dann könnte das eintreten, was DSW-Hauptgeschäftsführer Marc Tüngler so formuliert: „Wenn es den Menschen schlecht geht und die Gehälter der Manager steigen, dann wird das natürlich eine Diskussion auslösen.“

Was sich Tüngler und andere Aktionärsschützern sehnlichst wünschen, ist mehr Klarheit und Vergleichbarkeit auch für die kleinen Anteilseigner: „Statt gestiegener Transparenz und besserer Vergleichbarkeit auf Grundlage eines klaren und verständlichen Vergütungs­berichts – immerhin die gesetzliche Anforderung – sehen wir uns einem kaum durchschaubaren Daten­dschungel gegenüber, den ein verständiger Durchschnittsaktionär sicher nicht mehr durchblickt“, so der DSW-Hauptgeschäftsführer.

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