Lage auf dem Ausbildungsmarkt 1,5 Lehrstellenangebote pro Bewerber in NRW

Bonn · Die Lage auf dem Ausbildungsmarkt in Nordrhein-Westfalen hat sich gegenüber dem ersten Corona-Jahr entspannt.

 Diese junge Frau lernt technisches Produktdesign.

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Foto: dpa/Andreas Arnold

Allerdings gibt es im Vergleich zu 2019 weniger abgeschlossene Ausbildungsverträge. Das hat aus Sicht von Torsten Withake, Chef der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit, mehrere Gründe: Zum einen kämpfen Unternehmen in besonders stark von Corona-Beschränkungen betroffenen Branchen wie Messe und Tourismus noch ums Überleben, zum anderen war es schwieriger für Ausbilder, zu potenziellen Bewerbern Kontakte aufzubauen.

Virtuelle Ausbildungsbörsen

Statt persönlicher Begegnungen gab es in der Regel virtuelle Ausbildungsbörsen. Regional ist die Situation sehr unterschiedlich. So gibt es laut Withake im Ruhrgebiet weniger Lehrstellenangebote als etwa im Münsterland und im Siegerland. Im Raum Köln/Bonn seien die Ausbildungsstellen zurückgegangen, weil der Flughafen, Veranstalter und die Messebranche unter Corona gelitten hätten. Dennoch: Rein rechnerisch stehen jedem Bewerber in NRW 1,5 Ausbildungsplätze zur Verfügung.

Nach den am Mittwoch vorgelegten Zahlen waren Ende August noch rund 19 000 Bewerber auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz, gleichzeitig gab es fast 27 700 offene Stellen. Dabei gingen sowohl die Bewerberzahlen als auch die Stellenangebote zurück: Gegenüber 2019 gab es mit gut 104 000 Lehrstellensuchenden 16 Prozent weniger als im Vor-Corona-Jahr. Die Differenz bei den Lehrstellenangeboten betrug knapp zehn Prozent (Stand August: 104 600).

Handwerk weniger betroffen

Dass das Handwerk deutlich weniger von den Corona-Beschränkungen betroffen war, zeigt sich an der Zahl der Lehrstellenverträge, die nur leicht unter dem Niveau von 2019 lag: Bis Ende Juli  wurden knapp 18 800 Verträge im Handwerk geschlossen, 2020 waren es 16 500 gegenüber rund 19 400 im Jahr 2019. Im Bereich Industrie, Handel und Dienstleistung wurden bis Juli rund 45 800 Lehrstellenverträge geschlossen, nach rund 43 800 Verträgen im Vorjahr. Ende Juli 2019 waren es noch fast 8600 mehr gewesen.

 Ralf Stoffels, Präsident der Industrie- und Handelskammer NRW, wies darauf hin, dass inzwischen ganzjährig Lehrverträge geschlossen würden und jeden Monat ein Einstieg in eine Ausbildung möglich sei:  „Man muss nicht fürchten, einen Termin verpasst zu haben.“ Und auch nach der Ausbildung stünden inzwischen die Chancen sehr gut, von dem Betrieb übernommen zu werden, da die Nachfrage nach Fachkräften hoch sei. Berthold Schröder, Vizepräsident des Westdeutschen Handwerkskammertags, warb dafür, ein Praktikum  zu machen, wenn man noch keine Lehrstelle gefunden habe. Das sei inzwischen wieder möglich.

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