10 000 Pakete landen täglich auf dem Förderband

Vor Festtagen herrscht in DHL-Zustellbasis Hochbetrieb - Unternehmen will in Siegburg erste vollautomatische Packstation einrichten

10 000 Pakete landen täglich auf dem Förderband
Foto: Axel Vogel

Siegburg. Sahin Ferhan müsste derzeit eigentlich von Paketen träumen. Der junge Mann ist einer von knapp 60 Mitarbeitern der DHL-Zustellbasis in Siegburg und zuständig für die Verteilung der Pakete in Lohmar-Wahlscheid und Umgebung. 211 Sendungen musste er allein am Donnerstag zustellen, nach eigener Aussage etwa 30 Prozent mehr als sonst. So geht es auch seinen Kollegen: Vor Weihnachten brummt das Geschäft im Paketdienst.

10 000 Sendungen werden täglich in Siegburg umgeschlagen und zugestellt, rund 4 000 mehr als sonst das Jahr über, sagt Post-Sprecher Dieter Pietruck bei einem Ortstermin. Nächste Woche müssen sich Ferhan und seine Kollegen auf noch mehr Pakete einstellen. Dann sollen, rechtzeitig vor dem Fest, rund 12 000 Pakete täglich zugestellt werden.

Es ist 9.30 Uhr. Bereits auf den ersten Blick sieht man, was die vorweihnachtliche Stunde geschlagen hat. Paket für Paket der großen Versandhäuser wie Neckermann, Amazon oder Quelle werden von dem rückwärts an die Zustellbasis angedockten Laster auf das lange Förderband in der Halle gepackt. Der Laster kommt vom Paketzentrum Neuwied. Dort landen alle Sendungen von und für Siegburg.

Nachdem zwischen 6.30 und 8 Uhr eine Schicht die erste Welle zu den Adressaten gebracht hat, wird nun zwischen 8.30 und 10 Uhr die zweite Welle verarbeitet. Das Förderband schlängelt an den Zustellern vorbei, die für den Großraum Siegburg, Troisdorf und Sankt Augustin zuständig sind. Hinter ihnen stehen die flotten "Sprinter", die angedockt an die Halle mit offenen Türen auf ihre Ladung warten.

Wie der für Ortsteile von Lohmar zuständige Sahin Ferhan greift dann jeder Zusteller jene Pakete vom Förderband ab, die für seinen Bezirk bestimmt sind. Jedes Paket wird über einen Handscanner gezogen, über den der Identitätscode eingelesen wird. "Das machen wir, weil wir die Sendungen nachvollziehen müssen", erklärt Pietruck. Auch er weiß, was die Zusteller insbesondere in der Adventszeit zu leisten haben: "Das ist einer der härtesten Jobs, der in unserem Unternehmen zu vergeben ist." Aufgrund des immensen Arbeitsanfalls habe sein Unternehmen zwölf zusätzliche Mitarbeiter eingestellt.

Das liegt nicht nur daran, dass der Versandhandel laut Post in den letzten Jahren im Durchschnitt um 25 Prozent zugenommen hat. Die Zusteller haben auch mit mehr Problemen bei der Zustellung zu kämpfen. Oft sind etwa die Adressaten nicht zu Hause, was für Pietruck die gestiegene Anzahl von Single-Haushalten widerspiegele. Abhilfe sollen neue, vollautomatische Packstationen schaffen, "wo man Pakete rund um die Uhr abholen und aufgeben kann". Laut Dieter Pietruck soll Ende Februar in Siegburg die erste Packstation in Betrieb gehen.

Stichwort "Mitarbeiter". Zwar will die Deutsche Post AG ihr nationales Paket- und Briefgeschäft zusammenlegen ( der GA berichtete). Aber die Post-Mitarbeiter in der Region brauchen sich um ihre Jobs dennoch keine Sorgen zu machen. "Es wird keine Entlassungen geben, und es werden auch keine Produktionsstätten geschlossen", betont Pietruck nachdrücklich.

Es mache überdies auch überhaupt keinen Sinn, etwa in Siegburg einen Verbund aus Post- und Paketdienst herzustellen. Es werden weiterhin Briefe bei der Post und Pakete bei DHL abgeholt werden können. "Hier wird sich nichts ändern." Deutschlandweit werde man indes, so sieht es das Unternehmen vor, 17 000 DHL-Mitarbeiter zum Briefdienst verlagern. Für Pietruck sind auch Optimierungen denkbar, etwa den Großkunden Pakete und Briefe nicht mehr getrennt zuzustellen oder abholen zu lassen.

Es ist kurz vor 10 Uhr. Gerade kommt das letzte Paket aus Neuwied übers Förderband und findet von dort seinen Weg in einen Kleinlaster der Zusteller. Sahin Ferhan und seine Kollegen machen sich nun auf den Weg, um ihre Ware zu verteilen. Vor Ferhan liegen heute rund 75 Kilometer Zustellstrecke und ein Arbeitstag, der nicht vor 16 Uhr zu Ende sein dürfte. Trotzdem ist er gut gelaunt. "Ich träume nachts auch nicht von Paketen. Noch nicht", sagt er und steigt in seinen gelben Sprinter.

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