Bundeskartellamt in Bonn 19-Jähriger war Präsident für einen Tag
BONN · Der elegante Dienstwagen fuhr vor dem Hauptgebäude des Bundeskartellamtes in Bonn vor, und Fahrer Volker Spieß öffnete die Tür für die wichtige Person, die er soeben abgeholt hatte. Das war am Donnerstagmorgen aber nicht der Präsident Kartellamts Andreas Mundt, sondern Sebastian Kittani.
Auf den 19-Jährige wartete eine besondere Aufgabe. Und für die räumte Mundt seinen Chefsessel und seinen Schreibtisch, denn Kittani übernahm für den ganzen Tag die Leitung des Amts.
Diese Möglichkeit hatte sich der Abiturient des Kardinal-Frings-Gymnasiums über ein Auswahlverfahren erarbeitet, das ihm und seinen Klassenkameraden aus dem Leistungskurs Sozialwissenschaften einiges abverlangt hatte. Daraus ging er als Gewinner hervor.
Am Donnerstag war es dann soweit. Nach einem kurzen Briefing nahm er als erstes an der donnerstäglichen Abteilungsleiterkonferenz teil, bei der der Präsident, in dem Fall also er, die Berichte aus den einzelnen Abteilungen des Amtes abfragte.
Im Laufe des Tages nahm er auch an der Referatsleiterrunde der Verwaltung teil, besichtigte bei einem "Ortstermin" auf dem Gelände die Sanierungsarbeiten an der Liegenschaft des Amtes und begleitete ein Interview mit einer großen deutschen Tageszeitung, das dann aber hauptsächlich Mundt führte. Hinzu kamen weitere kleine Aufgaben, die ein Chef eben zu erledigen hat. Mundt begleitete ihn dabei den ganzen Tag.
Die Aktion "Chef für einen Tag" hat die Zeitschrift "Focus Money" organisiert. Zwölf große Unternehmen und Institutionen nahmen daran teil. Das Bundeskartellamt war erstmals vertreten. "Es ist immens wichtig, junge Leute schon in der Schulzeit an die Wirtschaftspolitik heranzuführen", sagte Pressesprecher Kay Weidner. Er war am Ende des Arbeitstages mit Kittani zufrieden. "Er hat sich sehr gut als Chef präsentiert."
Für den jungen Mann war es eine gute Abwechslung vom Abiturstress. "Der Tag war sehr interessant. Ich konnte viele Eindrücke sammeln." Im Vorfeld hatte er gescherzt, er wolle als Amtschef etwas gegen die hohen Spritpreise tun. Das konnte er natürlich nicht. Aber in seiner Funktion als Präsident des Bundeskartellamtes konnte er verkünden: "Im nächsten Jahr kommt auf jeden Fall die Transparenzstelle für den Benzinpreis."