Standortpapier der Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn/Rhein-Sieg 56.000 Industriebeschäftigte in der Region

Bonn · Die Industrie- und Handelskammer Bonn/Rhein-Sieg unterstreicht die Bedeutung des Wirtschaftssektors. Viele Betriebe stehen trotzdem vor Problemen.

 IHK-Vizepräsident Peter Kuhne will die Industrie stärken.

IHK-Vizepräsident Peter Kuhne will die Industrie stärken.

Foto: Holger Arndt

Jedes sechste sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnis in Bonn und der Region ist im Industriesektor angesiedelt. Dies geht aus dem neuesten Industriestandortpapier der Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn/Rhein-Sieg hervor. Demnach gibt es in der Region fast 5000 Betriebe dieses Sektors mit insgesamt etwa 56.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. „Das zeigt, wie groß die Bedeutung der Industrie hier vor Ort ist“, erklärt Peter Kuhne, IHK-Vizepräsident und Geschäftsführer der Kuhne Group. Die IHK wolle den Menschen in Bonn deutlich machen, was die Industriebetriebe für die Gesellschaft leisten.

„Im Einklang mit der Umwelt“

„Das Bild der rauchenden Schlote und laufenden Fließbänder ist nicht mehr aktuell. Wir haben Hightech-Industriebetriebe in der Region, die nachhaltig und im Einklang mit der Umwelt produzieren“, sagt Stephan Wimmers, Geschäftsführer der IHK Bonn/Rhein-Sieg. Die Lohnsumme betrage etwa 3,4 Milliarden Euro pro Jahr. „Dieses Geld bleibt in der Region. Und hier kann zum Beispiel der lokale Handel durch die Kaufkraft der Beschäftigten profitieren“, so Kuhne. Gewerbesteuereinnahmen würden außerdem in die Kassen der Kommunen fließen. Der Export spiele in der Region mit einer Quote von rund 50 Prozent eine wichtige Rolle. „Unsere Region ist gut in die ganze Welt vernetzt“, so Wimmers.

Die Bedeutung der Industrieunternehmen für die Region sei in der Corona-Pandemie besonders deutlich geworden: So konnten beispielsweise medizinische Masken vor Ort hergestellt werden.

Die IHK schreibt den Industriebetrieben in Bonn und der Region zwar eine wichtige Rolle zu, Probleme gebe es dennoch, wie zum Beispiel den Fachkräftemangel und das fehlende Interesse an einer Ausbildung. Wimmers weist darauf hin, dass die Politik, die Wirtschaftskammern sowie die Schul- und Arbeitsverwaltung mehr tun müssten, um junge Menschen zu erreichen und sie an eine Ausbildung heranzuführen.

Bei den Gewerbeflächen sieht die IHK ebenfalls Herausforderungen für die Industrie. Die Flächenreserven reichten nur noch wenige Jahre. Die IHK sieht die Kommunen in der Pflicht: Bonn und die Gemeinden im Rhein-Sieg-Kreis müssten noch besser zusammenarbeiten und interkommunale Gewerbegebiete entwickeln.

Schwierige Verwaltungsabläufe

Wimmers kritisiert zudem die Verwaltungsabläufe für Industriebetriebe. Letztere seien darauf angewiesen, Vorhaben unbürokratisch umzusetzen. „Einige Genehmigungsprozesse ziehen sich aber über Jahre hinweg“, sagt Wimmers. Hier sei ein besserer Austausch zwischen den Ämtern und den Industriebetrieben wünschenswert.

Auch die Energiewende sowie Klimaschutzmaßnahmen erfordern laut IHK große Anstrengungen der Industriebetriebe. „Was auf uns zukommt, sind Veränderungen, wie wir sie noch nicht erlebt haben“, berichtet Wimmers. Die IHK finde die Anstrengungen für mehr Klimaschutz richtig – es brauche allerdings gute Rahmenbedingungen. So müsse  die Versorgungssicherheit gewährleistet und die Energiepreise bezahlbar sein. „Es bringt für den Klimaschutz nichts, wenn Unternehmen hier schließen und an einem anderen Standort, mit weniger Umweltauflagen, wieder öffnen“, erklärt Wimmers. Es müssten außerdem Anreize geschaffen werden, damit Industriebetriebe mehr erneuerbare Energien einsetzen. Dies könnten zum Beispiel vertiefte Energieberatungen oder Zuschüsse für Photovolataik-Anlagen sein.

Kuhne berichtet aus seinem Unternehmen, ein Spezialist für die Folien- und Plattenherstellung, dass er schon seit über 20 Jahren Energie einspare. Nun sei eine Solaranlage in Planung. Mit der regionalen Kunststoffindustrie, die laut der IHK neben dem Maschinenbau eine der wichtigsten Industriezweige der Region darstellt, arbeite er am Ausbau der Kreislaufwirtschaft mit. Außerdem sei die Branche daran beteiligt, das Verwerten und Minimieren von Kunststoffverpackungen zu optimieren. „Nur mit dem Know-how unserer Industrie lassen sich diese Probleme bewältigen“, so Kuhne.

Um die Bedeutung der Industrie für Bonn und den Rhein-Sieg-Kreis herauszustellen sowie die Probleme der Branche zu bewältigen, startet die IHK eine Industrieinitiative. Unter anderem sollen junge Menschen die Möglichkeit bekommen, Führungskräfte von Industriebetrieben kennenzulernen. Außerdem sei ein Diskussionsforum mit Vertretern von Fridays for Future geplant. Die Auftaktveranstaltung findet am Donnerstag, 14. Oktober, um 16.30 Uhr in der Stadthalle Troisdorf statt. Eine Anmeldung ist über die Website der IHK Bonn/Rhein-Sieg möglich.

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