6 000 Briefträger sollen nur noch Teilzeit arbeiten

Vereinbarung mit der Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di - Bonner Konzern will seine Pläne von 2007 bis 2009 umsetzen - Betroffen sind vor allem Beschäftigte in Großstädten

6 000 Briefträger sollen nur noch Teilzeit arbeiten
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Bonn. Bei der Deutschen Post steht eine kleine Revolution im Briefbereich an: Künftig sollen tausende Briefträger nur noch Teilzeit arbeiten. Betroffen sind rund 6 000 Zusteller, wie Post-Sprecher Uwe Bensien am Freitag in Bonn bestätigte.

Diese Vereinbarung dürfte noch für viel Zündstoff unter den rund 79 000 Postboten sorgen. Für die Betroffenen - wohl vor allem in größeren Städten - sind die Neuerungen mit kräftigen Einbußen oder einem Wechsel des Einsatzortes verbunden.

Anders als in der Paketzustellung oder in den Sortierzentren, wo es Teilzeit oder Mini-Jobs gibt, kamen Briefboten bisher in der Regel in Vollzeit-Beschäftigung an die Haustür. Mini-Jobs unter 400 Euro sollen hier aber bei der Post auch künftig Tabu sein.

Die Briefträger sollen zwar "nicht gezwungen" werden, von Vollzeit auf Teilzeit zu wechseln, wie Bensien sagte. "Es wird keine Änderungskündigungen geben." Wenn Briefträger aber nicht mitziehen, können sie auch nicht weiter in ihrem angestammten Zustellbezirk bleiben, wenn dieser von der Umstellung betroffen ist. "Ihnen wird dann ortsnah ein Alternativjob angeboten", sagte Bensien.

Auch bei den Teilzeit-Stellen werde es sich um voll sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze auf der Basis von Tarifverträgen handeln. "Bei uns wird es bei der Briefzustellung auch künftig keine Mini-Jobs geben."

Die Umstrukturierung, die im Stillen mit der Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di vereinbart wurde, soll von Anfang 2007 bis Ende 2009 umgesetzt werden. Mit ihr wolle die Post vor allem ihr Ziel erreichen, dass Briefsendungen bis 13 Uhr beim Empfänger sind, sagte Bensien. "Das ist eine Maßnahme zur Qualitätssicherung, von der auch der Privatkunde profitieren wird."

Bisher landeten in Deutschland bis 13 Uhr etwa 90 Prozent der Sendungen der Post bei Geschäftskunden und 80 Prozent bei Privatkunden. Die Kommunikationsgewerkschaft DPVKOM sieht für die Umstellung keine Notwendigkeit. Die langfristige Sicherung von Vollzeitarbeitsplätzen sei möglich. Durch die Maßnahme gehe der Post weiter ein Stück Kontakt zum Kunden verloren, sagte Sprecher Frank Weigand. "Für den künftigen Wettbewerb ist das verheerend."

Da es insgesamt für die Umsetzung drei Jahre Zeit gebe, werde es keinen unmittelbaren zeitlichen Druck auf die Zusteller geben, sagte Bensien. Die Umstellung soll sich auch noch bis ins erste Jahr der kompletten Öffnung des Briefmarkts hinziehen. Das nationale Briefmonopol der Post läuft Ende 2007 aus, und die Post will sich für den zu erwartetenden Wettbewerb wappnen.

Mit der Vereinbarung ist laut Ver.di auch verbunden, dass es in der Briefzustellung - anders als dies schon bei der Paketzustellung der Fall ist - bis Ende 2009 keine Fremdvergabe durch die Post geben wird. Im gesamten Briefbereich - vor allem in den Briefzentren und Filialen - hat die Post in den vergangenen Jahren bereits immer mehr Vollzeit-Arbeitsplätze abgebaut.

Die Zahl dieser Beschäftigten sank allein im Jahr 2005 um 6 851 auf 93 103, wie aus Daten der Bundesnetzagentur hervorgeht. Seit 1999 wurden im Briefsektor insgesamt rund 33 500 Stellen abgebaut. Die Post bietet zunehmend auch Mini-Jobs an.

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