Oppenheim-Prozess 70, 77 oder 123 Millionen Euro

Köln · Wie viel waren Immobilien wert, die Sal. Oppenheim Ende 2008 kaufte? Das ist eine zentrale Frage, um die es zuletzt im Untreueprozess gegen die Ex-Bankchefs und den Immobilienentwickler Josef Esch vor dem Kölner Landgericht ging.

 Sie leitet den Prozess gegen die Ex-Chefs von Sal. Oppenheim: Sabine Grobecker.

Sie leitet den Prozess gegen die Ex-Chefs von Sal. Oppenheim: Sabine Grobecker.

Foto: Meisenberg

Vor der Großen Strafkammer unter Vorsitz von Sabine Grobecker sagten in dieser Woche Experten als Zeugen aus.

Ein Bankmitarbeiter taxierte die Immobilien in der Bockenheimer Landstraße in Frankfurt im Oktober 2009 auf 70 bis 80 Millionen Euro. Diesen Wert sollten sie nach Abschluss von Um- und Neubauten haben. Er arbeitete zeitweise in einer Abteilung, die sich um Oppenheim-Esch-Fonds und weitere Immobilien kümmerte. Die Beurteilung sei vor dem Hintergrund der anstehenden Bilanzerstellung entstanden, so der Zeuge.

Dazu sind auch Wertansätze in den Büchern zu überprüfen. Knapp 95 Prozent einer Grundstücksgesellschaft, an der Eigentümer der Bank und Esch beteiligt waren, und die die Immobilien hielt, hatte die Bank im Vorjahr für rund 123 Millionen Euro gekauft.

Danach wurde ein unabhängiger Gutachter eingeschaltet. Dieser ermittelte einen Ertragswert von rund 77 Millionen Euro. Danach fertigte der Bankmitarbeiter noch eine Aktennotiz, in der er auf die unterschiedlichen Grundeinschätzungen von Bank und Gutachter sowie auf hohe Bau- oder Nebenkosten hinwies.

Eschs Verteidiger Eberhard Kempf fragte hartnäckig nach Berechnungsmethoden und Datengrundlage. Unterlagen habe er von seinem Vorgesetzten erhalten, so der Zeuge. Er wie auch der Sachverständige zuvor räumten aber ein, dass bei Immobilien Preise erzielt werden könnten, die erheblich von ermittelten Werten abweichen können. In der Tat gibt es Hinweise, dass Grundstücke des Komplexes zuletzt deutlich teurer verkauft wurden, als damals ermittelt. Dem will das Gericht nachgehen. Das könnte Einfluss auf die Schadenshöhe haben.

Nach einer zweiwöchigen Pause verhandelt das Gericht weiter über die Frankfurter Immobilien. Danach geht es um Immobilien in Köln und um Kredite an Arcandor. Allein bis Ende Mai 2014 sind noch 50 Verhandlungstage angesetzt.

Wegen Untreue beziehungsweise Beihilfe dazu müssen sich neben Esch auch Matthias von Krockow, Christopher von Oppenheim, Friedrich Carl Janssen und Dieter Pfundt verantworten. Allein bei den Immobiliengeschäften soll der Bank laut Staatsanwaltschaft ein Schaden von mehr als 140 Millionen Euro entstanden sein.

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