Marriott und Starwood Aktionäre besiegeln Megafusion

Washington · Marriott International und Starwood schließen sich zum weltgrößten Hotelkonzern zusammen.

 Marriott zahlt 13,5 Milliarden Dollar plus Aktien für den Deal. Der neue Konzern verfügt insgesamt über 1,1 Millionen Zimmer.

Marriott zahlt 13,5 Milliarden Dollar plus Aktien für den Deal. Der neue Konzern verfügt insgesamt über 1,1 Millionen Zimmer.

Foto: dpa

Angetrieben durch die Marktmacht von Internet-Portalen wie Booking.com und des globalen Bettenvermittlers „Airbed and Breakfast“ (AirBnB) hat der Trend zu Megafusionen im Hotelgewerbe einen neuen Höhepunkt erreicht: Marriott heiratet Starwood. Die gestern von den Aktionären besiegelte Ehe der US-Konkurrenten von einst schafft den größten Anbieter weltweit. 5500 Herbergen. 1,1 Millionen Zimmer. Jahresumsatz 20 Milliarden Dollar. Größer als Interconti und Hilton. Das neue amerikanische Konglomerat bietet mit 30 Marken das größte Spektrum aller Zeiten. Von Nobel-Häusern wie Ritz-Carlton, St. Regis, Le Meridian über Mittelkasse-Herbergen wie Courtyard bis zu Hipster-Ketten wie W und Aloft ist künftig alles unter einem Dach.

Marriott zahlt rund 13,5 Milliarden Dollar plus Aktien für den Deal. Durch die Fusion glaubt das in Bethesda/Maryland vor den Toren Washingtons ansässige Unternehmen laut CEO Arne Sorenson die Betriebskosten um rund 200 Millionen Dollar pro Jahr senken zu können. Durch den nach dem plötzlichen Ausscheiden eines chinesischen Investors doch noch möglich gewordenen Zusammenschluss mit dem von CEO Tom Manga geleiteten Starwood-Konzern ergibt sich ein Börsenwert von rund 30 Milliarden Dollar. Eine gewaltige Summe, aber kein beruhigender Vorsprung.

AirbnB, der größte Innovationstreiber im Übernachtungsgeschäft, hat es in nicht einmal acht Jahren auf 25,5 Milliarden Dollar gebracht. Dabei ist das ehemalige Silicon-Valley-Start-up noch nicht an der Börse notiert. Seit die Studenten Joe Gebbia und Brian Chesky 2007 in Kalifornien auf Luftmatratzen billige Schlaflager für einen Kongress organisierten und im August 2008 offiziell online gingen, hat das Unternehmen einen beispiellosen Aufstieg erlebt.

In bald 35 000 Städten in 191 Ländern können Kunden via Internet inzwischen unter knapp zwei Millionen privat vermittelten Schlafplätzen wählen. Fast 65 Millionen Menschen haben seither über die rote AirbnB-App gebucht. Allein im vergangenen Jahr hat das Unternehmen, das dem Gast je nach Endpreis Service-Gebühren zwischen sechs und zwölf Prozent und dem Anbieter eine Provision von drei Prozent abverlangt, dem Vernehmen nach Erträge von rund 900 Millionen Dollar erzielt. Und ein Ende des (manchmal von oberster Stelle ermöglichten) Wachstums ist nicht in Sicht.

AirbnB-Chef Brian Chesky war neulich in der Delegation von Barack Obama auf Kuba. Amerikas Präsident hatte dem jungenhaft wirkenden Milliardär rechtzeitig zum historischen Staatsbesuch quasi den Weltmarkt geöffnet. War es bisher nur US-Bürgern gestattet, den Bettenvermittlungs-Goliath für Kuba-Trips zu nutzen, so dürfen seit Mitte März Gäste aus aller Herren Länder via AirBnB auf der sozialistischen Karibik-Insel einchecken. Allein in Havanna schießen die Angebote (zwischen 30 und 70 Dollar die Nacht für ein solides Doppelzimmer) wie Pilze aus dem Boden. Cheskys Credo – „Wer mit uns reist, lernt eine Stadt nicht über ihre Sehenswürdigkeiten kennen, sondern über ihre Menschen“ – kommt hier besonders zum Tragen. Anstatt normierter Hotel-Rezeptionen erwartet Havanna-Besucher ein Bett mit Familienanschluss, starkem Kaffee und - auf Wunsch - privater Reiseleitung.

Ein Konzept, das global betrachtet nicht nur Touristen anzieht, die das Individuelle suchen, wo doch die Zimmer vieler Hotelketten heutzutage in Darmstadt genauso aussehen wie in Dubai. Immer öfter buchen auch Geschäftsreisende über die Mietwohnzentrale. Was insgesamt das Geschäftsmodell traditioneller Ketten wie Marriott/Starwood aushöhlt und Widerstand weckt.

Hotel-Verbände monieren eine „schleichende Industrialisierung von Kurzzeitvermietungen“. Vielerorts wird AirBnB längst als wettbewerbswidrige Konkurrenz betrachtet. Die Rede ist von „unversteuerter Zweckentfremdung von Wohnraum“, wenn etwa reiche Hausbesitzer in den 1 a-Lagen großer US-Städte mit Kurzzeit-Vermietungen mehr verdienen als mit langfristigen Mietverträgen. New Yorks Staatsanwalt Eric Schneiderman hat ermittelt, dass dem Fiskus allein im „Big Apple“ dadurch binnen vier Jahren knapp 35 Millionen Dollar Hotelsteuern entgangen sind.

AirBnB steuert im Rahmen des Möglichen dagegen, wirbt für Hotel-ähnliche Sicherheitsstandards (Feuerschutz) und Haftpflichtversicherungen. Am Ende aber gilt: Echte Haftungsfragen sind zwischen Mieter und Vermieter zu klären, der Vermittler ist in der Regel außen vor.

Wie weit der Verdrängungswettbewerb des neben dem Fahrdienst Uber zu den Paradepferden der „Share“-Ökonomie (Teilen) zählenden Unternehmens gehen wird, weiß niemand.

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