Alfterer Betriebe fürchten Einbußen in Millionenhöhe bei Ansiedlung des Möbelhauses "Porta"

Henseler beschwört den "regionalen Konsens"

Bornheim-Roisdorf/Alfter. "Das ist eine Initialzündung für das Gewerbegebiet Bornheim-Süd", freute sich Bornheims Bürgermeister Wilfried Henseler, als die Nachricht von der geplanten Ansiedlung des Möbelhauses "Porta" bekannt wurde.

Die Gemeinde Alfter dagegen jubelt nicht: Das Projekt widerspreche interkommunalen Absprachen und werde zu Verlusten bei Alfterer Unternehmen führen, teilte Bürgermeisterin Bärbel Steinkemper in den Unterlagen des Alfterer Planungsausschusses mit.

Das Unternehmen Porta möchte sich auf einer Fläche von 100 000 Quadratmetern ansiedeln, von denen 30 000 mit Gebäuden bebaut werden sollen. Der Rest wird für Zufahrten, Parkplätze, Lagerplätze und Eingrünungen benötigt.

Die eigentliche Verkaufsfläche teilt sich auf in 32 500 Quadratmeter für das eigentliche Möbelhaus und Nebensortimente, einen Möbel-Boss-Abholmarkt (4 500 Quadratmeter), einen Baumarkt (9 700 ) und einen Gartenmarkt (4 000).

Erschlossen wird das Gebiet über die L 118 (Herseler Straße) und die fertig geplante Anbindung an die Autobahn A 555. Kommt dann einige Jahre später auch die Ortsumgehung L 183 n, würden große Teile der Verkehrsströme aus Roisdorf, Bornheim, Oedekoven und Alfter herausgezogen, heißt es in der Alfterer Unterlage.

Die Anbindung der Betriebe stimmt: Innerhalb von zwei Kilometer Umkreis befinden sich die Haltestellen der Bahnlinien 18 und 16 sowie der Roisdorfer Bahnhof, dazu verkehrt die Buslinie 818 zwischen den Stadtteilen Hersel und Roisdorf, die zukünftig vielleicht durch das Gewerbegebiet führen könnte.

Porta habe sich bereit erklärt, einen kundenfreundlichen Pendelverkehr zu den Haltestellen einzurichten, wenn dies nicht ausreichen sollte.

Der Neubau würde der Region voraussichtlich mehr als 300 Arbeitsplätze bringen und dadurch die Verkehrsbelastung dank einer hohen Auspendlerquote senken, die in Bornheim und Alfter mangels ortsnaher Jobs bei gut 80 Prozent liegt.

Die Alfterer Gemeindeverwaltung ging auch der Frage nach, ob der Standort nah genug am Zentrum der Region liege. Dazu heißt es, dass Bornheim das Stadtzentrum städtebaulich so entwickeln werde, dass der noch bestehende Zwischenraum von 1 000 Metern zwischen dem Sondergebiet und dem Stadtzentrum Bornheim/Roisdorf auch noch wegfällt.

In dem Komplex soll es nicht nur Möbel geben, sondern unter anderem auch Tisch- und Bettwäsche, Kurzwaren, Haushaltsgeräte, Beleuchtung, Büromaterialien, Geschenkartikel und Uhren.

Zu den Auswirkungen der Ansiedlung eines Porta-Möbelhauses auf den heimischen Absatzmarkt zitiert die Verwaltung aus einem von der Stadt Bornheim in Auftrag gegebenen Gutachten: Darin prognostiziert Econ-Consult aus Köln einen Umsatz von fast 60 Millionen Euro, die zu 60 Prozent von Kunden aus Brühl, Wesseling, Bornheim, Bonn, Rheinbach und Meckenheim sowie Alfter, Swisttal und Weilerswist gezahlt würden.

Dadurch, so rechnet die Alfterer Verwaltung, gingen örtlichen Betrieben drei Millionen Euro verloren. Am stärksten wäre Obi in Oedekoven betroffen, der mit zwei Millionen Euro Umsatzeinbuße rechnet. Das Möbelhaus Kurth in Alfter werde 800 000 Millionen Euro weniger umsetzen.

Bornheims Bürgermeister Henseler ging am Dienstag in die Offensive. "Wir haben uns zweieinhalb Jahre um die Ansiedlung von Porta bemüht, denn damit sind 300 Arbeitsplätze verbunden", sagte Henseler dem GA.

Alle Nachbarkommunen seien frühzeitig und in enger Abstimmung in die Pläne eingeweiht gewesen. Diese seien teilweise modifiziert und angepasst worden.

"Aufgrund der positiven Reaktionen gehe ich davon aus, dass in Bonn und Alfter noch im November positive Beschlüsse gefasst werden und somit ein regionaler Konsens zustande kommt", so Henseler weiter.

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