Alfterer Ein-Euro-Jobber ohne Zukunft

Alfter · Weil Zuschüsse der Bundesagentur für Arbeit wegfallen, droht das Projekt in Alfter zu kippen.

 Die Langzeitarbeitslose Andrea Gappert in Kassel als Ein-Euro-Jobberin in einem gemeinnützigen Kindergarten als Spielebegleiterin.

Die Langzeitarbeitslose Andrea Gappert in Kassel als Ein-Euro-Jobberin in einem gemeinnützigen Kindergarten als Spielebegleiterin.

Foto: dpa

Das Arbeitsprojekt der Gemeinde Alfter für Ein-Euro-Jobber steht auf der Kippe: Ab April 2012 fallen die Zuschüsse der Bundesagentur für Arbeit für die Verwaltungskraft und die Sozialarbeiterin weg. Das will Bürgermeister Rolf Schumacher nicht kampflos hinnehmen, und die Kommunalpolitiker im Rat pflichteten ihm bei. Einstimmig beauftragten sie ihn, sich beim Jobcenter Rhein-Sieg für die Fortführung des Angebotes für Langzeitarbeitslose in bisherigem Umfang einzusetzen. Fällt die Förderung weg, soll geprüft werden, ob die Gemeinde Alfter eventuell aus eigener Kraft die Personalkosten in Höhe von rund 45 000 Euro pro Jahr zahlen kann.

Hintergrund für die Gefährdung der Arbeitsgelegenheiten ist die Arbeitsmarktinstrumentenreform 2012. Anders als bisher sollen künftig nur noch die Kosten erstattet werden, die den Anleitern vor Ort entstehen. Das sind die Ansprechpartner in den jeweiligen Einrichtungen, die den praktischen Einsatz der Ein-Euro-Jobber begleiten.

Arbeitsplätze in sozialen Einrichtungen

Zurzeit gibt es 20 solcher Plätze für Langzeitarbeitslose in Alfter und Bornheim, die sich vor allem wieder an geregelte Tagesstrukturen gewöhnen sollen. Sie werden sechs bis neun Monate beispielsweise in Kindergärten oder Schulen eingesetzt, in Seniorenheimen oder im Bauhof der Gemeinde.

Dabei steht ihnen eine Sozialarbeiterin zur Seite, eine Verwaltungskraft kümmert sich um die organisatorische Abwicklung. Diese individuelle Betreuung können die Anleiter in den Einsatzstellen weder fachlich noch zeitlich leisten, heißt es im Bericht der Verwaltung zum Thema. Die bisher sehr erfolgreiche Maßnahme, die Alfter in Kooperation mit dem Jobcenter Rhein-Sieg seit Oktober 2007 als Träger durchführt, könne dann nicht weiterlaufen.

Sparen an der falschen Stelle

Luise Wiechert (CDU) zeigte sich "entsetzt", dass bei den Menschen gespart werden soll, die es auf dem Arbeitsmarkt am schwersten haben. "Für das Projekt haben wir lange gekämpft. Das sollten wir uns nicht mit einem Federstrich kaputt machen lassen." Ähnlich äußerte sich auch Rena Hansmeyer (SPD). "Wir sollten alles versuchen, um die Maßnahmen irgendwie weiterzuführen." Quer durch den Ratssaal votierten auch die übrigen Fraktionen dafür, das Projekt zu retten.

Offiziell heißt es "Arbeitsgelegenheiten mit Mehraufwandsentschädigungen gemäß §16d Sozialgesetzbuch II, Tagesstrukturierung Erwachsene". Konkret geht es um Menschen, die es aus eigener Kraft nicht mehr in den Beruf schaffen. Durch den Arbeitseinsatz als Ein-Euro-Jobber gewöhnen sie sich wieder an eine Tagesstruktur und Schlüsselqualifikationen wie Pünktlichkeit und Teamfähigkeit. Bei der Begleitung durch Sozialarbeiter entstehen vielfach neue Impulse für das Selbstwertgefühl, und nicht selten eröffnen sich Wege aus der Perspektivlosigkeit.

Im laufenden Jahr, in dem seit April 46 Personen in das Projekt aufgenommen wurden, haben vier Teilnehmer anschließend eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung gefunden. Bei den meisten anderen wurden deutliche positive Veränderungen im Sozialverhalten festgestellt.

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