Jobcenter Bonn Ali Yaldiz begann mit Mitte 20 noch einmal eine Ausbildung
BONN · Interesse an Motorrädern hatte Ali Yaldiz schon als Jugendlicher. Zum Beruf gemacht hat er seine Leidenschaft erst später - mit 26. Heute verkauft Yaldiz Zweiräder im Motorrad Zentrum Bonn. Yaldiz gilt als Spätstarter, auch für die Arbeitsvermittler vom Jobcenter Bonn. Aber er ist kein Einzelfall.
Allein beim Jobcenter Bonn interessieren sich Jahr für Jahr Hunderte ältere Arbeitssuchende für Umschulungsmaßnahmen. Nur knapp zwei Dutzend beginnen aber tatsächlich eine Ausbildung. "Wir müssen die Bewerbungen vorher gut sichten, und entscheiden uns dann für Bewerber, die uns geeignet erscheinen", sagt Markus Waschinski vom Jobcenter Bonn. Nicht immer halten die Bewerber, was sie versprechen.
Von den mehr als 2500 Frauen und Männern, die im Jahr 2014 (von Januar bis November) im Zuständigkeitsbereich der Agentur für Arbeit Bonn/Rhein-Sieg an beruflichen Weiterbildungsmaßnahmen teilgenommen haben, waren rund 700 sogenannte Spätstarter. Die Erfolgsquote kann sich sehen lassen. Beispiel Jobcenter Bonn. Von den 25 Spätstartern, die 2012 ihre Umschulungsmaßnahme begonnen haben, haben 18 oder 72 Prozent diese Maßnahme erfolgreich bestanden. Elf von ihnen bekamen anschließend eine Festanstellung.
Die Vorzüge von beruflichen Spätstartern fasst Waschinski so zusammen: "Sie sind oft charakterlich gefestigter als Jugendliche, sie treten im Ausbildungsbetrieb souveräner auf, und vor allem zeigen sie die Bereitschaft, noch einmal eine Ausbildung zu beginnen."
Ähnlich sieht es auch Reiner Schmitz, Chef des Motorrad Zentrums Bonn und Arbeitgeber von Ali Yaldiz. "Wichtige Voraussetzungen für beide Seiten ist, dass beim Bewerber die innere Einstellung stimmt, und dass der Arbeitgeber bereit ist, viel Zeit zu investieren", sagt Schmitz, der in seinem Betrieb sieben fest angestellte Mitarbeiter beschäftigt. Yaldiz ist froh, dass sein Chef sich für ihn diese Zeit genommen hat.
"Als ich mich hier vor rund zwei Jahren als Automobilkaufmann beworben habe, war mir klar, das ist meine letzte Chance", erzählt der mittlerweile 28-Jährige. "Ich hatte zuvor zwar eine Ausbildung als Verkäufer abgeschlossen, aber das hat mir keinen Spaß gemacht. Und so habe ich einige Jahre lang verschiedene Aushilfsjobs angenommen, bevor ich von den Spätumschuler-Maßnahmen des Jobcenters gehört habe.
"Wir orientieren uns als Jobcenter an der Förderung von Umschulungsmaßnahmen am regionalen Bedarf", erläutert Waschinski. Besonders groß ist der Bedarf zurzeit beispielsweise an Bürokaufleuten, Altenpflegern, Einzelhandelskaufleuten und Kfz-Mechatronikern.
