Kommentar zur Deutschen Bank Angenehm altmodisch

Meinung · Da gibt es eine Aktie, deren Kurswert nur etwa die Hälfte der gebuchten eigenen Vermögenswerte repräsentiert. Eigentlich müssten Investoren sich um die Aktie reißen, haben solche „unterbewerteten“ Papiere angeblich doch ein enormes Aufwärtspotential.

 Zwei Männer gehen am 21.01.2016 vor der Zentrale der Deutschen Bank in Frankfurt am Main (Hessen) vorbei. Die Deutsche Bank ist noch tiefer in die roten Zahlen gerutscht als befürchtet. Foto: Arne Dedert/dpa (zu dpa "Schweres Jahr 2015 endet für Deutsche Bank mit Milliardenverlust") vom 21.01.2016) +++(c) dpa - Bildfunk+++

Zwei Männer gehen am 21.01.2016 vor der Zentrale der Deutschen Bank in Frankfurt am Main (Hessen) vorbei. Die Deutsche Bank ist noch tiefer in die roten Zahlen gerutscht als befürchtet. Foto: Arne Dedert/dpa (zu dpa "Schweres Jahr 2015 endet für Deutsche Bank mit Milliardenverlust") vom 21.01.2016) +++(c) dpa - Bildfunk+++

Foto: picture alliance / dpa

Doch die Aktie der Deutschen Bank will niemand haben. Die frisch vorgelegten Zahlen für das Jahr 2015 machen das verständlich. Noch mehr die traurigen Perspektiven für das laufende Jahr. Die Altlasten aus Zinsmanipulationen und geschönten Hypothekengeschäften könnten auch 2017 noch die Gewinne aufzehren: Die Bank wird ihre Vergangenheit nicht los.

Strategien gingen oft nicht auf. Zuweilen waren die veränderten Marktgegebenheiten daran schuld: Etwa als die Deutsche Bank die Postbank übernahm, dies auch in der Hoffnung, die dort angesammelten Spargelder für ihr Investmentbanking einsetzen zu können. Doch dann kamen die Finanzkrise und danach eine schärfere Bankenaufsicht mit wieder steigenden Eigenkapitalanforderungen: Womöglich zum Glück für die Kunden der Postbank. Denn das Image der Investmentbanker war so, dass man ihnen zugetraut hätte, die Ersparnisse der kleinen Leute zu verjuxen.

Nun wissen die Banken hoffentlich, was sie nicht mehr wollen oder wollen dürfen. Eine nach vorn gerichtete Strategie ist damit noch nicht zur Hand. Auch bei der Deutschen Bank ist sie nur schwer erkennbar. Wenn, dann müsste sie wohl mit „zurück zu den Wurzeln“ überschrieben werden: Unternehmen finanziell ins Ausland begleiten, was dann auch Kenntnisse der jeweiligen Märkte und des Finanzverkehrs mit diesen Märkten einschließt, Devisenhandel und Kurssicherung inklusive. Die Unternehmer als Privatkunden werden gleich mit bedient. Das alles lässt sich dann auch für ausländische Unternehmen und ihre Wirtschaftskontakte mit Deutschland nutzen. Im Verhältnis zu früheren Ansprüchen hat das viel mit kleiner werden, Risiken rausnehmen, sich beschränken und Risiken im Auge behalten zu tun. Nicht sehr spektakulär.

So wie John Cryan. Mit ihm hat die Bank jetzt jemanden an der Spitze, der klassisches Bankgeschäft als Strategie glaubhaft verkörpern könnte. Der es gut findet, wenn ein Vorstand, der 6,8 Milliarden Euro Verlust vorlegt, nicht noch mit einem Bonus bei der Stange gehalten wird. Er, obwohl Brite, scheint von der oft rüden Art Londoner Investmentbanker weit entfernt. Cryan kommt mit angenehm altmodisch wirkenden Tugenden wie Geduld, Entschlossenheit und Fleiß daher. Von der Bankenaufsicht ist auch zu hören, dass sie endlich Kooperationsbereitschaft wahrnimmt. Dies und der persönliche Eindruck stimmen überein: Bei der Deutschen Bank scheint der Kulturwandel endlich eingesetzt zu haben. Denn er wird offenbar vorgelebt. In den Zahlen zeigt sich das noch nicht. Es ist nur ein Gefühl. Die Zahlen müssen das noch unterfüttern.

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