Angespannte Lage bei Firmen in der Region

"Kurzarbeit rettet zehntausende Stellen" - Maschinenbau schöpft Hoffnung

Bonn/Frankfurt. Die deutschen Maschinenbauer schöpfen zwar wieder Hoffnung und wollen die Produktion nach einem Einbruch um 25 Prozent im vergangenen Jahr 2010 zumindest halten. Eine Garantie für die Arbeitsplätze ist dies allerdings nicht, wie Manfred Wittenstein, Präsident des Branchenverbandes VDMA, gestern in Frankfurt verdeutlichte.

"Aus rein betriebswirtschaftlicher Sicht hätten die Unternehmen 2009 vermutlich über 100 000 Mitarbeiter abbauen müssen." Tatsächlich haben die Maschinenbauer vor allem dank Kurzarbeit und dem festen Willen vieler Firmen, bewährte Mitarbeiter zu halten, nur rund 34 000 Stellen gestrichen, so dass Ende Dezember noch 920 000 Menschen beschäftigt wurden. Eine Beschäftigungsprognose für 2010 wagt er nicht.

Ob es wieder moderat zugeht, hängt nach Ansicht von Wittenstein nicht nur vom Auftragseingang ab, sondern auch von der Bereitschaft der Banken, Betriebsmittelkredite zu gewähren.

Angespannt bleibt dagegen die Lage für die Unternehmen in der Region. Wie die Industrie- und Handelskammern im Rheinland (IHK) in ihrem jüngsten gemeinsamen Konjunkturbarometer feststellten, bezeichnet die Hälfte aller 2 100 befragten Unternehmen ihre gegenwärtige Lage trotz Aufwärtstendenzen als schlecht, nur jeder sechste Betrieb als gut.

Gleichzeitig stagnieren die Geschäftserwartungen auf gutem Niveau. Vieles hänge von der Entwicklung der globalen Wirtschaft und der Nachfrage aus dem Ausland ab. "Hier gibt es aber positive Signale, denn die Exporterwartungen sind in dieser Branche deutlich höher als zuletzt", so Herbert Ferger, Hauptgeschäftsführer der IHK Köln. In Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis sind früheren Erhebungen zufolge in mehr als 30 Maschinenbau-Unternehmen mit mehr als 20 Angestellten über 5 000 Mitarbeiter beschäftigt.

Stichwort Kredite: "Nur damit können viele Maschinenbauer die Produktion vorfinanzieren. Es gibt aktuell keine Kreditklemme, aber die Finanzierungsbedingungen sind schwieriger geworden." Die Banken, so Wittenstein, sollten nicht zu sehr auf die Vergangenheit schauen, "sondern viel stärker die langfristige Stabilität in den Mittelpunkt stellen." Dass die Maschinenbauer noch über Liquidität verfügen, liege, so der VDMA-Präsident, auch daran, dass sie in den letzten Jahren das Eigenkapital kontinuierlich verstärkt hätten.

Die Quote stieg von 30 Prozent im Jahr 2000 auf 34 Prozent im Jahr 2008. Auch wegen dieser Stärke haben die Unternehmen den dramatischsten Produktions- und Umsatzeinbruch der Nachkriegszeit im vergangenen Jahr bislang mit überschaubaren Blessuren überstanden. "Selbst für den Maschinenbau, der starke Ausschläge gewohnt ist, kam es 2009 knüppeldick", sagt Wittenstein.

Die Produktion brach um knapp 25 Prozent auf 151 Milliarden Euro ein, der Umsatz ebenfalls um 25 Prozent auf rund 160 Milliarden Euro. Der Auftragseingang rutschte um 38 Prozent ab. Die Anlagen waren zeitweise zu weniger als 70 Prozent ausgelastet. Die Netto-Umsatzrendite fiel von 5,8 auf 1,5 Prozent. Allein Zuwächse von gut vier Prozent im Geschäft mit China verhinderten ein noch schlechteres Ergebnis.

China ist mittlerweile mit einem Anteil von gut zehn Prozent wichtigster Exportmarkt für die deutschen Maschinenbauer vor den USA, die bei knapp acht Prozent liegen, aber 2009 um ein Drittel abgerutscht sind. Schlimmer als Deutschland hat es unter den führenden Maschinenbauländern nur Japan erwischt. Hier brach der Umsatz 2009 um 40 Prozent ein. Die Aussichten für 2010 sind nach Ansicht von Wittenstein besser, aber nicht rosig. Der aktuelle Auftragsbestand reicht noch dreieinhalb Monate. Die Talfahrt sei zwar im Spätsommer 2009 beendet worden, aber auch die ersten Monate 2010 würden noch schwierig.

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