Fünf Jahre Integration Point Bonn Anlaufstelle für Geflüchtete

Bonn · Seit fünf Jahren existiert der Integration Point Bonn (IP). Die gemeinsame Einrichtung von Arbeitsagentur, Jobcenter und Stadt ist eine erste Anlaufstelle für Flüchtlinge.

 Am 10. Juni 2016 besuchte der damalige Bundespräsident Joachim Gauck den Integration Point Bonn.

Am 10. Juni 2016 besuchte der damalige Bundespräsident Joachim Gauck den Integration Point Bonn.

Foto: Barbara Frommann

 Es war eine turbulente Zeit: Auf dem Höhepunkt der Flüchtlingswelle im November 2015 beschlossen die Arbeitsagentur Bonn/Rhein-Sieg und das Jobcenter Bonn, den Herausforderungen der Zuwanderung mit einer gemeinsamen Organisation zu begegnen. Das Ziel des Integration Points ist es, Migranten möglichst schnell in den Ausbildungs- oder Arbeitsmarkt zu integrieren oder zumindest erste Schritte einzuleiten. Auch für Personen, deren Asylverfahren noch nicht abgeschlossen ist oder die einen Duldungsstatus haben, gibt es Beratung im Integration Point. Er ist in den Räumen des Jobcenters an der Rochusstraße untergebracht. Der damalige Bundespräsident Joachim Gauck besuchte vor genau fünf Jahren die Einrichtung in Duisdorf, die einer der ersten Integration Points in Deutschland war.

 „Es stellte sich recht bald als die strategisch richtige Entscheidung heraus, den IP zusammen mit der Arbeitsagentur, aber räumlich und mit den größeren Personalressourcen im Jobcenter zu verorten, denn nach Abschluss der Asylverfahren fiel der überwiegende Teil der geflüchteten Menschen in die Zuständigkeit der Grundsicherung. Ohne Deutschkenntnisse und fehlende oder nicht passgenaue Qualifizierung bestanden nur wenig Chancen auf einen direkten Eintritt in den Arbeitsmarkt“, erinnert sich Günter Schmidt-Klag, Geschäftsführer des Jobcenters.

Anerkennung von Berufsabschlüssen

Derzeit betreut der IP Bonn rund 250 Asylbewerber und sogenannte Geduldete und rund 3350 asyl- und bleibeberechtigte Kunden.  Während in den ersten Jahren ab 2016 der Schwerpunkt auf Erwerb und Ausbau der Deutschkenntnisse lag, sind inzwischen andere Notwendigkeiten in den Vordergrund getreten: Im Heimatland erworbene Bildungsabschlüsse müssen geprüft und anerkannt werden. Migranten, für deren bisherige Berufe und Bildungsabschlüsse es auf dem regionalen Arbeitsmarkt keinen passenden Bedarf gibt, müssen sich neu orientieren, beispielsweise durch eine Umschulung. Bei Geringqualifizierten geht es darum, überhaupt einen Schulabschluss nachzuholen und nach Möglichkeit eine Ausbildung oder Qualifizierung zu absolvieren.

Gesellschaftliche Akzeptanz gewachsen

Stefan Krause, Chef der Agentur für Arbeit Bonn/Rhein-Sieg, freut sich, wie effektiv im Integration Point sämtliche Akteure bei der Integration und Qualifizierung von Zugewanderten zusammenarbeiten: „Dies hat dazu beigetragen, dass nicht nur die berufliche Integration, sondern auch die gesellschaftliche Akzeptanz von Menschen gewachsen ist, die im Kontext der Fluchtmigration nach Bonn und in den Rhein-Sieg-Kreis gekommen sind.“ Auch den Unternehmen der Region sei zu danken, die geflüchteten Menschen eine Chance gegeben haben. Klar sei aber auch, dass sich die Spätfolgen der Corona-Pandemie für den Arbeits- und Ausbildungsmarkt insgesamt und damit auch für die zugewanderten Menschen noch nicht absehen lassen.

 Das Konzept der Einrichtung ist als One Stop Government bekannt: Gegenüber den Kunden wird die verwaltungsinterne Arbeitsteilung durch Einrichtung einer zentralen Anlaufstelle unsichtbar gemacht. Der Bonner IP hat ein Netzwerk aus Experten unter einem Dach, das bei allen Fragen rund um die Themen Asyl, Flucht und Migration helfen soll. „Am Anfang ging es ganz banal darum, die Menschen mit Informationen zu versorgen, wohin sie sich wenden müssen, um Hilfe zu bekommen, und was die Aufgabe des IP ist“, sagt Ralf Schäfer, Koordinator des IP Bonn für den Bereich Grundsicherung. Dafür hätten die Einrichtungen Erklärvideos in vier Sprachen produziert und auf Youtube eingestellt.

Viele Partner

Netzwerkpartner sind die Anerkennungsberatung LerNet Bonn/Rhein-Sieg e.V., die Koordinierungsstelle Ausbildung und Migration (KAUSA-Servicestelle), der Migrationsdienst für Jugendliche (JMD) und Erwachsene (MBE), der Kölner Flüchtlingsrat Chance+ und das Bildungsforum Lernwelten. Die  Bündelung verschiedener Themen und Beratungsschwerpunkte sei wesentlich, denn viele Kunden seien durch die Flucht stark belastet, so Ralf Schäfer: „Da ist es gut, wenn die Wege kurz sind und es, je nach Wohnort, eine thematisch gut aufgestellte und kompetente Anlaufstelle gibt.“ Auf diese Weise würden die tatsächlichen Bedürfnisse der Menschen transparent, und es könne gezielt weitergeholfen werden.

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