Fahrpreise im Rheinland werden teurer Appell für 9-Euro-Nachfolgemodell

Köln · Der Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) fordert Bund und Länder auf, mehr Geld in den Nahverkehr zu investieren. Fahrpreise im Rheinland werden teurer.

Das 9-Euro-Ticket sorgte im Sommer zeitweise für sehr viel Betrieb.

Das 9-Euro-Ticket sorgte im Sommer zeitweise für sehr viel Betrieb.

Foto: dpa/Christoph Soeder

Das 9-Euro-Ticket war für viele in diesem Sommer der Renner. Unter dem Motto „Für wenig Geld viel erleben“ fuhren Menschen mit Bussen und Bahnen, die dort schon lange keine Fahrgäste mehr waren. Im Rheinland war es von Juni bis August vor allem dort voll, wo die Strecken bisher auch stark ausgelastet waren, berichtete Michael Vogel, Geschäftsführer des Verkehrsverbunds Rhein-Sieg (VRS), am Freitag nach der Versammlung des VRS-Tarifbeirats in Köln. In ländlichen Regionen sei es hingegen auch nicht voller gewesen als sonst.

Mehr die Beschäftigten der Verkehrsunternehmen nahm Norbert Reinkober in den Blick. Der Geschäftsführer des Nahverkehr Rheinland (NVR) sprach von der großen Belastung der Mitarbeiter im Sommer. „Wir hätten das gern besser planen wollen.“ Urlaubspläne seien schon gemacht gewesen, als das Ticket beschlossen wurde, neue Mitarbeiter habe man nicht einstellen können. Die Nachwirkungen seien auch jetzt noch spürbar. So müssten weiterhin Überstunden abgefeiert werden.

Appell an Bund und Länder

Bei allen Vor- und Nachteilen des Verkehrs-Sommer-Sonderangebotes sind die Nahverkehrs-Experten im Rheinland der Meinung, dass es unbedingt ein Nachfolgemodell für das 9-Euro-Ticket geben soll. Die Sitzung des VRS-Tarifbeirats verbanden alle Vertreter der Verkehrsunternehmen und der Kommunalpolitik in den VRS-Gremien mit dem Appell an Bund und Länder, ein Nachfolgeticket einzuführen.

Der Vorsitzende des Tarifbeirats, Rhein-Sieg-Landrat Sebastian Schuster, sagte: „Das 9-Euro-Ticket hat dem ÖPNV einen Imagegewinn verschafft. Das würden wir gern weiterführen.“ In Rede steht die Frage, ob ein solches Ticket zum Beispiel 49, 59 oder 69 Euro kosten könnte. Unabhängig vom konkreten Preis werde dieses Ticket den gesamten ÖPNV revolutionieren, sagte der SPD-Fraktionschef in der VRS-Verbandsversammlung, Dierk Timm. Und selbstkritisch fügte er hinzu: „Die Tarife im VRS sind bisher ja nicht einfach.“

20 bis 30 Prozent an Fahrpreiserlösen fehlen

Timms CDU-Amtskollege Gerd Fabian erklärte, der chronisch unterfinanzierte ÖPNV müsse „mehr Geld von oben“ bekommen, also von Bund und Ländern. Sonst sei die Verkehrswende nicht zu stemmen. Ähnlich argumentierte Ingo Steiner (Grüne). Besonders vehement warb der FDP-Vertreter Christian Pohlmann für ein bundesweites, einfaches und transparentes Nahverkehrsangebot. „Bund und Länder müssten ihre Verhandlungen über das Ticket eigentlich in Köln führen, denn wir hier sind alle dafür“, so der Liberale. In anderen Regionen sei das noch nicht so.

Und warum jetzt noch Preiserhöhungen, wenn man ja doch auf das bundesweite Ticket setzt? Im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit fehlten noch 20 bis 30 Prozent an Fahrpreiserlösen, sagte VRS-Geschäftsführer Vogel, die Betriebskosten seien stark gestiegen, die Baukosten „überrollen uns“ und was die Personalkosten angeht, rechne man bei den Tarifverhandlungen mit hohen Forderungen. Außerdem sei im Hinblick auf ein Nachfolgemodell des 9-Euro-Tickets noch offen, ob es tatsächlich Anfang nächsten Jahres eingeführt werde. Und wenn es käme, gäbe es unterhalb des Angebotes ja auch noch Tarife.

Insgesamt werden die Fahrpreise im VRS-Gebiet 2023 durchschnittlich um 5,44 Prozent angehoben, wie der VRS-Tarifbeirat bei seiner Sitzung in Köln beschloss. Zum 1. Januar werde man eine erste Erhöhung um 3,5 Prozent vornehmen und zum 1. Juli eine weitere um 3,87 Prozent, erklärte Schuster. In den nächsten Wochen werden aller Voraussicht nach der VRS-Unternehmensbeirat und die VRS-Verbandsversammlung zustimmen. Bis Ende September muss laut Schuster das alles über die Bühne gehen, damit die neuen Preise ab Anfang des Jahres gelten können.

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