Arbeitslosigkeit gegenüber dem Vorjahr gestiegen Arbeitsmarkt in Bonn braucht länger zur Erholung
Bonn · Städte wie Bonn brauchen länger zur Erholung am Arbeitsmarkt als ländliche Regionen, weil sie einen höheren Anteil an Dienstleistungsjobs haben. In der Region Bonn/Rhein-Sieg legt die Arbeitslosigkeit gegenüber dem Vorjahresmonat noch zu.
Der Arbeitsmarkt hat sich im Mai entspannt. Auffällig ist allerdings die unterschiedliche regionale Entwicklung in NRW: „In Regionen wie dem Münsterland erholt sich der Arbeitsmarkt schneller von den Auswirkungen der Pandemie“, sagte Torsten Withake, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit. Grund dafür sei neben der guten Entwicklung der Inzidenzzahlen und der damit lokal früher einsetzenden Lockerung der Schutzmaßnahmen vor allem das größere Gewicht des verarbeitenden Gewerbes in diesen Regionen.
„In den großen Städten der Rheinschiene, deren Arbeitsmarkt stärker von Dienstleistungen geprägt ist, stellt sich diese Entwicklung noch nicht so stark ein. Hier hemmen die Folgen der Pandemie weiterhin die Frühjahresbelebung“, so Withake. Im Arbeitsagenturbezirk Coesfeld lag die Arbeitslosigkeit im Mai rund 12,1 Prozent unter der des Vorjahres. Demgegenüber lag die Zahl der Arbeitslosen im Bereich der Arbeitsagentur Bonn und in Köln im Mai immer noch mit jeweils 1,3 Prozent und in Düsseldorf mit 1,7 Prozent über der von Mai 2020.
In der Region Bonn/Rhein-Sieg legte die Arbeitslosenquote im Jahresvergleich um 0,1 Prozentpunkte zu und liegt jetzt bei 6,5 Prozent. Genauso hoch lag sie im April. In absoluten Zahlen ist die Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vormonat insgesamt leicht um 307 Personen oder 0,9 Prozent auf 32 504 Menschen gefallen. „Von der fallenden Arbeitslosigkeit profitieren fast alle Personengruppen. Jedoch ist die Zahl der ausländischen Arbeitslosen gegenüber dem Vormonat leicht gestiegen“, sagt Bernd Lohmüller, Geschäftsführer operativ der Agentur für Arbeit Bonn/Rhein-Sieg.
Erfreulich sei die Entwicklung bei den 15- bis 19-Jährigen. Gegenüber dem Mai 2020 sei die Arbeitslosigkeit in dieser Personengruppe deutlich gesunken. Die Zahl der Langzeitarbeitslosen im Versichertenbereich sinke ebenfalls weiter. Diesem Rückgang steht jedoch ein Zugang an Langzeitarbeitslosen im Grundsicherungsbereich gegenüber. Empfänger des Arbeitslosengeldes I können langzeitarbeitslos sein, denn Personen über 50 Jahre können ein verlängertes Arbeitslosengeld I von bis zu 24 Monaten beziehen.
„Unsere Bemühungen am Arbeitsmarkt konzentrieren sich weiter auf die Verhinderung und Verringerung der Langzeitarbeitslosigkeit. Dabei liegt unser Augenmerk insbesondere auf der Beschäftigtenqualifizierung und Förderung von Weiterbildungen“, berichtet Lohmüller. Der Bestand an gemeldete Arbeitsstellen ist in diesem Monat erstmals seit Februar wieder leicht gesunken. Der Zugang an Arbeitsstellen fiel im Vergleich zum Vormonat leicht um 38 Stellen.
Die Folgen der Pandemie werden den Arbeitsmarkt nach Einschätzung der Bundesagentur für Arbeit noch für mehrere Jahre belasten. Das Vorkrisenniveau der Arbeitslosigkeit werde voraussichtlich erst 2024 oder 2025 wieder erreicht, sagte Bundesagentur-Chef Detlef Scheele. Derzeit sei die Arbeitslosenzahl durch die Pandemie noch um gut 450 000 höher als vor der Krise. Die Arbeitslosenquote liegt bundesweit bei 5,9 Prozent. Bei der Kurzarbeit werde man in der nächsten Zeit unter die Zwei-Millionen-Grenze kommen. Die Hälfte aller Kurzarbeitenden komme aus dem Handel, dem Gastgewerbe und den personennahen Dienstleistungen.