Erste Erholung auf dem Arbeitsmarkt Weniger Menschen ohne Job in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis
Bonn · Am Arbeitsmarkt zeigen sich erste Schritte der Erholung von der Pandemie. In der Region sind die Fortschritte durch den geringen Anteil der gewerblichen Jobs in Bonn aber nur langsam.
Die Arbeitslosenquote für den Wirtschaftsraum Bonn/Rhein-Sieg fällt auf 6,4 Prozent im Vormonatsvergleich. Das sind 0,2 Prozentpunkte weniger als im Juni des Vorjahres. Im Vergleich zum Vormonat sinkt die Arbeitslosigkeit leicht um 0,1 Prozentpunkte.
„Mit aktuell 32.341 Menschen ist die Arbeitslosigkeit jedoch nach wie vor sehr hoch“, sagt Stefan Krause, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Bonn/Rhein-Sieg. Zum Vergleich: Vor der Pandemie im Juni 2019 seien im Agenturbezirk 26.533 Menschen arbeitslos gemeldet gewesen. Im Vergleich zu Juni 2019 stieg die Arbeitslosigkeit insgesamt um 21,9 Prozent.
„Die langsame Erholung des Arbeitsmarktes in der Region ist auf den geringen Anteil an verarbeitendem Gewerbe in der Stadt Bonn zurückzuführen“, erläutert Krause. Erfreulich sei, dass die Zahl der ausländischen Arbeitslosen gegenüber dem Vormonat wieder leicht gesunken ist. Ebenso gehe die Zahl bei den Jüngeren (15 bis 19 Jahre) gegenüber dem Vorjahr deutlich zurück. Sichtbare Erholungstendenzen zeigen sich auch bei der Nachfrage an Arbeitskräften. Im Agenturbezirk wurden rund 40 Prozent mehr Stellenangebote im Vergleich zum Vorjahr gemeldet.
Mehr Kurzarbeit zu Jahresbeginn
Bei der Kurzarbeit liegen die Daten immer erst mit mehreren Monaten Verzögerung vor. Danach nahm die Bedeutung der Kurzarbeit in der Region zu Jahresbeginn erst einmal zu. Eine Hochrechnung besagt, dass im Januar in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis 4060 Betriebe Kurzarbeit hatten. 24.666 Arbeitnehmer waren davon betroffen. In der Region lag die Kurzarbeiter-Quote danach im Januar bei 7,1 Prozent. Im Vormonat Dezember 2020 lag sie noch bei 5,8 Prozent. Die Kurzarbeiter-Quote stellt den Anteil der Kurzarbeiter an den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten dar.
„Unternehmen, die durch die Nutzung von Kurzarbeit ihr erfahrenes Personal nicht entlassen mussten, können nun auf die anspringende Konjunktur reagieren. Da, wo Unternehmen nicht mehr in Kurzarbeit sind, kann sich auch der Bedarf nach neuen Mitarbeitern entwickeln. Es entstehen neue Jobchancen für arbeitslose Menschen“, sagt Krause. Mittlerweile melden deutlich weniger Firmen Kurzarbeit neu an: Der Arbeitsagentur zufolge waren es im Juni 35 Unternehmen für 134 Personen. Im Mai waren es noch 103 neue Unternehmen der Region Bonn/Rhein-Sieg, die Kurzarbeit für 7689 Personen anmeldeten.
Mehr offene Stellen in NRW
Auch für das gesamte Nordrhein-Westfalen zeichnet sich zum Beginn des Sommers Erholung von den Folgen der Coronavirus-Pandemie ab. Landesweit sank im Vergleich zum Vormonat die Zahl arbeitslos gemeldeter Menschen um 1,1 Prozent auf 725.623 Arbeitslose. Damit waren 45.170 Menschen weniger arbeitslos gemeldet als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote sank um 0,1 Punkte auf 7,4 Prozent. Positiv sei auch der Anstieg der offenen Stellen, heißt es bei der Agentur für Arbeit NRW. Im Juni waren bei den Agenturen für Arbeit 140.493 Stellen zur Besetzung ausgeschrieben – 20.765 mehr als vor einem Jahr und 7445 mehr als vor einem Monat. Eine Herausforderung für den Arbeitsmarkt sei die Langzeitarbeitslosigkeit. Sie lag im Juni in NRW bei 336.605 Personen, 65.699 Männer und Frauen mehr als vor einem Jahr.
Die Arbeitslosigkeit in Deutschland ist so stark gesunken wie seit zehn Jahren nicht mehr in einem Juni. Im Vergleich zum Mai sank die Zahl der Menschen ohne Job deutlich um 73.000 auf 2,614 Millionen, teilte die Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg mit. Das sind 239.000 Arbeitslose weniger als im Juni 2020. Die Arbeitslosenquote sank bundesweit im Vergleich zum Mai um 0,2 Prozentpunkte auf 5,7 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahresmonat ergibt sich sogar ein Minus von 0,5 Punkten.