Mehr Stellen im Raum Bonn/Rhein-Sieg als im März 2020 Arbeitsmarkt in der Region verdaut Corona-Krise

Bonn · Der Arbeitsmarkt der Region Bonn/Rhein-Sieg bewältigt die Folgen der Corona-Pandemie gut: Es gibt mehr Stellen als im März 2020. Doch eine Herausforderung bleibt.

 Die Arbeitsagentur Bonn/Rhein-Sieg kümmert sich darum, Jugendlichen zu einer Ausbildungsstelle zu verhelfen. Dabei gab es in der vergangenen Monaten Probleme.

Die Arbeitsagentur Bonn/Rhein-Sieg kümmert sich darum, Jugendlichen zu einer Ausbildungsstelle zu verhelfen. Dabei gab es in der vergangenen Monaten Probleme.

Foto: dpa/Jan Woitas

Ein Rückgang der Arbeitslosigkeit zum Herbstbeginn ist üblich, in diesem September fiel der Rückgang sowohl in der Region als auch NRW-weit und bundesweit recht deutlich aus.

Der Arbeitsmarkt der Region Bonn/Rhein-Sieg hat die Belastung durch die Corona-Krise bereits gut verdaut: „Die Arbeitslosenquote ist nun auf einem Stand von April 2020“, berichtet Bernd Lohmüller, operativer Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Bonn/Rhein-Sieg. Erstmals seit September 2020 sinke die Arbeitslosigkeit von Langzeitarbeitslosen auch im Grundsicherungsbereich („Hartz IV“). Die Jugendarbeitslosigkeit sei am stärksten rückläufig. „Diese Entwicklung stimmt uns zuversichtlich“, sagt Lohmüller. Auch die Arbeitskräftenachfrage entwickele sich stetig positiv. Der Anstieg im Stellenbestand zeige weiterhin den Bedarf an Fachkräften. Im September sei der Bestand an Stellen über das Niveau von März 2020 angestiegen. Im März 2020 kam es zum ersten Corona-Lockdown.

Kurzarbeit sinkt

Auch bundesweit hat sich die Lage am Arbeitsmarkt im September weiter verbessert. Die Zahl der Arbeitslosen sank auf 2,465 Millionen, wie die Bundesagentur für Arbeit mitteilte. Es waren 114 000 weniger als im August und 382 000 weniger als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote fiel um 0,2 Punkte auf 5,4 Prozent. „Der Arbeitsmarkt entwickelt sich weiter positiv, Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung nehmen kräftig ab“, sagte Vorstand Daniel Terzenbach. „Die Beschäftigung und der Stellenbestand wachsen und liegen wieder über ihrem jeweiligen Vorkrisenniveau.“ Zugleich sinke die Zahl der Kurzarbeitenden deutlich und werde dies auch in den nächsten Monaten tun.

Nachdem sich im vergangenen Monat die Folgen der Flut erstmals in den Arbeitslosenzahlen sichtbar abzeichneten, zeigt sich der Arbeitsmarkt in diesem Monat mit einem leichten Rückgang recht stabil. Auch die Anträge auf Kurzarbeit sind rückläufig.

Stabilität im Landkreis Ahrweiler

Sogar im stark von der Hochwasserkatastrophe betroffenen Landkreis Ahrweiler verbesserte sich die Situation gegenüber dem Vormonat. Die Zahl der Arbeitslosen sank um 100 auf 2919. Die Arbeitslosenquote geht damit um 0,1 Punkte auf 4,2 Prozent zurück. Im Vergleich zu dem Vorjahr sind das gerade einmal neun arbeitslose Menschen mehr.

In NRW ist die Zahl arbeitslos gemeldeter Menschen im September unter die Grenze von 700 000 Arbeitslosen gefallen. Landesweit sank die Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vormonat um 29 750 Personen auf 688 652 Arbeitslose. Damit waren 85 116 Menschen weniger arbeitslos als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote sank um 0,3 Punkte auf 7,0 Prozent.

Viele Langzeitarbeitslose in NRW

„Seit einigen Monaten erholt sich der Arbeitsmarkt schrittweise von den Auswirkungen der Corona-Pandemie“, sagte Torsten Withake, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit. In diesem Monat seien fast 30 000 Personen weniger von Arbeitslosigkeit betroffen – damit sei der Schritt im September etwas größer ausgefallen als für diesen Monat üblich. „Damit sank die Arbeitslosigkeit unter das Niveau von 2017“, so Withake. Eine Herausforderung bleibe in NRW die Langzeitarbeitslosigkeit. Sie lag im September bei 330 398 Personen – und damit auf dem höchsten Stand in einem September seit 2014.

Ein weiteres Indiz für eine Erholung sieht der Arbeitsmarktexperte darin, dass der Rückgang im Vergleich zum Vormonat stärker als in den vergangenen Jahren üblich ausgefallen ist. Vor allem junge Menschen, die ihre Ausbildung abgeschlossen haben, finden gute Perspektiven bei Unternehmen.

Arbeitsagentur im Huma-Center

In der Region Bonn/Rhein-Sieg bessert sich die Lage in der Ausbildung: Nach dem Ende der Sommerferien und dem Beginn der Berufsausbildungen sind knapp 290 Jugendliche in diesem Monat weniger von Arbeitslosigkeit betroffen als noch im August. „Das zeigt, dass der Arbeitsmarkt aufnahmefähig ist und viele Unternehmen ihren Fachkräftebedarf bereits mit jungen Absolventinnen und Absolventen decken konnten“, so Lohmüller.

Um Jugendliche insbesondere bei der Suche nach einem dualen Berufsausbildungsplatz zu unterstützen, seien die Berufsberater in den nächsten Monaten mit neuen Aktionen in der Region präsent. Anfang Oktober werde die Arbeitsagentur das Beratungsangebot beispielsweise im Huma-Shoppingcenter in Sankt Augustin anbieten.

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