Weniger Kosten, weniger Produktion Asbeck stellt neues Solarworld-Konzept vor

Bonn · Der frühere Vorstandsvorsitzende und Gründer von Solarworld Frank Asbeck verrät, wie er mit der neuen Solarworld Industries Gewinne generieren will. Das Konzept: Weniger Kosten, weniger Produktion, mehr Ergebnis.

Nur wenige Tage nach der Gläubigerversammlung, die am vergangenen Freitag über die Zukunft von Solarworld entschieden hat, legt der frühere Vorstandsvorsitzende Frank Asbeck sein Konzept für die Nachfolgegesellschaft Solarworld Industries offen. Diese führt er als Mitgesellschafter künftig mit 515 Mitarbeitern an den drei Standorten in Bonn, im sächsischen Freiberg und im thüringischen Arnstadt weiter, wobei die Bundesstadt mit 40 bis 50 Mitarbeitern Hauptsitz bleibt.

Das Konzept, mit dem Asbeck künftig wieder Gewinne machen will, sieht vor allem Kosteneinsparungen in der Produktion vor. Wie sein Sprecher am Montag auf Anfrage des General-Anzeigers mitteilte, werden zwei von vier Produktionsschritten in der Wertschöpfungskette gestrichen. Solarworld Industries konzentriert sich künftig auf die Produktion von besonders hochwertigen Zellen und Modulen. Die dafür benötigten Vorprodukte werden nicht mehr selbst hergestellt. Bisher war Solarworld der einzige deutsche Fotovoltaikhersteller, der die komplette Wertschöpfungskette vom Silizium bis zum fertigen Produkt abdeckte.

Außerdem laufe die Produktion nicht direkt unter Vollgas, „Es ist knapp, aber genau kalkuliert“, erklärt der Sprecher von Solarworld Industries. Dazu stellt er bereits jetzt in Aussicht: „Sobald die Produktion wieder gesteigert wird, kann sich die Zahl der Beschäftigten auch wieder erhöhen.“

Ein wesentlicher Schwerpunkt des Unternehmens bleibt demnach die Forschung, in die auch verstärkt investiert werden soll. Solarworld habe bei der Entwicklung die Nase gegenüber den Chinesen immer ein Stück vorn gehabt, und das solle auch so bleiben. „Nur so können wir weiter bestehen.“ Solarworld verfüge über die modernste am weitesten automatisierte Produktion. Mit der asiatischen Konkurrenz könne man in Sachen günstige Arbeitskräfte nicht mithalten. Daher sei die Automatisierung umso wichtiger. Um mit der Konkurrenz aus Fernost mithalten zu können, will sich Asbeck komplett auf Premiumprodukte spezialisieren. „Mit Masse können wir nicht konkurrieren, aber mit Qualität“, erklärt sein Sprecher. Solarworld Industries will mit der verbleibenden Belegschaft eine Fertigungskapazität von 700 Megawatt erhalten. Das ist nur ein Drittel weniger als bisher. Die Zahl der Mitarbeiter schrumpft allerdings von mehr als 1800 auf 515.

Ab dem morgigen Mittwoch gelten die neuen Arbeitsverträge der verbleibenden Mitarbeiter. Für die übrigen 1200 Beschäftigten, die an den beiden Standorten in Freiberg und Arnstadt nicht mehr benötigt werden, wird eine Transfergesellschaft gegründet. Sie soll bis Februar 2018 Mitarbeiter qualifizieren und in neue Jobs vermitteln. Am Verwaltungsstandort Bonn waren bereits 150 Mitarbeiter unwiderruflich freigestellt worden. Dort ist noch eine Abwicklungsmannschaft von etwa 65 Beschäftigten derzeit vor Ort.

Die neue Solarworld Industries gehört zu 51 Prozent dem früheren Gründer Asbeck, 49 Prozent hält die Qatar Solar Technologies, die bereits vorher an der Solarworld AG beteiligt war. Asbeck habe sich mit einem „mittleren zweistelligen Millionenbetrag“ an der Rettung des Unternehmens beteiligt, erklärt sein Sprecher am Montag. „Für den Erhalt der Produktionsstandorte und der Marke Solarworld haben wir in den vergangenen Wochen sehr viel Zuspruch bekommen, aus der Branche, von Forschern, Zulieferern und europäischen Mitbewerbern“, erklärte Asbeck nach der Gläubigerversammlung in einer schriftlichen Mitteilung.

Die Gläubigerversammlung und das Bundeskartellamt hatten am vergangenen Freitag dem Vorhaben zugestimmt, dass Asbeck mit der neuen Gesellschaft Solarworld Industries Teile der Solarworld übernimmt und weiterführt. Solarworld hatte im Mai Insolvenz angemeldet. Kritiker zweifeln an dem Erfolg der neuen Solarworld. Es fehle ein echtes Alleinstellungsmerkmal. Im Premiumsegment seien auch andere aktiv.

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