Solarworld in Bonn Asbeck will Chef bleiben

BONN · Auch nach monatelangen harten Verhandlungen um ein Restrukturierungskonzept hat Solarworld-Vorstandschef Frank Asbeck seinen Humor behalten: "Ich muss den Gürtel nicht enger schnallen", sagt er über persönlichen Auswirkungen des Konzeptes, bei dem sein Aktienanteil am Unternehmen zunächst stark von 28 auf 1,4 Prozent sinkt und er dann zehn Millionen frisches Geld in das Unternehmen investiert.

Dabei würde es ihm angesichts seines aktuellen Gewichtes von 138 Kilo eigentlich leicht fallen, den Gürtel enger zu schnallen, sagt er ("Aber schreiben Sie bitte 132").

Wie Asbeck sagt, hätte er gerne noch mehr frisches Geld aus seiner Privatschatulle in das Unternehmen gesteckt, um zur Restrukturierung beizutragen. Doch das hätten die anderen Gläubiger nicht gewollt, da er dann zu viele Aktienanteile selbst behalten hätte. Die Gläubiger, hinter denen mittlerweile viele Finanzanlagefirmen stecken, die auch als Heuschrecken verschrien sind, würden es bevorzugen, wenn viele Aktien frei handelbar blieben. Künftig soll er insgesamt 20,9 Prozent des Aktienanteile halten.

Asbeck weiß, dass die Schlagzeilen um den Kauf seines zweiten Schlosses in Remagen, als es dem Unternehmen schon schlecht ging, sein Ansehen in der Öffentlichkeit verschlechtert haben. Er betont gestern, dass er seinen Gehaltsverzicht als Vorstandschef, den er im Sommer 2012 verkündet hat, fortsetzen werde, bis das Unternehmen wieder profitabel arbeitet. Und das soll schon bald sein: "2014/2015 wollen wir schwarze Zahlen schreiben."

Nach dem Rettungsplan steigt der Investor Qatar Solar aus Doha mit 35 Millionen Euro ein. Die Firma, die mit Solarworld bereits über ein Joint-Venture zum Bau einer Siliziumfabrik verbandelt ist, wird 29 Prozent der Anteile an Solarworld halten und darf auch zwei Vertreter in den künftig sechsköpfigen Aufsichtsrat entsenden. Der Investor gibt auch ein Darlehen über 50 Millionen Euro.

Bis zur letzten Minute dauerte gestern Mittag das Ringen um Unterschriften der Gläubiger. Zuletzt sei es noch die Sparkasse aus Jena gewesen, die noch Fragen gehabt hätte. Das Sanierungskonzept, das 931 Millionen Euro Schulden restrukturiert, sieht einen Schuldenschnitt vor. "Die Gläubiger müssen akzeptieren, dass 55 Prozent der Schulden nicht zurückgezahlt, sondern in Aktien umgewandelt werden", sagt Asbeck. Rund 45 Prozent bekämen sie nach einem Tilgungsplan binnen von drei Jahren zurückgezahlt.

Härter trifft es die Anteilseigner: "Unsere Aktionäre müssen in Kauf nehmen, dass ihre Altaktien nur noch fünf Prozent des Unternehmens ausmachen werden." Das passiert in Form einer Kapitalherabsetzung und anschließender Sachkapitalheraufsetzung unter Ausschluss der Bezugsrechte.

Während die Schuldscheingläubiger, also die Banken, dem Sanierungskonzept bereits zugestimmt haben, steht die Zustimmung von Gläubigern zweier Anleihen und der Hauptversammlung aus. Am 8. und 9. Juli sollen die Anleihegläubiger über das Konzept abstimmen. Dort muss eine hohe Beteiligung von 50 Prozent erreicht werden. Falls das verfehlt wird, soll Anfang August eine zweite Versammlung folgen, bei der nur noch 25 Prozent der Gläubiger vertreten sein müssen, die wiederum mit 75 Prozent dem Plan zustimmen müssen. Am 7. August folgt dann die Hauptversammlung, auf der die Aktionäre dem Plan zustimmen sollen.

Der Firmengründer steht bereit, um weitere fünf Jahre den Vorstandsvorsitz zu behalten. Das würden auch alle Gläubiger so wollen. Der Konzernsitz soll Bonn bleiben, auch wenn Asbeck sich vorstellen kann, angesichts des neuen Großaktionärs künftig Solarmodule für den dortigen Markt auch in Qatar zu produzieren.

Und trotz Gehaltsverzichts muss der 54-Jährige sein zweites, von Thomas Gottschalk erworbenes Schloss Marienfels nicht wieder verkaufen: "Die Investitionen in Solarworld sind nicht der grundlegende Teil meines Vermögens."

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