Mit Coach zum Gesellenbrief Assistierte Ausbildung hilft Lehrlingen mit Schwierigkeiten

Meckenheim · Haben Lehrlinge Schwierigkeiten, gibt es im Rahmen einer assistierten Ausbildung spezielle Nachhilfe und Beratung. Hilfe gibt es vorher auch bei der Stellensuche.

Beladen den Monteurswagen: Firmenchef Jürgen Hass (links) und sein Geselle Halis Acikgöz.

Beladen den Monteurswagen: Firmenchef Jürgen Hass (links) und sein Geselle Halis Acikgöz.

Foto: Axel Vogel

Halis Acikgöz ist frisch gebackener Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik. Während der Ausbildung beim Elektrofachhandel Hass in Meckenheim merkte er, dass die Berufsschule ihm Probleme bereitete. „Ich wusste manchmal nicht genau, was ich in die Formeln einsetzen sollte“, sagt Acikgöz heute. Er erfuhr von der Möglichkeit der assistierten Ausbildung und nahm Kontakt zum Verein Lernen fördern auf, die als Träger im Auftrag der Arbeitsagentur die assistierte Ausbildung in der Region organisiert. „Ich bin dann immer nach der Berufsschule dorthin gegangen und habe mit Lehrern die Aufgaben besprochen“, erklärt der 20-Jährige. Auch auf die Prüfungen sei er gezielt vorbereitet worden

Die assistierte Ausbildung gibt es bundesweit seit dem Jahr 2015. Betreuer helfen bei der Stellensuche und auch später während der Ausbildung, beispielsweise durch Nachhilfe, Beratung und Elterngespräche. Ein Schwerpunkt liegt darauf zu erkennen, wann ein Ausbildungsabbruch droht. Jetzt haben die ersten Azubis, unter ihnen Halis Acikgöz, erfolgreich ihre Ausbildung beendet.

Die Möglichkeit der assistierten Ausbildung ist bislang nur wenig bekannt. Für dieses Jahr gibt es in der Region Bonn/Rhein-Sieg noch freie Plätze. Die Unterstützung wird über die Arbeitsagentur finanziert und ist für Betriebe und Azubis kostenlos. Insgesamt werden für dieses Jahr 36 Plätze gefördert, im vergangenen Jahr waren es 48.

„Jungen Menschen fehlt nach der Schule oft noch die berufliche Orientierung“, sagt Matthias Baumann vom Verein Lernen Fördern. In der ersten Phase gehe es für die Teilnehmer um Jobcoaching und Hilfe beim Vorstellungsverfahren. „Der Wille zum Durchhalten muss da sein“, sagt Anne Bergmann-Mersch, pädagigische Leiterin bei Lernen fördern.

Der Chef von Halis Acikgöz, Jürgen Hass, ist froh, dass der junge Mann seinen Abschluss gepackt hat. Denn Fachkräfte sind in seiner Branche rar. Seit Monaten ist er schon auf der Suche nach einem weiteren Gesellen: „Am Anfang war ich skeptisch, ob das mit uns klappt und ob Halis wohl durchhält. Aber er hat eigentlich von Anfang an gezeigt, dass er was erreichen will und dass er motiviert ist.“ Da seien ihm die Schulnoten am Ende nicht so wichtig gewesen.

„Das zeigt uns, dass die Assistierte Ausbildung ein gutes Instrument ist, damit uns auch Jugendliche, die von den Noten schwächer sind oder andere Probleme haben, nicht verloren gehen und auf jeden Fall ihren Ausbildungsabschluss hinkriegen“, sagt Mario Rosin, Teamleiter der Berufsberatung in der Arbeitsagentur. Man könne gar nicht genug hervorheben, dass eine Berufsausbildung wirklich einen hohen Wert habe und der beste Schutz vor Arbeitslosigkeit sei. „Und die Chancen in der Region sind wirklich sehr gut in vielen dualen Ausbildungsberufen.“ Vor allem Betriebe mit hohem Fachkräftebedarf sollten selbst ausbilden und auch Bewerbern mit schwächeren Schulabschlussnoten eine Chance geben.

Entwicklungsschritte mitverfolgt

Berufsberaterin Heike Wilwerscheid ist in regelmäßigem Kontakt mit dem Träger: „So konnten wir die Entwicklungsschritte bei jedem Teilnehmer mitverfolgen und mit ganz konkreten Angeboten unterstützen, wo Hilfe benötigt wurde“, sagt sie.

Grundsätzlich steht die Assistierte Ausbildung allen offen, die lernbeeinträchtigt oder sozial benachteiligt sind, keine berufliche Erstausbildung gemacht haben, nicht vollzeitschulpflichtig und unter 25 Jahre alt sind. Den Kontakt können Betriebe, Schüler, Eltern, Lehrer von Abschlussklassen, Jugendsozialarbeiter oder Betreuer geflüchteter Jugendlicher aufnehmen.

Informationen gibt es beim Träger Lernen fördern Kreisverband Rhein-Sieg, Email für Interessenten aus dem Rhein-Sieg-Kreis: asa.siegburg@lernen-foerdern-rsk.de, Tel. 02241/1461624, Email für Bonn: asa.bonn@lernen-foerdern-rsk.de 0228 88682317 oder die Berufsberatung der Agentur für Arbeit Bonn/Rhein-Sieg: 0800/4 555500

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