Reaktion der Märkte auf Japan-Krise Atomaktien im Tief - Bonner Solarworld hebt ab

An den internationalen Aktienmärkten wird seit Montag auf ein schnelleres Ende des Atomzeitalters gewettet. Die Aktien der Kernkraftwerksbauer und Atomkraftwerksbetreiber brachen ein, hingegen die Papiere der Bonner Solarworld um 13 Prozent anzogen.

 Ein Händler sitzt in der Börse in Frankfurt am Main vor seinen Monitoren.

Ein Händler sitzt in der Börse in Frankfurt am Main vor seinen Monitoren.

Foto: dpa

Frankfurt/ Bonn. An den internationalen Aktienmärkten wird seit am Montag auf ein schnelleres Ende des Atomzeitalters gewettet. Die Ereignisse in Japan und die Reaktionen der europäischen Regierungen ließen Anlegern praktisch keine andere Wahl:

Die Aktien der Kernkraftwerksbauer und Atomkraftwerksbetreiber brachen ein, Papiere aus der Branche der erneuerbaren Energien legten gewaltig zu. Die großen Energieversorger Eon und RWE gehörten am Montag an der Frankfurter Börse mit Abschlägen von 5,3 beziehungsweise 4,8 Prozent zu den Tagesverlierern. Stark stand die Münchner Rückversicherung mit einem Minus von 3,4 Prozent unter Druck, da erwartet wird, dass sie für einen Teil der Milliardenschäden in Japan wird aufkommen müssen.

Meinung Lesen Sie dazu auch den Kommentar " Die Nervosität bleibt hoch"Die Allianz-Aktie verlor 2,9 Prozent. Noch härter hat es die Kraftwerksbauer getroffen: Marktführer Toshiba knickte um 16,9 Prozent ein, der französische Atomkonzern Areva verlor über 10,5 Prozent. Besser erging es der Siemens-Aktie. Sie verlor um 1,6 Prozent, da der Konzern bei Atom nicht mehr so aktiv ist. Teilweise zweistellig aufwärts ging es dagegen mit den Aktien der Erneuerbaren. Dabei profitierten vor allem Solarkonzerne.

Die Aktien der Bonner Solarworld zogen um 13 Prozent an. Conergy lagen um 21,9 Prozent im Plus. Mit Q-Cells, SMA Solar, Phoenix Solar und Centrotherm lag praktisch die gesamte Branche im Plus. Auch für die Aktionäre des Windanlagenherstellers Nordex, dessen Papiere sich um 20 Prozent verteuerten, war gestern ein guter Tag. Die Anleger griffen zu, weil sie darauf spekulieren, dass die Förderprogramme zum Beispiel für Strom aus Sonnenenergie jetzt wieder ausgeweitet werden könnten.

Die Subventionen waren zuletzt wegen hoher Kosten in Deutschland, aber auch in anderen europäischen Ländern zurückgefahren worden. Die gegenläufigen Entwicklungen an der Börse führten dazu, dass am Ende der Börsenindex TecDax, in dem viele Unternehmen aus den erneuerbaren Energien gelistet sind, auch insgesamt ein Plus von 0,2 Prozent verzeichnete, während der Dax mit rund 1,6 Prozent im Minus schloss.

Die Bonner Dax-Werte Deutsche Post und Deutsche Telekom verzeichneten geringere Abschläge. Allgemein wird nicht mit größeren Auswirkungen der Ereignisse in Japan auf die Geschäfte gerechnet. Experten erwarten, dass die Aktionäre der großen Energiekonzerne noch einige Zeit zittern müssen. Ein Börsianer kommentierte: "Die Versorger werden so lange unter Druck bleiben, wie nicht klar ist, was die Regierung vorhat."

Andere meinten, kurzfristig hätten sich die Chancen für Solarenergie zwar verbessert. Mittelfristig aber hingen sie von der politischen und gesellschaftlichen Bereitschaft ab, erheblich höhere Stromkosten zu schultern, um am Energiemix etwas zu verändern.

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