Auch Niederkasseler Lemo steht zum Verkauf

Führungswechsel im Rheinmetall-Aufsichtsrat - Düsseldorfer Mischkonzern will sich von weiteren Beteiligungen trennen

Düsseldorf/Mannheim. (sd/dpa) Beim Mischkonzern Rheinmetall übernimmt die Röchling-Garde wieder das Kommando. Der Vorsitzende des Rheinmetall-Aufsichtsrates, Werner Engelhardt, legte überraschend am Montag seine Ämter bei der Rheinmetall AG und den Tochterunternehmen Kolbenschmidt Pierburg (Automobilzuliefer) und Aditron (Elektronik) nieder.

Darüber hinaus werde Martin Hirsch sein Aufsichtsratsmandat zur Verfügung stellen. An ihrer Stelle sollen Familienmitglieder in das Kontrollgremium aufrücken, teilten der Düsseldorfer Mischkonzern und die Mannheimer Holding mit. Die stärkere Einbindung der Familie gehe mit dem Ende 2001 beschlossenen Wertsteigerungsprogramm einher.

Röchling will den Börsenwert des Mischkonzerns deutlich steigern. Nach Unternehmensangaben sind in den vergangenen beiden Jahren Randaktivitäten mit Gesamtumsätzen von rund 600 Millionen Euro (1,17 Mrd DM) verkauft worden. Rheinmetall wolle sich von weiteren Firmen und Geschäften in gleicher Umsatz-Größenordnung trennen, hieß es.

Auch die Niederkasseler Lemo-Maschinenfabrik stehe zum Verkauf, sagte Rheinmetall-Sprecher Folke Heyer am Montag dem General-Anzeiger. Rheinmetall führe bereits konkrete Gespräche mit Interessenten für das Traditionsunternehmen. Lemo erwirtschaftete im vergangenen Jahr mit etwa 250 Mitarbeitern einen Umsatz von rund 50 Millionen Euro. Der Niederkasseler Betrieb stellt in erster Linie Maschinen für die Herstellung von Plastikbeuteln her.

1989 hatte der inzwischen verstorbene Unternehmensgründer Hans Lehmacher den Betrieb an die Rheinmetall-Tochter Jagenberg verkauft. "Der gesamte Maschinenbaubereich, der in der Jagenberg AG zusammengefasst ist, soll veräußert werden", sagte Heyer. Rheinmetall bezeichnete die Wechsel im Aufsichtsrat als einen Schulterschluss zwischen Familie und Unternehmen. Vorstandschef Klaus Eberhardt werde durch den direkten Kontakt mit den Mitgliedern des Mehrheitseigentümers gestärkt.

Röchling hält rund 73 Prozent der Stammaktien sowie 10,5 Prozent der Vorzugsaktien an Rheinmetall. An der Spitze des Aufsichtsrates gab es in den vergangenen Jahren zahlreiche Wechsel. Zum Nachfolger von Engelhardt soll im Februar Klaus Greinert gewählt werden. Das Familienmitglied übte bereits von Mai bis Ende Dezember 1999 dieses Amt aus. Er wurde vom langjährigen Vorstandsvorsitzenden Hans U. Brauner abgelöst, der Greinert vorwarf, Rheinmetall verkaufen zu wollen.

Rheinmetall ist mit rund 28 000 Mitarbeitern in den Bereichen Autozulieferer, Elektronik und Wehrtechnik aktiv. Die Rüstungssparte fertigt den Spürpanzer Fuchs und ist am Bau des Kampfpanzers Leopard 2 beteiligt. Deshalb wird Röchling ein Interesse an der 49-Prozent-Beteiligung von Siemens am Panzerhersteller Krauss-Maffei nachgesagt.

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