Wegen Rezession ZF Ahrweiler verschiebt Umzug nahe Niederzissen

Bonn · Nach der Hochwasserkatastrophe an der Ahr kann der Autozulieferer ZF nicht auf Dauer den Betrieb in Ahrweiler fortführen. Aus wirtschaftlichen Erwägungen soll ein Umzug nun aber erst 2026 erfolgen, teilte er mit.

Das Werk des Autozulieferers ZF in Ahrweiler.

Das Werk des Autozulieferers ZF in Ahrweiler.

Foto: Martin Gausmann

Das durch die Flutkatastrophe an der Ahr stark beschädigte Werk des Autozulieferers ZF in Ahrweiler wird nun doch länger an dem Standort bleiben. Wie das Unternehmen am Donnerstag in einer Pressemitteilung erklärte, soll der ursprünglich für 2024 geplante Umzug in das Industriegebiet Brohltal Ost bei Niederzissen erst in der zweiten Jahreshälfte 2026 stattfinden. „Hintergrund ist das herausfordernde wirtschaftliche Umfeld, in dem sich der Konzern derzeit befindet“, hieß es.

ZF befinde sich durch die Corona-Pandemie und den Krieg in der Ukraine bereits im fünften Krisenjahr. „Eine schnelle Erholung des Marktes oder ein deutlicher Rückgang der Inflation ist nicht absehbar. Vielmehr droht vor allem in Europa weiterhin eine Rezession“, teilte das Unternehmen mit, das in Ahrweiler vor allem Komponenten für adaptive Autostoßdämpfer produziert, das sind im Wesentlichen Ventile.

Wegen dieser Herausforderungen müsse ZF seine Investitionen „klar priorisieren, um den tiefgreifenden Wandel der Automobilindustrie zu bewältigen und den Konzern in Gänze zukunftssicher aufzustellen“, erklärte der Leiter der ZF-Division Fahrzeugtechnik, Peter Holdmann. „Die kürzlich vom ZF-Vorstand beschlossene Fokussierung der Investitionsausgaben betrifft auch die geplanten Umzugsaktivitäten des Werks Ahrweiler“, erläuterte er.

„Feste“ Umzugsabsichten

Holdmann betonte, es bestehe die „feste Absicht, das Werk Ahrweiler künftig nach Niederzissen zu verlegen“. „Der neue Standort bietet eine vielversprechende Zukunftsperspektive für die Fertigung technologisch anspruchsvoller Produkte und ermöglicht die nachhaltig verlässliche Belieferung unserer Kunden.“ Um die Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten in der Übergangsphase bestmöglich zu gestalten, werde ZF in die Infrastruktur des Werks Ahrweiler investieren, erklärte Holdmann.

Nach dem Ahr-Hochwasser im Juli 2021 hatte ZF beschlossen, den Standort Ahrweiler, der seit den 1960er Jahren existiert, zu schließen. Dort waren zu dem Zeitpunkt rund 280 Mitarbeiter beschäftigt. Begründet hatte das Unternehmen die Schließung damit, dass die Versicherung nicht mehr tragbar gewesen wäre, da sich das Werk in einem Hochwassergebiet befinde. Als wichtiger Gewerbesteuerzahler hätte der Landkreis Ahrweiler ZF gern gehalten. Im September vergangenen Jahres wurde dann bekannt, dass der Betrieb nach Niederzissen verlegt werde, rund 30 Kilometer entfernt vom Ahrtal.

ZF will 15.000 Arbeitsplätze streichen

ZF ist im Besitz der Zeppelin-Stiftung Friedrichshafen und befindet sich im Umbau, 15.000 Arbeitsplätze sollen gestrichen werden. Unsicher ist auch die Zukunft des ZF-Standortes Eitorf im östlichen Rhein-Sieg-Kreis mit seinen rund 700 Beschäftigten. Er soll bis Ende 2025 stillgelegt werden. Im vergangenen Herbst hieß es, es gebe neue Verhandlungen, genaueres wurde darüber nicht bekannt. ZF Unternehmen beschäftigt mehr als 150.000 Mitarbeiter an rund 270 Standorten in 42 Ländern.