Azubis im Hotelfach unzufrieden

Im aktuellen DGB-Ausbildungsreport landeten angehende Restaurant- und Hotelfachleute auf den letzten Plätzen.

 Bis zur Dehoga-Prüfung - hier 2008 im Grandhotel Petersberg in Königswinter - ist es für manche Auszubildenden ein weiter und nicht immer leichter Weg.

Bis zur Dehoga-Prüfung - hier 2008 im Grandhotel Petersberg in Königswinter - ist es für manche Auszubildenden ein weiter und nicht immer leichter Weg.

Foto: Archiv/Frank Homann

Rhein-Sieg-Kreis. Sie umsorgen Gäste, kümmern sich um deren Zimmer und servieren Speisen und Getränke. Angehende Hotelfachleute sind an mehreren Fronten gefordert - und sie sind nach eigenem Bekunden unzufriedener und fühlen sich schlechter ausgebildet als andere Auszubildende.

Das hat eine Umfrage des Deutschen Gewerkschaftsbundes ergeben. Im aktuellen DGB-Ausbildungsreport, für den die 25 gefragtesten Lehrberufe berücksichtig wurden, landeten angehende Restaurant- und Hotelfachleute auf den letzten Plätzen.

"Damit bestätigt sich exakt das Bild, was wir auch im Rhein-Sieg-Kreis haben", sagt Ernst Busch, Geschäftsführer der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) Region Köln. Längst nicht jeder Betrieb, der in der Region ausbilde, sei tatsächlich ausbildungsreif. Busch zeigt der Gastrobranche die "Gelbe Azubi-Karte". Oft müssten junge Menschen Arbeiten erledigen, die nichts mit ihrer Ausbildung oder dem späteren Beruf zu tun hätten.

Der NGG-Geschäftsführer kritisiert Überstunden, einen rauen Umgangston und oft enormen Druck. "Die ganze Branche jammert über zu geringe Bewerberzahlen", sagt er und fordert: "Die Betriebe müssen ihre Schwachstellen in der Ausbildung schleunigst beseitigen."

Praxis-Schock nennt Dario Thomas, Leiter der Ausbildungsberatung bei der Industrie- und Handelskammer Bonn-Rhein-Sieg (IHK), das, was viele Auszubildende des Hotel- und Gaststättengewerbes im Alltag ereilt: "Viele erkennen zwar die guten Chancen und Möglichkeiten, die die Branche bietet, sehen aber nicht, dass das auch viel Arbeit beinhaltet."

Ein Praktikum ist seiner Meinung nach Pflicht - für beide Seiten. Der potenzielle Auszubildende erkenne so, ob Beruf und auch Betrieb zu ihm passen. Und der Arbeitgeber, ob der Bewerber den alltäglichen Ansprüchen gewachsen ist.

"Je kleiner ein Betrieb ist, umso größer ist das Risiko", sagt Dario Thomas. In einem kleinen Team hänge etwa viel von der Chemie zwischen den Mitarbeitern ab. Die ausbildenden Betriebe im Hotel- und Gaststätten-Gewerbe sind weitaus risikobereiter als andere", weiß Thomas zu berichten. Jeder erhalte, ungeachtet seiner Schulbildung, seines Alters und Herkunft eine Chance. "Da ist das Risiko eines Fehlgriffs naturgemäß größer als etwa im Bankwesen, wo vor dem Ausbildungsplatz ein strenges Auswahlverfahren steht".

Der Gast ist König, die goldene Regel hat Bestand. "Danach müssen wir uns richten", sagt eine leitende Angestellte eines regionalen Hotels, die nicht genannt werden möchte. "Wer das nicht verinnerlicht, der ist falsch in diesem Beruf." Grundsätzlich sei die Arbeit im Hotelgewerbe ein schweres Los, bestätigt Bernd Kranz, Vorsitzender der Dehoga-Kreisgruppe Rhein-Sieg.

"Auszubildende sind vom ersten Tag an Teil des Ganzen, sie müssen schwer körperlich arbeiten und Überstunden leisten", weiß der Siegburger Hotelier. Andererseits biete der Beruf Vorteile: "Die Ausbildung qualifiziert für den weltweiten Einsatz." Und was braucht es, um im harten Alltag bestehen zu können? "Herz und Leidenschaft für den Beruf", sagt Kranz. "Es muss mehr Berufung, als nur ein Job zum Geldverdienen sein."

DGB-Ausbildungsreport Für den Report des Deutschen Gewerkschaftsbundes haben bundesweit 9 325 Auszubildende aus den 25 am stärksten besetzten Ausbildungsberufen einen Fragebogen ausgefüllt. Junge Menschen aus allen Lehrjahren und Betrieben unterschiedlichster Größe wurden etwa nach der Qualität der Betreuung, Einhaltung des Ausbildungsplans oder Überstunden befragt. Demnach sind angehende Industriemechaniker die rundum zufriedensten Auszubildenden. Unter qualitativen Gesichtspunkten liegt die Banklehre ganz vorn.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort