Massiver Einfluss von Corona Wilhelm Stolle schließt Standort in Bad Godesberg

Bonn · Das Familienunternehmen Wilhelm Stolle GmbH zieht sich wegen schlechter Geschäftslage bis Ende 2021 aus Bad Godesberg zurück. Rund ein Drittel der Stellen soll indes abgebaut werden.

 Traditionsreicher Standort: Die Wilhelm Stolle GmbH gibt die Geschäftstätigkeit der Friesdorfer Straße auf.

Traditionsreicher Standort: Die Wilhelm Stolle GmbH gibt die Geschäftstätigkeit der Friesdorfer Straße auf.

Foto: Benjamin Westhoff

Die Wilhelm Stolle GmbH schließt den Standort in Bad Godesberg. Das Familienunternehmen zieht damit die Konsequenzen aus der schwierigen Geschäftslage. Die Maschinenfabrik und Eisengießerei hat auch noch einen Standort in Beuel. Für zwei Werke gebe es aufgrund der rückläufigen Auftragseingänge und der damit verschlechterten Ertragslage „leider keine nachhaltige Perspektive mehr“, erläutert Martin Stolle, der gemeinsam mit seinem Cousin Wolfgang Stolle Geschäftsführer ist.

Das 1898 gegründete Familienunternehmen beschäftigt derzeit 165 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Rund ein Drittel der Stellen sollen abgebaut werden. An Entlassungen werde kein Weg vorbei führen. Gespräche über den sozialverträglichen Abbau von Arbeitsplätzen will die Geschäftsführung mit dem Betriebsrat aufnehmen.

Bis Ende 2021 soll die Produktion an der Friesdorfer Straße schrittweise eingestellt werden. Bis dahin wird das Hauptwerk in Beuel sukzessive modernisiert, um mit einer verringerten Gesamtkapazität alle wichtigen Kunden weiter beliefern und gleichzeitig die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens insgesamt wiederherstellen zu können.

Die deutlich geringer gewordene Auslastung habe bereits in den vergangenen Jahren zu negativen Jahresergebnissen geführt, so der Geschäftsführer. Dies sei einerseits der verringerten Nachfrage des Maschinenbaus geschuldet, andererseits befindet sich das Unternehmen in einem stärkeren Wettbewerb mit ausländischen Anbietern.

Nachdem die Geschäftsführung bereits Mitte 2019 die Notwendigkeit zur Restrukturierung erkannt hatte, habe sich die Situation durch die Corona-Krise gravierend verschärft, berichtete Stolle. Alle Unternehmen halten sich bei Investitionen zurück. Rund ein Drittel des Umsatzes erzielt das Familienunternehmen mit Exporten. Die Kunden seien überwiegend in Europa.

Stolle müsse in seinem Beueler Werk hohe Investitionen in moderne Umwelttechnik tätigen, da gesetzliche Auflagen verschärft worden seien. „Wir haben einen Punkt erreicht, an dem für die augenblickliche Unternehmensgröße und damit für die zweite Produktionsstätte in Bad Godesberg keine nachhaltige Perspektive mehr gegeben ist“, teilen Martin und Wolfgang Stolle mit. Ein solcher Schritt falle ihnen sehr schwer. Er sei jedoch aufgrund der wirtschaftlichen Gesamtsituation und der stark eingetrübten Aussichten unumgänglich. „Es geht um den Erhalt und die Zukunftssicherung unseres Unternehmens im Ganzen“, so die Geschäftsführer

An der Friesdorfer Straße produziert der Betrieb seit 1921 sogenannte Aufspann- und Richtplatten. Das sind Eisenflächen, auf denen große Werkstücke zum Bearbeiten befestigt werden. Ein wichtiger Abnehmer der Platten ist die Automobilindustrie.

Einen Teil seiner Produktion verkauft Stolle ins Ausland – Service inbegriffen. Von der Planung, Entwicklung und Konstruktion über die Produktion bis hin zu Logistik sowie Montage komme alles aus einer Hand. Diese Platten werden als Fundamente unter anderem in der Automobil- und der Messmaschinenindustrie benötigt.

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