Ausblick des Präsidenten der Handwerkskammer „Bauen wird nicht billiger“

Köln · Teure Rohstoffe und höhere Löhne lassen laut Hans Peter Wollseifer, Präsident der Handwerkskammer Köln, die Preise für Neubauten weiter steigen. Zudem betrage die Wartezeit auf Handwerker in manchen Gewerken doppelt so lang wie noch vor acht Jahren.

 Wer einen Handwerker für den Hausbau braucht, muss sich laut Handwerkskammer mehrere Monate gedulden.

Wer einen Handwerker für den Hausbau braucht, muss sich laut Handwerkskammer mehrere Monate gedulden.

Foto: dpa/Jan Woitas

Die Verbraucherinnen und Verbraucher müssen sich wohl auf weiter steigende Kosten für Handwerkerleistungen einstellen. „Bauen wird nicht billiger“, sagte Hans Peter Wollseifer, Präsident der Handwerkskammer Köln und Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH). „Die Preistendenz läuft nach oben“, so Wollseifer weiter. Er verwies zur Begründung etwa auf steigende Energie- und Rohstoffpreise  sowie auf steigende  Löhne.

Das trifft junge Familien besonders hart. Garrelt Duin, der Hauptgeschäftsführer der Kammer,  berichtete von einer Familie, die jahrelang auf ein städtisches Baugrundstück gewartet hatte, es dann aber zurückgegeben habe, weil sie sich die Errichtung eines Hauses zu den gestiegenen Preisen nicht mehr leisten konnte.

Auch würden die Wartezeiten, bis Aufträge vom Bau- oder Ausbauhandwerk erledigt würden,  sich kurzfristig nicht ändern. Derzeit beträgt sie laut Wollseifer etwa zwei bis drei Monate bei diesen Gewerken. Vor acht Jahren sei sie halb so lang gewesen, so Wollseifer. Immerhin sei Holz nicht mehr so knapp wie  im vergangenen Jahr. Jetzt fehlten aber Computerchips, wie sie etwa in Heizungen verbaut sind.

Zahl der Handwerksbetriebe 2021 in der Region gestiegen

Die Zahl der Handwerksbetriebe in der Region hat im abgelaufenen Jahr zugenommen. Sie stieg um 422 auf 34.577 Betriebe. Das sei eine erfreuliche Zahl, die trotz Pandemie Flut und Hochwasser erreicht worden sei, so Duin. Dabei sank im zulassungspflichtigen Handwerk, in dem ein Meister den Betrieb führen muss, die Zahl der Betriebe um 115. Bei den zulassungsfreien Handwerken und den handwerksähnlichen Gewerken stieg dagegen die Zahl der Betriebe um 425 beziehungsweise 112.  Ein Plus gab es  bei zulassungspflichtigen Gewerken im Elektrohandwerk oder im Bereich Sanitär, Heizungs- und Klimatechnik. Auch mehr Dachdecker und Straßenbauer gab es sowie mehr Betriebe im Zweiradmechaniker-Handwerk. Im zulassungsfreien Handwerk gab es ein besonders starkes Plus bei Gebäudereinigern oder Fotografen.

Allerdings sank die Zahl der Friseure. In Bonn gib sie im abgelaufenen Jahr um neun auf 267 zurück. Den 14 Zugängen standen 23 Abgänge gegenüber. Seit Beginn der Pandemie wurden in Bonn 41 Friseurbetriebe aus der Handwerksrolle gelöscht. Welchen Anteil Corona an den Schließungen allerdings hat, lässt sich laut Handwerkskammer nicht ermitteln. Die Hilfen für das Handwerk haben laut Duin insgesamt jedenfalls gewirkt. Wollseifer sieht zudem Chancen auf weitere Hilfen. Es würden in Berlin etwa Steuererleichterungen geprüft oder eine Verlängerung der Erleichterungen beim  Kurzarbeitergeldes über Ende März hinaus

Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge stieg im Bereich der Handwerkskammer gegen den Bundestrend um 4,7 Prozent auf 4720. Während es in Köln und Bonn nur geringe Veränderungen gab, verzeichnete der Rhein-Erft-Kreis ein Plus von 16,5 Prozent und der Rhein-Sieg-Kreis ein Plus von 8,9 Prozent.

Das Handwerk müsse die dringend benötigten Fachkräfte selbst ausbilden, so Wollseifer. Er verlangte Erleichterungen bei der  Einwanderung von Fachkräften und eine schnellere Visa-Erteilung. Das Handwerk würde jungen Menschen ohne Schulabschluss bis zu Abiturienten ausbilden.   Es gebe auch ein triales Studium, das eine Ausbildung, die Meisterprüfung und ein betriebswirtschaftliches Bachelor-Studium umfasst.

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