Geplante Fusion Bayer bietet 55 Milliarden für Monsanto

LEVERKUSEN · Der Pharmariese will durch die Fusion mit US-Saatgut- und Pflanzenschutzhersteller Monsanto zum Weltmarkführer für Ackerchemie und Saatgut werden. Doch die Aktionäre sind skeptisch.

 Bayer baut sein Geschägt mit Saatgut aus und bietet 55 Milliarden für Monsanot. Im Gewächshaus des erweiterten Weizenzucht-Zentrums der Bayer CropScience AG in Gatersleben wird schon jetzt an der Entwicklung von neuen Weizensorten geforscht.

Bayer baut sein Geschägt mit Saatgut aus und bietet 55 Milliarden für Monsanot. Im Gewächshaus des erweiterten Weizenzucht-Zentrums der Bayer CropScience AG in Gatersleben wird schon jetzt an der Entwicklung von neuen Weizensorten geforscht.

Foto: picture alliance / dpa

So wirklich hat Bayer-Chef Werner Baumann die Anteilseigner nicht überzeugt. Gestern verlor die Bayer-Aktie weitere 5,6 Prozent auf 84,54 Euro nachdem der Pharmakonzern Einzelheiten zur geplanten Übernahme des US-Saatgut- und Pflanzenschutzherstellers Monsanto bekannt gegeben hatte. Dabei hatte Baumann in einer Telefonkonferenz am Morgen noch Kursverluste in den Vortagen darauf zurückgeführt, dass den Anteilseigner noch nicht habe mitgeteilt werden können, warum der Kauf für Unternehmen und die Aktionäre sinnvoll sei.

Gestern gab er sich dann alle Mühe, mögliche Vorteile herauszustellen. Baumann verwies etwa auf das Wachsen der Weltbevölkerung. „Als Bayer fühlen wir uns verpflichtet, durch eine nachhaltige Landwirtschaft die weltweite Versorgung einer wachsenden Weltbevölkerung mit gesunden, sicheren und bezahlbaren Lebensmitteln zu ermöglichen“, sagte Liam Condon, Chef der Bayer-Pflanzenschutzsparte CropScience. Drei Milliarden zusätzliche Menschen auf der Erde müssten 2050 ernährt werden. Das Geschäft mit Saatgut und Pflanzenschutz muss da wachsen und ist deshalb lukrativ.

Außerdem passten Bayer und Monsanto perfekt zusammen. Der US-Konzern ist ein Saatgutriese, Bayer vor allem stark beim Pflanzenschutz. Beide zusammen könnten vom Saatgut bis zum Schutz der Pflanze integrierte Lösungen anbieten und durch Digitalisierung den Landwirten zu höheren Erträgen verhelfen. Auch die Forschungsaktivitäten beider Konzerne ergänzten sich. Und schließlich ist Monsanto in Amerika stark, wo Bayer noch Nachholbedarf hat.

Aus Bayer und Monsanto soll die neue Nummer eins der Branche im Fusionsfieber entstehen mit einem Umsatz von 23,1 Milliarden Euro, so Bayer. Deutlich größer als Syngenta mit ChemChina oder Dow und DuPont, die jeweils auf knapp 15 Milliarden kommen oder gar BASF mit 5,8 Milliarden Euro Umsatz. „Wir sind seit langem von Monsanto beeindruckt und teilen die Überzeugung, dass durch ein integriertes Geschäft erheblicher Wert für die Aktionäre beider Unternehmen entstehen würde“, so Baumann.

Zusammen winkten Synergien von 1,5 Milliarden US-Dollar nach drei Jahren. Mehr in den Folgejahren. Gleichzeitig würde Bayer als Life-Science-Unternehmen gestärkt. Agrar- und Gesundheitssparte würden bei einem Zusammenschluss rund die Hälfte von gut 47 Milliarden Konzernumsatz beisteuern. Ein ausgewogenes Portfolio also. Heute kommt bei Bayer der gegenüber Konjunkturschwankungen wenig empfindliche Agrarbereich auf etwa 30 Prozent des Umsatzes von 34 Milliarden Euro ohne die Kunststoffsparte Covestro, an der Bayer noch die Mehrheit hält. Und auch für die Mitarbeiter beider Unternehmen gab es Beruhigendes. Hauptsitz der Saatgutsparte des gemeinsamen Unternehmens werde die Monsanto-Zentrale in St. Louis, Konzernzentrale und Kopf des Pflanzenschutzgeschäfts soll Monheim werden, von wo aus CropScience bereits gesteuert wird. Es gehe außerdem um Wachstum und Investitionen und nicht um Kürzungen, so Bayer.

Rechtliche Bedenken zerstreut Bayer mit Verweis auf seine Erfahrung mit Kartellbehörden. Auch mit Reputationsrisiken und kritischen Anteilseigner könne man umgehen. Ist doch Monsanto wegen eines vermeintlich rauen Geschäftsgebarens, wegen Gensaatgut und dem Unkrautvernichter Glyphosat Lieblingsgegner von Umweltschützern.

Der Pferdefuß ist der Preis. Bayer bietet 122 US-Dollar pro Monsanto-Aktie. Für Bayer ist das eine attraktive Prämie von 37 Prozent auf den Monsanto-Schlusskurs vom 9. Mai. Schließlich sollen die Anteilseigner von Monsanto überzeugt und das Management dazu bewegt werden, das Angebot zu unterstützen. 55 Milliarden Euro sind ein großer Brocken. Die Übernahme von Schering hat Bayer rund 17 Milliarden gekostet. Das ist zwar auch viel Geld, spielt aber noch in einer anderen Liga. Das weiß auch Baumann. der unterstreicht, dass Bayer mit Schulden umgehen kann und diese nach Zukäufen rasch zurückführt. Die Finanzierung stehe mit Unterstützung von BofA Merill Lynch und Credit Suisse. Weder das Geschäfts mit Tiergesundheit müsse veräußert werden, noch müsse Bayer schnell Covestro-Aktien abgeben, um den Kauf zu stemmen.

75 Prozent des Kaufpreises sollen über Kredite finanziert werden. Das kann kurzfristig zu einem schlechteren Rating führen. Langfristig strebt Bayer aber ein A-Kreditrating an. Und 25 Prozent des Kaufpreises sollen über Eigenkapital erfolgen, größtenteils aus einer Kapitalerhöhung. Das hatte die Aktionäre befürchtet, die deshalb schon seit tagen Aktien verkaufen. Sie sehen ihren Anteil an dem Unternehmen und am Gewinn so verwässert.

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