Wirtschaft Bayer und Lanxess streichen Stellen

KÖLN/LEVERKUSEN · Lanxess und Bayer wollen in den nächsten Jahren weltweit bis zu 1700 Arbeitsplätze abbauen. Beim Kölner Spezialchemiekonzern Lanxess sind bis Ende 2015 weltweit 1000 von 17 500 betroffen. Deutschland kommt vergleichsweise glimpflich davon. Hier fallen 300 von über 8000 Stellen weg, wie Konzernchef Axel Heitmann erläuterte.

In der Bayer-Kunststoffsparte MaterialScience sollen in den nächsten vier Jahren bis zu 700 von rund 14 400 Arbeitsplätze abgebaut werden. In Deutschland fallen 180 von 5200 Stellen weg, nach Betriebsratsinformationen vor allem in Leverkusen und Brunsbüttel.

In dieser Zahl enthalten seien allerdings auch mögliche Firmenverkäufe, sagte ein Bayer-Sprecher. Der Konzern begründete die geplanten Einschnitte mit dem harten Wettbewerb auf dem Kunststoffmarkt und der schwachen wirtschaftlichen Entwicklung in China.

Das trifft auch Lanxess. Vor allem leidet der Konzern aber unter einer schwachen Automobilkonjunktur. Der Konzern ist der weltgrößte Hersteller von Synthesekautschuk, der vor allem zur Reifenherstellung genutzt wird. Etwa 25 Prozent seines Umsatzes von 9,1 Milliarden Euro im Jahr 2012 macht Lanxess mit der Reifenindustrie, 15 Prozent mit Kunststoffen für die Autoindustrie, wo sie Stahl ersetzen und so Gewicht sparen.

Lanxess-Chef Heitmann erwartet zwar in Zukunft ein Anziehen der Autokonjunktur und des Reifenabsatzes. Anzeichen einer Erholung kann er derzeit aber nicht erkennen. "Der Rückgang der Nachfrage hat sich stabilisiert", sagte Heitmann. Die Delle bei Kunststoffen und Kautschuk werde das Unternehmen aber noch weiter beschäftigen. Statt Wachstumsraten von fünf bis zehn Prozent bei Hochleistungskautschuken oder Hightech-Kunststoffen rechnet Lanxess jetzt noch mit einem Absatzplus von sieben und drei Prozent. Gleichzeitig gibt es aber weltweit höhere Kapazitäten, die geschaffen wurden als das Geschäft noch boomte. Das Ergebnis ist ein Preisdruck, der die Gewinnmargen schmälert. Heitmann betonte: "Aufgrund der aktuellen Lage müssen wir jetzt entschieden handeln."

Der Großteil des Stellenabbau bei Lanxess, der vor allem über Abfindungen und Vorruhestand erfolgen soll, ist für das kommenden Jahr geplant. Bei einmaligen Kosten von insgesamt 150 Millionen Euro erwartet Lanxess ab 2015 jährliche Einsparungen von 100 Millionen Euro.

Die Maßnahmen seien mit den Arbeitnehmervertretern abgestimmt, betonte Lanxess. Der Bayer-Betriebsrat äußerte hingegen heftige Kritik. Das Maßnahmenbündel, zu dem auch Kürzungen des Forschungsbudgets und die Verschiebung von Investitionen gehörten, sei "nicht nachvollziehbar - und mehr als bedenklich", heißt es in einer Information des Gesamtbetriebsrates. Betriebsbedingte Kündigungen sind bei Bayer allerdings bis Ende 2015 durch eine Betriebsvereinbarung ausgeschlossen.

Die Lanxess-Mitarbeiter verzichten sofort auf drei Prozent ihres Entgelts. Der Satz wird erreicht, indem die Bonuszahlungen reduziert werden. Der Vorstand verzichtet auf sechs Prozent des Fixgehaltes. Außerdem werden die Investitionen auf 600 Millionen Euro gekürzt. Begonnene strategische Projekte blieben weitgehend ungeschoren, so Heitmann. Insgesamt konzentriere sich Lanxess aber auf die Instandhaltung.

Randaktivitäten wie "Alterungsschutzmittel"oder Perlon für die Sportfischerei oder zur Bespannung von Tennisschlägern kommen auf den Prüfstand. Für sie werden Partner gesucht, sie könnten auch verkauft werden.

Andererseits plant Lanxess Zukäufe etwa im Geschäft mit Agrochemie oder Lederchemikalien. Der Schwerpunkt liege aber weiter auf organischem Wachstum, betonte Heitmann.

Für das laufende Jahr erwartet Lanxess ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sowie Sonderfaktoren von 700 bis 800 Millionen Euro nach 1,2 Milliarden im Vorjahr. Nach ursprünglicher Planung sollte das Ergebnis für 2012 noch übertroffen werden. Davon hatte der Konzern aber bereits im März Abstand genommen. Das Nettoergebnis für das laufende Jahr werde aber positiv sein, betonte Finanzvorstand Bernhard Düttmann. Und am mittelfristige Ebitda-Ziel von 1,8 Milliarden Euro in 2018 hält Lanxess fest.

An der Börse löste Lanxess mit der Ankündigung eines Sparprogramms keine Begeisterung aus. Die Aktie verlor gestern 2,8 Prozent auf 49,95 Euro.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort