Demonstranten vor dem WCCB Bayer wirbt in Bonn für den Monsantokauf

Bonn · Die geplante Übernahme des US-Konzerns beherrscht das Aktionärstreffen im Bonner WCCB. Und auch vor der Tür ist das Thema präsent: Demonstranten versammelten sich bei der Hauptversammlung von Bayer vor dem Kongresszentrum.

Auf dem Weg zur Hauptversammlung im Bonner WCCB konnten sich die 2500 Bayer-Aktionäre stärken. Imker reichten Honig, ein paar Meter weiter gab es Popcorn und Kartoffeln mit Dip. Den meisten war freilich nicht danach. War die Aktion doch Teil einer Kundgebung gegen die Geschäftspolitik ihres Konzerns.

„So viel Protest war selten“, sagte eine Rednerin auf der Bühne, vor der sich rund 100 Menschen versammelten. Dabei nutzen Kritiker des Leverkusener Pharma- und Agrarchemiekonzerns das Aktionärstreffen schon seit Jahren als Bühne, um ihren Unmut kund zu tun. „Ärzte gegen die Co-Pipeline“, das Bündnis „Coordination gegen Bayer-Gefahren“, Frauen, die sich durch Hormon- und Verhütungsmittel geschädigt sehen, Misereor, Imker oder Greenpeace.

Stärker vertreten als in den Vorjahren waren Gentechnikgegner, darunter die „Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft“, die die Kartoffeln spendierte. Zubereitet wurden sie in einem Garer, in dem symbolisch Patente verbrannt wurden. Die bedrohen aus ihrer Sicht die Vielfalt beim Saatgut und machen Bauern von Saatgutkonzernen abhängig. Mobilisiert hatte sie wohl der geplante Kauf des US-Konzerns Monsanto durch Bayer. Der ist Lieblingsgegner von Umweltschützern, weil er nicht nur das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat herstellt, sondern auch genverändertes Saatgut.

Dieser Zukauf war auch bestimmendes Thema des Aktionärsreffens. Konzernchef Werner Baumann warb einmal mehr um Unterstützung der Anteilseigner. „Durch die vereinbarte Übernahme von Monsanto wollen wir Bayer weiter stärken“, sagte Baumann zu Beginn seiner Rede - noch bevor er Blick zurück auf das abgelaufenen Geschäftsjahr mit Rekordzahlen warf.

„Die Übernahme von Monsanto passt perfekt zu unserer Strategie“, so Baumann weiter. Bayer will führende Positionen in seinen Geschäften einnehmen. Und Bayer und Monsanto zusammen würden gewiss eine derartige Führungsrolle spielen.

Bayer und Monsanto ergänzten sich regional und im Produktangebot, so Baumann. Zusammen könnten sie besser dazu beitragen, die Ernährung der wachsenden Weltbevölkerung zu sichern. Und profitieren würden auch die Landwirte, die ein Produktangebot vom Saatgut bis zur Bekämpfung von Pflanzenkrankheiten, Unkraut und Schädlingen erhielten. Gleichzeitig versicherte Baumann, dass die anderen Geschäftsfelder nicht unter der teuren Übernahme leiden müssten, weil etwa Mittel für Investitionen fehlten.

„Wir können die industrielle Logik der Transaktion nachvollziehen“, sagte etwa Ingo Speich, Portfoliomanager der genossenschaftlichen Investmentgesellschaft Union. Einig war er sich dabei mit weiteren Vertretern von Großanlegern wie der Fondsgesellschaft Deka aus dem Sparkassenlager oder der Deutschen Assetmanagement und Aktionärsschützern der DSW und der SdK.

Dennoch bereite sie ihnen auch Bauchschmerzen, wie Speich formulierte. Das 66-Milliarden-Dollar-Geschäft sei eine enorme Belastung für Bayer, so die Großanleger. Außerdem verändere sich das Risikoprofil von Bayer, da das bislang dominierende Pharmageschäft werde vom Bereich CropScience überholt. „Die Bayer-Aktie wird damit zu einer Wette auf Agrarrohstoffe“, so Speich.

Außerdem gebe es Integrationsrisiken angesichts der Größe von Monsanto und Reputationsrisiken wegen der Monsanto-Gentechnik und wegen Glyphosat. Generell solle Bayer sich intensiver mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandersetzen, meinte Speich. Dabei verwies er auf das Bienensterben, für das Substanzen in Pflanzenschutzmitteln im Verdacht stehen, dafür mitverantwortlich zu sein. Bayer solle gegen mögliche Verbote der Substanzen keine rechtlichen Schritte ergreifen, forderte Speich. „Setzen Sie sich stattdessen stärker für Artenvielfalt und Umweltschutz ein“, verlangte er.

„Monsanto, Monsanto, Monsanto und Monsanto“, seien die Themen, so ein Sprecher. Glänzende Geschäftszahlen - der bereinigte operative Gewinn hatte 2016 immerhin um zehn Prozent auf 11,3 Milliarden Euro zugelegt spielte ebenso kaum eine Rolle in der Diskussion wie die um 20 Cent auf 2,70 Euro erhöhte Dividende. Allenfalls der Aktienkurs bewegte noch die Anteilseigner.

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