Kreissparkasse Köln Berlin verdirbt der Bank ein Rekordjahr

KÖLN · Hohe Abschreibungen auf die Beteiligung an der Landesbank Berlin haben bei der Kreissparkasse Köln im vergangenen Jahr ein Rekordergebnis verhindert.

Plant Vertriebsoffensive: Die Hauptverwaltung der Kreissparkasse Köln am Neumarkt.

Plant Vertriebsoffensive: Die Hauptverwaltung der Kreissparkasse Köln am Neumarkt.

Foto: Meisenberg

Im eigentlichen Bankgeschäft in der Region lief es dank guter Konjunktur rund. Nach einem Jahr des Umbaus, in dem 43 Kleinfilialen geschlossen wurden, hat sich die Kreissparkasse für dieses Jahr eine Vertriebsoffensive verschrieben.

"Wir wollen unsere Provisionserträge wieder steigern und auch ein leicht verbessertes Betriebsergebnis erzielen", kündigte Sparkassenchef Alexander Wüerst in Köln an. Mit dem abgelaufenen Geschäftsjahr zeigte sich Wüerst "zufrieden". Die gute Konjunktur und niedrige Zinsen sorgten für eine starke Kreditnachfrage.

Insgesamt vergab die Kreissparkasse 3,4 Milliarden Euro, 8,2 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Baukredite wuchsen sogar um 22 Prozent auf 1,57 Milliarden Euro. Den erstmals seit Langem wieder gestiegenen Zinsüberschuss führte Wüerst auf das margenorientierte Zinsmanagement zurück. "Auch wenn die Zinsen niedrig bleiben, rechnen wir hier weiter mit moderat steigenden Erträgen."

Nicht so gut lief es für die Kölner auf der Vertriebsseite. Die Provisionen aus dem Verkauf von Versicherungen, Fonds und anderen Finanzprodukten erreichten nur knapp den Vorjahresstand. "Das ist eine große Herausforderung", sagte Wüerst. Die Vertriebsschwäche sei auch der Grund für den Umbau des Filialnetzes im vergangenen Jahr gewesen. Das neue Angebot in mobilen Filialen sowie Online-Beratungsangebote, bei denen der Sparkassenkunde seinen Berater auf dem heimischen PC per Webcam zuschalten kann, würden gut angenommen.

Allerdings hat die Kreissparkasse wie viele andere Banken auch mit erheblicher Skepsis der Kunden bei der Geldanlage zu kämpfen. Schlechte Erfahrungen aus der Zeit der Finanzkrise, überbordende Bürokratie bei der Anlageberatung und die risikoscheue deutsche Mentalität hätten dazu geführt, dass nur wenige Privatkunden vom Boom an den Börsen im vergangenen Jahr profitiert haben.

"Viele Berater haben Angst, und viele Kunden fühlen sich bevormundet", sagte Wüerst. "Das Wertpapiervermögen ist rückläufig, ich halte das für bedauerlich." Wenn Anleger Wertpapiere jetzt verstärkt bei Direktbanken orderten, um die Beratungsprozedur zu umgehen, sei das "eine gefährliche Entwicklung".

Trotz der niedrigen Zinsen stieg das Geldvermögen der Sparkassen-Kunden (Einlagen und Wertpapiere) um 907 Millionen Euro. Vor Steuern fuhr die Kreissparkasse mit 105 Millionen Euro im vergangenen Jahr ein Ergebnis auf Vorjahreshöhe ein. Es wäre um 30 Millionen Euro höher ausgefallen, hätte nicht dieser Betrag auf die Beteiligung an der Landesbank Berlin abgeschrieben werden müssen. Die Kreissparkasse ist wie die anderen Sparkassen seit 2007 an dem maroden Institut beteiligt.

Abzüglich Steuern und Rücklagen will die Kreissparkasse wieder mindestens 7,5 Millionen Euro an den Zweckverband, der den beteiligten Landkreisen gehört, ausschütten.

Wüerst forderte die Politik auf, sich den wichtigen Themen auf den Finanzmärkten zuzuwenden: "Ratingagenturen, Hedgefonds, Grauer Kapitalmarkt, Hochfrequenzhandel, da ist noch nichts passiert."

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