Tarifstreit bei der Deutschen Telekom Beschäftigte bekommen 4,3 Prozent mehr Geld

Bonn · Eine nächtliche Sitzung im Hotel Maritim in Bonn brachte den Durchbruch: Die Beschäftigten der Deutschen Telekom erhalten 4,3 Prozent mehr und eine Jobgarantie bis Ende 2018.

 Demonstrative Harmonie: Telekom-Deutschland-Geschäftsführer Martin Seiler (l.) und Verdi-Verhandlungsführer Michael Halberstadt.

Demonstrative Harmonie: Telekom-Deutschland-Geschäftsführer Martin Seiler (l.) und Verdi-Verhandlungsführer Michael Halberstadt.

Foto: Horst Müller

Am Mittwoch mussten die Vertreter von Deutscher Telekom und Gewerkschaft Verdi noch die Details des Tarifvertrages ausformulieren. Anschließend zeigten sich beide Verhandlungsführer in einem gemeinsamen Gespräch mit dem General-Anzeiger zufrieden über das zügige Ergebnis in der vierten Verhandlungsrunde. Gemeinsame Auftritte sind nach Tarifverhandlungen nicht die Regel.

„Es ist gut, dass wir es zum zweiten Mal seit 2014 ohne Schlichtung geschafft haben“, sagte Verdi-Verhandlungsführer Michael Halberstadt. Die Verhandlungen seien von beiden Seiten „intensiv und mit viel Herzblut“ geführt worden.Da kennen die Verhandlungsparteien noch andere Zeiten: Noch vor vier Jahren waren die Gespräche nach heftigen Warnstreiks und gegenseitigen Vorwürfen gescheitert und in die Schlichtung gegangen.

Auch der Verhandlungsführer der Arbeitgeber, Telekom-Deutschland-Personalgeschäftsführer Martin Seiler, betonte, dass eine zügige Einigung „angesichts des angespannten Wettbewerbsumfeldes“ und der Herausforderungen durch die Digitalisierung für alle Beschäftigten wichtig gewesen sei: „Jetzt können sich alle Beschäftigten wieder auf ihre eigentlichen Aufgaben konzentrieren.“ In den vergangenen Tagen hatten sich Tausende von Verdi-Mitgliedern an Warnstreiks beteiligt, das hatte nach Gewerkschaftsangaben zu Wartezeiten beim Kundendienst geführt.

Die 63 000 Tarifbeschäftigten der Telekom bekommen in den nächsten zwei Jahren insgesamt 4,3 Prozent mehr Geld und eine Verlängerung des Ausschlusses betriebsbedingter Kündigungen bis Ende 2018. Die unteren Gehaltsgruppen erhalten zum 1. April 2016 überproportional 2,6 Prozent mehr. Damit liegt der Abschluss deutlich unter der Verdi-Forderung von fünf Prozent für ein Jahr, aber deutlich über dem Telekom-Angebot von insgesamt 2,8 Prozent in zwei Schritten für zwei Jahre. Die Telekom investiert derzeit Milliarden in neue internetbasierte Netze.

Das wird bei vielen Beschäftigten zu einer Veränderung der Tätigkeit führen, da beispielsweise weniger Techniker für die Wartung der Netze gebraucht werden. Das Bonner Unternehmen verzeichnete für 2015 einen zweistelligen Anstieg von Umsatz und Gewinn und rechnet auch 2016 mit einer positiven Entwicklung. Außerdem werden mit dem Tarifabschluss die Ausbildungsvergütungen angehoben. Sie steigen um 35 Euro monatlich ab dem 1. April 2016 und um weitere 25 Euro ab dem 1. April 2017. „Mit dieser Anhebung der Ausbildungsvergütung unterstreichen wir unsere Nachwuchsförderung“, sagte Seiler. Sie passe gut in das kürzlich vereinbartes Zukunftskonzept für die Ausbildung.

Wie Halberstadt erläuterte, wurde außerdem eine Erhöhung der Wohnungszulage für die Auszubildenden von 205 Euro auf 230 Euro vereinbart. „Es geht darum, den jungen Menschen Hilfestellung zu geben, da viele für die Ausbildung in eine andere Stadt ziehen müssen.“

Personalvorstand Christian P. Illek begrüßt den Kompromiss: „Strategisch wichtig ist, dass wir im Gesamtpaket auch eine Vereinfachung und Standardisierung unserer Entgeltsystematik im Konzern auf den Weg bringen konnten.“

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