Bilanz der Deutschen Telekom Besorgter Blick zu Beschäftigten in Russland

Bonn · In Russland macht die Telekom zwar nur wenig Geschäft, beschäftigt aber 2000 Softwareentwickler. Wie es mit denen weitergeht, ist noch offen.

  Vorstandschef  Timotheus Höttges (l.)  und Finanzvorstand Christian Illek präsentieren in der Lobby an der Friedrich-Ebert-Allee die Jahreszahlen.

Vorstandschef Timotheus Höttges (l.) und Finanzvorstand Christian Illek präsentieren in der Lobby an der Friedrich-Ebert-Allee die Jahreszahlen.

Foto: dpa/Federico Gambarini

Mit Sorge schaut die Deutsche Telekom nach der Ausweitung des Ukraine-Russland-Konfliktes auf ihre 2000 Beschäftigten in Sankt Petersburg, die sich um Softwareentwicklung kümmern. „Wir müssen uns überlegen, wie wir mit den Menschen in der Region umgehen“, sagte Telekom-Chef Timotheus Höttges bei der Bilanzvorlage. Dabei werde es auch um die Frage gehen, ob diesen Mitarbeitenden Visa angeboten werden können, damit sie außerhalb Russlands für die Telekom weiter tätig sein können.

„Entsetzt über Angriff“

Zunächst habe das Unternehmen sichergestellt, dass ihnen auf jeden Fall die Gehälter überwiesen werden können und sie mit Hardware und Software versorgt seien, sagte Finanzvorstand Christian Illek. „Wir sind entsetzt über den russischen Angriff in der Ukraine“, betonte Höttges. Er halte die Haltung des Westens gegenüber Russland für naiv: „Uns fehlt teilweise in unserer Disney World, an der wir in der westlichen Welt gerne festhalten würden, ein bisschen der Realitätssinn.“

Wie die deutschen Sicherheitsbehörden sieht auch Höttges die Gefahr von mehr Cyberangriffen. Bisher sei aber keine Welle aus Russland zu erkennen. Die Menge von Angriffen habe grundsätzlich schon in den vergangenen Monaten zugekommen. Dieser Trend werde wegen der Ukraine-Eskalation zusätzlichen Schub bekommen. Das Konzernlagezentrum, das für alle Sicherheitsfragen zuständig ist, beobachte die Situation genau. Auch Kunden seien sensibilisiert worden, sagte Illek.

Wachstumszahlen

Die aktuellen Ereignisse überlagerten die Vorstellung der Jahreszahlen, bei denen der Vorstand viel Wachstum verkünden konnte. 2021 kletterte der Gesamtumsatz des Konzerns um 7,7 Prozent auf 108,8 Milliarden Euro. Dabei legten die Service-Umsätze um 6,5 Prozent auf 84,1 Milliarden Euro zu. Beim bereinigten Betriebsergebnis (Ebitda AL) gab es im Vorjahresvergleich ein Plus von 6,6 Prozent auf 37,3 Milliarden Euro.

Die US-Tochter T-Mobile US steuert den größten Anteil zum Umsatz bei. Mehr als 62 Prozent des Konzernumsatzes stammen aus den USA. Aktuell hält die Telekom lediglich 48,4 Prozent an T-Mobile US, will aber weitere Anteile erwerben, um die Kapitalmehrheit zu erreichen. Dabei steht dem Unternehmen aber die hohe Schuldenlast im Weg, die durch hohe Investitionen in den Netzausbau 2021 um fast zwölf Milliarden auf inzwischen 132,1 Milliarden Euro wuchs.

Auch das Deutschland-Geschäft legt zu: Der Umsatz stieg gegenüber dem Vorjahr um 1,6 Prozent auf 24,2 Milliarden Euro.

T-Systems mit weniger neuen Aufträgen

Die Geschäftskundensäule T-Systems habe das wichtigste Finanzziel für 2021 erreicht, teilte die Telekom mit. Vor allem dank strikter Kostendisziplin erreichte das Großkundensegment ein bereinigtes Ebitda AL von 286 Millionen Euro. Das waren 2,5 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Dagegen ging der Umsatz um 3,4 Prozent auf vier Milliarden Euro zurück. Der Auftragseingang lag mit 4,2 Milliarden Euro um 8,5 Prozent unter dem Vorjahreswert. „T-Systems setzt seinen Umbau fort und fokussiert konsequent auf Wachstumsfelder“, sagte Höttges. Darüber hinaus gebe es keine neuen Entwicklungen. Im vergangenen Jahr hatte die Telekom alle Zukunftsszenarien für möglich erachtet und einen möglichen Verkauf vorbereitet. Bei einer sich abzeichnenden Konsolidierung des europäischen Telekommunikationsmarktes sieht Höttges sein Unternehmen nicht in einer aktiven Rolle.

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