Entschuldigung für den Ausfall der Notrufnummer Bessere Geschäfte bei der Telekom

Bonn · Bei der Deutschen Telekom laufen die Geschäfte in diesem Jahr noch besser als erwartet. Der Vorstand verweist gleichzeitig auf Kostensenkungen durch sozialverträglichen Stellenabbau und straffere Führungsstrukturen.

 Sind mit dem Wachstum zufrieden: Telekom-Chef Timotheus Höttges (l.) und Finanzvorstand Christian Illek.

Sind mit dem Wachstum zufrieden: Telekom-Chef Timotheus Höttges (l.) und Finanzvorstand Christian Illek.

Foto: dpa/Oliver Berg

Die Deutsche Telekom legt weiter zu. „Bei den Kundenzahlen und den Finanzzahlen sehen wir starkes Wachstum auf beiden Seiten des Atlantiks“, sagte Telekom-Chef Timotheus Höttges bei der Vorlage der Zahlen zum dritten Quartal.

Der um Wechselkurseffekte und Veränderungen bei den Unternehmen, die in den Konzernabschluss einbezogen werden, bereinigte Umsatz des dritten Quartals stieg um 2,1 Prozent auf 26,9 Milliarden Euro. Unterm Strich legte der Nettogewinn um 8,8 Prozent auf 889 Millionen Euro zu. Bereinigt um Sondereinflüsse ergab sich im dritten Quartal im Jahresvergleich allerdings ein Minus von 13 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro.

Der operative Gewinn vor Steuern, Abschreibungen und Zinszahlungen (Ebitda) stieg nur leicht um 0,2 Prozent auf 9,7 Milliarden Euro an. Das sei auf ein neues Geschäftsmodell der US-Tochter T-Mobile für die Vermarktung von Endgeräten geschuldet: Statt diese zu vermieten, bekommen Kunden ihre Smartphones per Ratenzahlung. Die Vermietung sei bei Sprint bisher üblich gewesen, das T-Mobile US übernommen hat, und verändere die Bilanzierung.

Auch in Zukunft Stellenabbau

Trotz des Wachstums habe der Konzern die Kosten nicht aus den Augen verloren, so Höttges: Es gebe kontinuierliche Schritte von der Fortsetzung des sozialverträglichen Personalumbaus über straffere Führungsstrukturen und Outsourcing-Transaktionen bis hin zur Optimierung des Immobilien-Portfolios. 2018 habe sich das Unternehmen das Ziel gesetzt, die indirekten Kosten außerhalb der USA bis 2021 dauerhaft um 1,5 Milliarden Euro zu senken. „Am Jahresende werden wir Einsparungen von rund 1,7 Milliarden Euro erreicht haben“, so Höttges. Finanzvorstand Christian Illek erläuterte, dass die Telekom von 2017 bis 2021 in Deutschland rund 17 000 Stellen abgebaut habe. In dieser Größenordnung liege der Stellenabbau seit zehn Jahren, weil die Digitalisierung bestimmte Aufgaben überflüssig mache. Auch in Zukunft werde es Stellenabbau geben. Kündigungen sind in Deutschland nach einer Vereinbarung mit den Gewerkschaften ausgeschlossen.

IT-Einheit wird an Accenture verkauft

Weiterhin stehe die Telekom vor dem Verkauf einer Einheit mit IT-Arbeitsplätzen an Accenture, so Illek. Diese Beschäftigten hätten ein großes Projekt mit der Umstellung von SAP-Programmen durchgeführt, das jetzt abgeschlossen sei. Accenture mit Sitz im irischen Dublin ist einer der weltweit größten Dienstleister bei Unternehmens- und Strategieberatung sowie Technologie- und Outsourcing. Die Zahlen der Beschäftigten, die mit überwechseln sollen, variieren. Nach Angaben der Gewerkschaft Verdi sind in Deutschland 550 Beschäftigte vom Verkauf betroffen, weitere 400 Beschäftigte im Ausland. Die Gewerkschaft DPVkom gibt die vom Verkauf betroffenen Stellen mit 1800 an, 800 davon in Deutschland. Grundsätzlich stehe bei der Telekom die Weiterbildung und Umschulung der eigenen Beschäftigten oben auf der Agenda, so Illek. Da aber teilweise Beschäftigte mit völlig neuen Qualifikationen gefragt seien, werde auch Personal eingestellt.

Außerdem habe die Telekom Führungsebenen verschlankt, indem sie einzelnen Mitarbeitern mehr Verantwortung übertragen habe. Es gebe aber keinen verstärkten Abbau bei IT-Arbeitsplätzen, es gebe in der IT sogar offene Stellen. Im dritten Quartal gab die Telekom weltweit 216 000 Menschen Arbeit, fünf Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Höttges entschuldigte sich auf Nachfrage dafür, dass es am frühen Morgen des Vortags zu einem Ausfall zu den Notrufnummern 110 und 112 gekommen war, betonte aber: „Das, was passiert ist, kann passieren.“ Die Telekom müsse regelmäßig Softwareupdates und Routine-Wartungsarbeiten machen. Sie würden auf die frühen Morgenstunden gelegt, weil dort wenig in den Leitungen los sei und und immer zuvor getestet. „Ich bin sehr zufrieden, wie unsere Techniker reagiert haben“, sagte Höttges. Mittlerweile sei das Softwareupdate erfolgreich einspielt. Er selbst habe Politiker angerufen, um den Ausfall zu erklären, und habe sehr viel positive Resonanz für die Zusammenarbeit mit den Sicherheitsbehörden gehört.

T-System setzt mehr um

Die seit Langem schwächelnde Geschäftskundensäule verzeichnete T-Systems im dritten Quartal eine positive Geschäftsentwicklung. Der Auftragseingang habe im Vergleich zum schwachen Vorjahresquartal um 15,1 Prozent auf 800 Millionen Euro zugelegt. Der Umsatz stieg um 1,7 Prozent auf eine Milliarden Euro. Das Ebitda erreichte im dritten Quartal 80 Millionen Euro. Das waren 3,9 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres.

Für 2021 erhöhte die Telekom zum dritten Mal dieses Jahr ihren Ausblick. Der Konzern rechnet nun für das Gesamtjahr mit einem bereinigten Ebitda von rund 38 Milliarden Euro nach zuvor mindestens 37,2 Milliarden Euro. Zur höheren Prognose trage das Geschäft auf beiden Seiten des Atlantiks bei.