Telekom Beteiligung an jungen Firmen, um an deren Ideen zu kommen

BONN · Sie sind so etwas wie die Abenteurer der Telekom. Bei T-Venture (von engl.: wagen, riskieren) sucht eine kleine Truppe von 26 Mitarbeitern ständig weltweit nach jungen Firmen mit pfiffigen Ideen, an denen sich die Telekom beteiligen kann.

 Gibt Einblicke in die Beteiligungen: T-Venture-Chef Georg Schwegler in der Hauptstadtrepräsentanz der Telekom in Berlin.

Gibt Einblicke in die Beteiligungen: T-Venture-Chef Georg Schwegler in der Hauptstadtrepräsentanz der Telekom in Berlin.

Foto: ga

Erst Anfang des Monats stiegen die Bonner beim Münchener Startup Smarchive ein, das mit der Idee, Rechnungen, Verträge und Briefe online aufzubewahren und weiterverarbeiten zu können, groß werden will.

"Eins unserer Ziele ist es, Startups für den Konzern bei der Innovation zu nutzen", sagt Georg Schwegler, der T-Venture seit sieben Jahren führt. Ein anderes sei es, "Kulturwandel in den Konzern zu tragen". Und schließlich müssen sich die Abenteurer auch selbst finanzieren. "Die Telekom erwartet auch von uns eine angemessene Verzinsung des Kapitals", sagt Schwegler.

1997 gestartet, hält T-Venture nach Angaben Schweglers zurzeit rund 80 Firmenbeteiligungen, 15 bis 20 kommen Jahr für Jahr neu hinzu, und etwas weniger werden auch wieder abgegeben. Wenn es gut läuft, über die Börse, wie in diesem Jahr beim E-Commerce-Anbieter Demandware und beim WLAN-Routerhersteller Ruckus, oder durch Verkauf. Wenn es schlecht läuft, durch Totalausfall. "Etwa ein Drittel der Risikobeteiligungen, die wir eingehen, scheitern", sagt Schwegler.

Trotzdem erwirtschafte T-Venture im langjährigen Schnitt Gewinne. Insgesamt haben die Bonner rund eine Milliarde Dollar Wagniskapital inklusive Reserven für Nach- und Neuinvestments im Markt. Zum Vergleich: Der US-Chipkonzern Intel als einer der größten Wagniskapitalgeber ist mit rund 4,5 Milliarden Dollar engagiert.

Die jüngste Beteiligung am Münchner Startup Smarchive markiert eine Erweiterung der Strategie von T-Venture. Hatten die Bonner bisher erst Kapital gegeben, wenn ein junges Unternehmen zumindest ein Produkt vorzuweisen hatte, dann "steigen wir jetzt auch schon ein, wenn wir von der Geschäftsidee überzeigt sind", sagt Schwegler. Das Risiko zu scheitern sei zwar höher, der nötige Kapitaleinsatz aber auch geringer. "Es reichen oft wenige 100.000 Euro."

Und noch einen zweiten Strategieschwenk hat T-Venture vollzogen: Statt nur Minderheitsbeteiligungen einzugehen, stehen den Bonnern jetzt auch 40 Millionen Euro exklusiv für Mehrheitsbeteiligungen zur Verfügung. "Unser Ziel ist es, mehr innovative Firmen auch in den Konzern zu integrieren." Bisher waren es nämlich nur drei.

Beteiligungen sucht T-Venture nicht nur entlang der Konzernstrategie, wie etwa für mobile Transaktionen, intelligente Netztechnik oder IT-Anwendungen in den Branchen Gesundheit, Energie und Auto.

Ziel ist es laut Schwegler auch, neue Trends frühzeitig zu erkennen und Beteiligungen dazu einzugehen. Ein solcher Trend sei jetzt die "Industrialisierung der Informationstechnik", die die gesamte IT-Industrie verändern werde. Ähnlich wie bei der Einführung von Robotern beim Autobau werden nach Einschätzung von Schwegler künftig mehr und mehr Maschinen die Arbeit von Programmierern übernehmen.

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