Betriebsrat: "Es ist Feuer unterm Postbank-Dach"

Bonner Arbeitnehmern war Umzugstermin nach Köln nicht bekannt - "Noch keine Verhandlungen"

Bonn. "Es ist Feuer unterm Dach", sagt Hans-Jürgen Kummetat, Betriebsratsvorsitzender der Postbank-Zentrale. Die Arbeitnehmervertreter der Postbank seien am Freitag durch den Bericht des General-Anzeigers, dass die Abteilungen Kreditabwicklung und Financial Markets mit insgesamt 160 Beschäftigten bereits Anfang Mai von Bonn nach Köln-Gremberghoven verlagert werden sollen, völlig überrascht worden. Der GA hatte berichtet, dass möglicherweise bis zu 600 der 2 000 Bonner Stellen nach Köln verlagert werden.

Die Aussage eines Postbank-Sprechers, dass derzeit mit dem Betriebsrat über einen Interessenausgleich für diejenigen Mitarbeiter verhandelt wird, deren Anfahrtsweg sich erheblich verlängert, stimme nicht: "Es gibt überhaupt noch keine Gespräche mit dem Gesamtbetriebsrat." Die Arbeitnehmer würden sich jetzt die Frage stellen, ob der Arbeitgeber auf den eigentlich notwendigen Interessenausgleich verzichten wolle.

"Bei uns in der Zentrale ist die Hölle los." Denn gerade für Teilzeitkräfte sei es unzumutbar, dass sie künftig Fahrtzeiten von bis zu zwei bis 2,5 Stunden in Kauf nehmen sollten. Es sei verständlich, dass die Postbank Mietkosten sparen wolle. Allerdings müsse am Kölner Gebäude angebaut werden, um alle Beschäftigten unterzubringen.

Auch die Gespräche zwischen Vertretern der Gewerkschaft Ver.di und Postbank-Arbeitsdirektor Volker Mai in den vergangenen Tagen in Siegburg seien aus Arbeitnehmersicht "völlig inakzeptabel" verlaufen, sagte Kummetat, der als Bundesfachgruppenvorsitzender Postbank von Ver.di teilgenommen hat.

Ein Thema war dabei die Verlängerung der Vereinbarung, auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten, über Ende 2004 hinaus. Wie Kummetat berichtet, habe die Arbeitgeberseite zwar die Verlängerung der Regelung angeboten, aber keine Frist genannt, da zunächst die Verhandlungen bei der Muttergesellschaft Post AG abgeschlossen werden müssten. Dafür verlange man Handlungsfreiheit bis zum Auslaufen der Regelung.

Außerdem fordere die Arbeitgeberseite das Streichen des Organisationsvertrages, in dem geregelt ist, dass keine Standorte geschlossen und Mitarbeiter nicht versetzt werden dürfen.

Bei den Verhandlungen gehe es auch gerade um die Zukunft von rund 1 500 Beschäftigten in Frankfurt, Berlin und Leipzig, so der Gewerkschafter. Diese Beschäftigten sollten ihrer Aufgaben bei der Postbank beraubt werden, da operatives Geschäft an andere Standorte verlagert werde. Als Kompensation solle für andere Banken der Zahlungsverkehr erledigt werden.

"Diese Aufträge gibt es allerdings noch nicht", sagt Kummetat. Sie seien frühestens für die zweite Jahreshälfte 2004 zu erwarten. Auf ihre sozialen Schutzrechte sollten die Beschäftigten nach Vorstellung der Arbeitgeberseite allerdings schon heute verzichten.

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