Linzer Schuhersteller auf Expansionskurs Birkenstock investiert 100 Millionen Euro

Linz · Der Linzer Schuhhersteller sucht einen neuen Standort in Deutschland und investiert in seine Görlitzer Fabrik. Eine Erweiterung in Sankt Katharinen im Westerwald ist nicht geplant. Die Geschäfte des Traditionsunternehmens legen rasant zu.

 Ein starkes Umsatzwachstum verzeichnet Birkenstock.

Ein starkes Umsatzwachstum verzeichnet Birkenstock.

Foto: picture alliance / dpa/Soeren Stache

Der traditionsreiche Sandalenhersteller Birkenstock steht vor einer Investitionsoffensive: 100 Millionen Euro will das Unternehmen, das seinen Hauptsitz in Linz hat, für die Erweiterung eines bestehenden und den Aufbau eines neuen Werkes ausgeben.

Der Schuhhersteller war im Mai  durch den französisch-amerikanischen Finanzinvestor L Catterton übernommen worden. Die Firmenerben Christian und Alex Birkenstock blieben mit einer Minderheitsbeteiligung im Unternehmen. Hinter L Catterton steht die Luxusgüter-Gruppe LVMH. Mit mittlerweile rund 5500 Mitarbeitern, von denen die meisten in Deutschland beschäftigt sind, ist das ehemalige Familienunternehmen einer der größten Arbeitgeber in der deutschen Schuhindustrie. Bereits zu Jahresbeginn hatte Birkenstock Investitionen von 40 Millionen Euro angekündigt.

Bekenntnis zu Deutschland

Birkenstock will etwa 50 Millionen Euro in die Modernisierung seiner mit 1900 Beschäftigten größten Fabrik im ostsächsischen Görlitz stecken und die Kapazitäten dort um rund 50 Prozent aufstocken. In Görlitz sollen künftig vor allem Kork-Latex-Sandalen hergestellt werden. „Wir wissen um unsere Verantwortung als stabilisierender Wirtschaftsfaktor an den Standorten, an denen wir verwurzelt sind“, sagte Birkenstock-Vorstandschef Oliver Reichert. Die Investitionen seien ein klares Bekenntnis der Gesellschafter zum Standort Deutschland.

Für die Fertigung von Kunststoffsandalen sollen weitere rund 50 Millionen Euro in den Bau eines neuen Werks fließen. Sie wird künftig nach den Plänen nicht mehr in Görlitz stattfinden. Birkenstock prüft derzeit drei Standorte, zwei davon in Ostdeutschland, einer in Nordbayern. Die neue Fabrik soll zunächst  400 und später 1000 Menschen Arbeit geben. Die Entscheidung soll im Herbst 2021 fallen. 2023 soll die Produktion am neuen Standort starten. Im Westerwald hat das Unternehmen ein Werk in Sankt Katharinen im  Landkreis Neuwied mit fast 900 Beschäftigten und ein Logistikzentrum in Vettelschoß.

Suche nach Arbeitskräften

Dass kein Ausbau des Standortes in Sankt Katharinen geplant ist, begründet Unternehmenssprecher Jochen Gutzy damit, dass an allen existierenden Standorten der Arbeitsmarkt nahezu ausgeschöpft sei. Birkenstock prüfe derzeit strukturschwache Gegenden, wo es auch noch möglich sei, neue Arbeitskräfte zu gewinnen.

Im Geschäftsjahr 2020/21, das am 30. September endet, wird der Umsatz fast eine Milliarde Euro betragen. 2019 hatte Birkenstock rund 720 Millionen Euro Umsatz verbucht. Gerade der Onlineumsatz sei in der Corona-Pandemie stark angestiegen, sagt Gutzy.

Zum 1. August ist Mark Jessen als Chief Technical Operating Officer in das Unternehmen eingetreten. Er soll das Zusammenspiel der Standorte verbessern und die Automatisierung vorantreiben.

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