Kommentar zur Zukunft der Logistikbranche Blindflug in die Zukunft

Meinung | Bonn · Wie war das noch? „Das Internet ist nur ein Hype“? 1993 hat Bill Gates die Schlagkraft dieser Innovation klar unterschätzt. Andere Errungenschaften dagegen werden eher überschätzt.

Wie viele Drohnen und Paketroboter in den nächsten Jahren unterwegs sind, wird sich zeigen. Doch derzeit ist die Vorstellung von Hunderten surrenden Objekten am Himmel und Stolperfallen auf dem Gehweg nicht nur nervtötend sondern schlicht nicht realisierbar. Die Post, Hermes, Media Markt und Amazon – alle testen wie verrückt. Noch ausführlicher reden sie darüber.

Jeder Test wird genutzt, um möglichst viel Aufmerksamkeit zu erlangen. Dabei haben die Unternehmen auf viele Fragen noch keine Antworten. Die Roboter sind nämlich alles andere als alltagstauglich. Ganz oben auf der Liste steht die ungeklärte Rechtslage: Flüge dürfen derzeit nicht außerhalb der Sichtweite eines Menschen stattfinden. So wäre der Masseneinsatz nach heutigem Stand – natürlich überspitzt und mit einem Schmunzeln betrachtet – sehr personalintensiv. Schließlich kann eine Drohne immer nur ein Paket liefern.

Auch Lieferroboter brauchen Ausnahmegenehmigungen. Nächstes Problem: Die unbemannten Flugobjekte haben noch Manövrierprobleme. Wissenschaftler bringen ihnen derzeit das Ausweichen bei. Getestet wird bisher nur auf freien Strecken. Ergo: Für die Großstadt untauglich. Und schließlich fehlt die nötige Begeisterung der Kunden. Mit Sicherheit bevorzugen gerade ältere Menschen das Schwätzchen mit dem Paketboten anstatt die emotionsneutrale Übergabe ihre Pakets von R2D2. Vorteile hätte die Drohne für Kunden in abgelegenen Regionen – keine Frage. Und Expresslieferungen könnten noch schneller werden. Doch für die breite Masse sind die Vorzüge überschaubar.

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