Kommentar zu RWE-Dividenden Bloß keine Hast
Kommunale Anteilseigener von RWE diskutieren über einen Ausstieg beim Energiekonzern, wenn das zweite Jahr in Folge die Dividende ausbleiben sollte. Ein solcher Schritt könnte aber ein Fehler sein.
In den „guten“ alten Zeiten war RWE einmal eine Melkkuh – damals, als Strom in Deutschland vor allem aus Kohle- und Atomkraft gewonnen wurde. Das ist zwar heute noch so, denn die erneuerbaren Energien liefern erst ein Drittel der Elektrizität. Aber die Preise für diesen Strom sind drastisch gesunken, seitdem subventionierter Ökostrom ins Netz fließt. Was das für RWE bedeutet, kann man unter anderem am Aktienkurs ablesen: Zu Hochzeiten vor wenigen Jahren wurde ein RWE-Papier mit knapp 100 Euro notiert, heute dümpelt es bei elf Euro.
Für die kommunalen Anteilseigner hatte das dramatische Folgen: Ihr Eigenkapital schmolz entsprechend. Und nun ist dieses Jahr auch erstmals die Dividende ausgeblieben – bei der letzten Ausschüttung strichen sie zusammen 350 Millionen Euro ein. Kein Wunder, dass sich die Haushälter Gedanken machen, wie es weitergehen soll. Durchaus möglich, dass über kurz oder lang eine Beteiligung an der neuen Tochter Innogy sinnvoller erscheint, die sich auf die Ökostromsparte spezialisiert hat.
Doch sollten sich die Gemeinden hüten, überstürzt zu handeln. Ohnehin kann niemand jetzt Interesse haben, im großen Stil RWE-Aktien auf den Markt zu werfen. Was einmal als strategische Beteiligung der Kommunen gedacht war, ist nicht über Nacht obsolet. Die Bedeutung der Mitbestimmung im RWE-Aufsichtsrat etwa ist nicht zu unterschätzen. Sie müssen nur das Richtige daraus machen.