Boge-Konzern investiert in Bonner Standort
Nach Schließung der Produktion und kurz vor Abschluss des Jobabbaus bekennt sich Unternehmen zum verbliebenen Entwicklungsstandort mit mehr als 300 Mitarbeitern auch über 2011 hinaus
Bonn. Ein Bonner in Friedrichshafen: Harald S. (Name geändert) lächelt auf dem Foto, das an einer Litfaßsäule mitten im ZF Boge-Gebäude an der Friesdorfer Straße hängt. Überschrift: "Harald S. an seiner neuen Arbeitsstelle in Friedrichshafen."
Das Bild soll Zuversicht verbreiten. Denn die gab es nicht immer in den letzten Monaten und Jahren, in denen ZF Boge Elastmetall den Produktionsstandort Bonn nach und nach geschlossen hat. Bis Ende 2008 wird der Hersteller von Gummi-Metallteilen so 209 Arbeitsplätze abgebaut haben. Produziert wird stattdessen in der Slowakei. So wie Harald S. ist nach Boge-Angaben inzwischen etwa die Hälfte der Mitarbeiter aus der Produktion anderswo untergekommen.
Entweder an anderen ZF Boge-Standorten und bei der Firmenmutter, dem großen Autozulieferer ZF Friedrichshafen. Oder auch vermittelt an andere Firmen in der Region, wie etwa den Felgenhersteller Hayez Lemmerz in Königswinter. Doch auch die Arbeitsgerichte beschäftigte der Jobabbau in Bad Godesberg, bestätigt die Firmenleitung und spricht von einem "schmerzhaften und anstrengenden Weg".
In Bonn verbleibt eine Forschungs- und Entwicklungsabteilung sowie ein Gummimisch-Betrieb mit zusammen rund 350 Mitarbeitern - mit Standortgarantie bis ins Jahr 2011. Doch auch darüber hinaus soll der Standort erhalten bleiben, signalisierte ZF Boge Elastmetall-Chef Torsten Bremer am Dienstag in Bonn. Als Zeichen führt Bremer Investitionen an, die derzeit in Bonn getätigt werden. Rund 1,5 Millionen Euro steckt das Unternehmen in den Umbau einer früheren Produktionshalle in ein modernes Technikum, in dem Neuentwicklungen produziert und präsentiert werden können.
"Der Umbau zeigt, dass wir auch nach 2011 in Bonn bleiben werden. Das alles wieder einzureißen würde keinen Sinn machen", so Bremer. Eine Standortgarantie über 2011 hinaus könne das Unternehmen aber nicht geben. Die tief greifenden Veränderungen am Standort Bonn werden beim Gang über das ZF-Gelände deutlich. Große Flächen stehen inzwischen leer. Offen ist noch die Zukunft der nicht mehr benötigten Produktionshallen, etwa die Hälfte des Geländes. Fest steht, dass die Grundstücke und Liegenschaften verkauft werden sollen. Bremer deutete allerdings am Dienstag an, dass es schwierig sei, sich mit Politik und Verwaltung hinsichtlich einer Nutzung zu einigen.
ZF Boge Elastmetall mit Hauptsitz im niedersächsischen Damme entwickelt und produziert Gummi-Metallteile, die in allen Arten von Kraftfahrzeugen zur Schwingungsdämpfung und Lagerung des Fahrwerks eingesetzt werden. Darüber hinaus gehören Kunststoffkomponenten und Produkte aus dem Bereich der Fahrzeugsicherung zum Programm. Für das Jahr 2007 geht Bremer nach vorläufigen Angaben von 520 Millionen Euro Umsatz aus, nach 515 Millionen im Jahr davor.
Für das zukünftige Geschäft ist Bremer zuversichtlich - auch bezogen auf den hiesigen Standort, an dem allerdings kaum mehr Umsatz gemacht wird. "Die Auftragslage für die langfristig verbleibenden rund 350 Arbeitsplätze ist gut." In Bonn soll der Gummimisch-Betrieb zukünftig rund zwölf Millionen Euro Umsatz erwirtschaften. Für den Gesamtkonzern zeigte sich Bremer ebenfalls optimistisch. Er rechne mit einer Fortsetzung der stabilen Konjunktur, insbesondere im Pkw-Exportgeschäft.
Problemfeld bleibt die Autokrise in den USA, die ZF Boge vor allem beim Großkunden Ford erreicht. Wie beim Gesamtkonzern ZF Friedrichshafen, zwölftgrößter Zulieferer der Welt mit über 55 000 Mitarbeitern, liegen auch bei der Firmentochter Boge zukünftige Wachstumsregionen vor allem in China, Indien und später Russland. In den USA dagegen wird laut Bremer demnächst ein Werk geschlossen.