Nach der Flutkatastrophe Autozulieferer ZF verlässt das Ahrtal

Bonn · Über ein Jahr wurde gerungen um einen neuen Standort für das ZF-Werk in Bad Neuenahr-Ahrweiler, welches durch die Flutkatastrophe stark beschädigt wurde. Der Autozulieferer hat sich nun jedoch für ein Gewerbegebiet in Brohltal bei Niederzissen entschieden.

Die Konzernmutter des Autozulieferers ZF in Bad Neuenahr-Ahrweiler will den Standort bis 2024 aufgeben.

Die Konzernmutter des Autozulieferers ZF in Bad Neuenahr-Ahrweiler will den Standort bis 2024 aufgeben.

Foto: Martin Gausmann

Mehr als ein Jahr nach der Entscheidung, den ZF-Standort in Bad Neuenahr-Ahrweiler zu schließen, hat der Autozulieferer seine Umzugspläne bekanntgegeben: Ab 2024 soll die Produktion im Industriegebiet Brohltal Ost stattfinden. Derzeit sind rund 280 Mitarbeiter bei ZF in Ahrweiler beschäftigt. Das neue Werk liegt rund 30 Kilometer entfernt bei Niederzissen.

Die bisherige Produktionsstätte war bei dem Hochwasser im Juli 2021 schwer beschädigt worden. In den Hallen hatte der Wasserpegel bis zu zwei Meter hoch gestanden. Verletzt wurde niemand, aber das Hochwasser zerstörte die Maschinen und die Infrastruktur nachhaltig. Die Produktion in Ahrweiler musste erst einmal gestoppt werden. Mitarbeiter, deren Privathäuser selbst in Mitleidenschaft gezogen wurden, stellten die eigenen Aufräumarbeiten hinten an und sorgten dafür, dass das ZF-Werk wieder ans Laufen kam.

ZF hatte die Betriebsverlegung damit begründet, dass die Versicherung nicht mehr tragbar gewesen wäre, weil es sich um ein Hochwassergebiet handelt. Im Dezember war mit den Betriebsparteien eine Vereinbarung geschlossen worden, wonach vorrangig ein neuer Standort im Ahrtal gesucht wurde. Das war nicht nur für die Beschäftigten wichtig, die ihre Arbeitsplätze halten wollen, sondern auch für den Landkreis Ahrweiler, weil ZF ein wichtiger Gewerbesteuerzahler ist.

Keine unverhältnismäßig lange Wegstrecken für Mitarbeiter

„Wir haben uns dafür stark gemacht, den Kolleginnen und Kollegen keine unverhältnismäßig weiten Wegstrecken zuzumuten“, erklärte der Betriebsratsvorsitzende in Ahrweiler, Rainer Stenz. „Mit der vereinbarten Lösung sind wir sehr zufrieden, da sie die Mitarbeiterbelange ebenso berücksichtigt wie die Interessen des Unternehmens.“ Standortleiter Ralf Hunke ergänzte: „Die jetzige Entscheidung für einen Zukunftsstandort bietet eine großartige Perspektive. Wir bedanken uns beim Betriebsrat, den politischen Vertretern und allen weiteren Beteiligten, die an diesem Prozess mitgewirkt haben.“

Das Werksgelände im Industriegebiet Brohltal Ost nahe der Autobahn A61 muss vollkommen neu erschlossen werden. Die Details zu dem Neubau würden nun im Zuge des Planungs- und Genehmigungsverfahrens erarbeitet, hieß es am Dienstag in einer Pressemitteilung. Im Ahrtal produziert ZF vor allem Komponenten für adaptive Autostoßdämpfer, im Wesentlichen geht es um Ventile.

Bürgermeister ärgert sich

Der Bürgermeister von Bad Neuenahr-Ahrweiler, Guido Orthen (CDU), nannte den Umzug allerdings „ein schlechtes Signal für das gesamte Ahrtal“. Für die Arbeitnehmer sei er dennoch froh, „dass mit Niederzissen ein relativ naher Standort und noch dazu ein Standort im Kreis Ahrweiler gefunden wurde“.

ZF ist seit den 1960er Jahren am Standort Ahrweiler. Der Konzern ist im Besitz der Zeppelin-Stiftung Friedrichshafen und befindet sich im Umbau, 15 000 Arbeitsplätze sollen gestrichen werden. Das Unternehmen beschäftigt mehr als 150 000 Mitarbeiter an rund 270 Standorten in 42 Ländern. Dabei hatte man auch überlegt, ob die Produktion in Ahrweiler nicht bei ZF in Koblenz fortgeführt werden könnte.

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