Logistikkonzern aus Bonn Onlinebestellungen sorgen für Rekordjahr bei der Post
Bonn · Der Welthandel läuft besser, davon profitierte die Deutsche Post DHL Group im dritten Quartal. Onlinebestellungen durch Privatkunden haben sich auf einem hohen Niveau eingependelt. Händler haben sich schon für das Weihnachtsgeschäft eingedeckt.
Die Deutsche Post DHL Group steht vor dem besten Jahr ihrer Geschichte, das ist schon nach den Zahlen zum dritten Quartal sicher. „Nach neun Monaten haben wir bereits unser Rekord-Gesamtjahresergebnis aus dem Vorjahr übertroffen“, sagte Vorstandschef Frank Appel. Der Bonner Konzern steigerte seinen Umsatz gegenüber dem Vorjahresquartal um 23,5 Prozent auf 20 Milliarden Euro. Treiber der dynamischen Entwicklung war insbesondere der spürbar anziehende Welthandel, erläuterte Appel. Dies führte weltweit zu einer starken Nachfrage nach Logistikdienstleistungen und einem Ergebnissprung insbesondere bei den DHL-Sparten wie dem Express- und dem Frachtgeschäft. Obwohl die Einzelhandelsgeschäfte wieder geöffnet sind, hätten sich die Sendungsmengen im Onlinehandel auf einem höheren Niveau stabilisiert.
Durch die gut laufenden Geschäfte hat die Post die Prognose für das Gesamtjahr zum vierten Mal in diesem Jahr angehoben. Als Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) würden mehr als 7,7 Milliarden Euro und damit zehn Prozent mehr erwartet. Bis 2023 will die Deutsche Post das Betriebsergebnis auf mehr als acht Milliarden Euro steigern. Bisher hatte das Unternehmen mit mehr als 7,4 Milliarden Euro gerechnet.
Händler haben sich für Weihnachten eingedeckt
„Mit unserem Fokus auf E-Commerce und Digitalisierung haben wir die Deutsche Post DHL Group hervorragend positioniert“, sagte Appel. Ausgehend von dem erreichten deutlich höheren Ergebnisniveau seien die Vorzeichen für die zukünftige Entwicklung des Konzerns anhaltend positiv. Ob im Weihnachtsgeschäft die Rekordzahlen des vergangenen Jahres erneut übertroffen werden, will Appel nicht prognostizieren. Es könne sein, dass viele Menschen früh bestellen, weil viel über Lieferengpässe berichtet werde. Aus den vergangenen Wochen wisse er, dass sich Händler bereits mit großen Mengen eingedeckt hätten, um lieferfähig zu sein.
Briefmenge geht deutlich zurück
Unzufrieden äußerte sich Appel mit den Möglichkeiten zur Portoerhöhung, die ihr von der Bundesnetzagentur vorgegeben werden. Die Bonner Behörde hatte wie berichtet einen Preiserhöhungsspielraum von 4,6 Prozent im Durchschnitt aller Briefformen vorgegeben. Die Post will zum Jahreswechsel das Briefporto erhöhen. Der Standardbrief im Inland soll dann 85 statt 80 Cent kosten. Der Preiserhöhungsspielraum der Bundesnetzagentur gilt für drei Jahre. Für die Post, so Appel, decke er aber lediglich die höheren Kosten ab, die innerhalb eines Jahres entstünden. Das habe neben steigenden Lohnkosten mit den sinkenden Briefmengen zu tun, weshalb der Transport pro Brief teurer werde. Wie Finanzvorständin Melanie Kreis sagte, transportierte die Post im dritten Quartal nur noch 90 Prozent der Briefmenge, die im vierten Quartal 2019 angefallen sei.
Mehr Transport mit der Bahn
Sieben Milliarden Euro will die Post bis 2030 in klimaneutrale Logistiklösungen investieren. So soll der Transport von mehr Paketen auf die Schiene verlagert werden: Aktuell sind es sechs Prozent, langfristig will die Post in Deutschland 20 Prozent CO2-neutral mit der Bahn transportieren.
Ein wichtiges Thema ist für Appel die Dekarbonisierung des Luftverkehrs. An den Drehkreuzen des Konzerns in Amsterdam und San Francisco habe der Konzern mit dem Einsatz von Sustainable Aviation Fuel (SAF) begonnen. Bis 2030 will der Konzern eine SAF-Beimischungsquote von mindestens 30 Prozent erreichen. Bei SAF geht es um nachhaltigen Kraftstoffen auf Basis von Reststoffen, holzartiger Biomasse und erneuerbarer elektrischer Energie (Power-to-Liquid). „Als weltgrößter Logistiker ist es unsere Verantwortung voranzugehen und die Branche in eine nachhaltige Zukunft zu führen“, so Appel.