Glasfaser für alle Haushalte ab 2030 Deutsche Telekom baut Glasfaser und 5G-Mobilfunk schneller aus

Bonn · Die Deutsche Telekom will den Breitbandausbau in Deutschland schneller vorantreiben. Das Bonner Universitätsklinikum erhält als Leuchtturmprojekt außerdem ein 5G-Campus-Netz.

 Mehr als 500.000 Glasfaseranschlüsse hat die Telekom bisher direkt in die Häuser verlegt.

Mehr als 500.000 Glasfaseranschlüsse hat die Telekom bisher direkt in die Häuser verlegt.

Foto: Telekom

Die Deutsche Telekom erhöht die Schlagzahl beim Breitbandausbau. Sowohl bei Glasfaser als auch beim 5G-Mobilfunkstandard will die Telekom schneller vorankommen als bisher. Die Anzahl der Haushalte, die Glasfaser bis ins Haus bekommen (FTTH) können, hat der Bonner Konzern in diesem Jahr auf mehr als eine halbe Million verdoppelt. Künftig sollen es im Schnitt rund zwei Millionen Haushalte pro Jahr sein, die angeschlossen werden. Das Ziel der Telekom ist es, dass alle Haushalte in Deutschland bis 2030 direkten Zugang zum Glasfasernetz bekommen.

45.000 Antennen in Deutschland

Im Mobilfunk können jetzt bereits zwei Drittel der Menschen in Deutschland die moderne 5G-Technologie nutzen. 45.000 Antennen sind dafür ausgerüstet. „Wir sind viel, viel schneller unterwegs mit 5G, als wir das ursprünglich angekündigt haben“, sagte Telekom-Vorstandschef Tim Höttges am Dienstag auf einem online veranstalteten Netzetag. Im kommenden Jahr sollen 80 Prozent der Menschen in Deutschland mit 5G erreicht werden. 2025 sollen es 99 Prozent sein. 

Lange wurde in Expertenkreisen kritisiert, dass die Telekom nicht direkt auf den Glasfasernetzausbau gesetzt hat, sondern das bisherige Kupfernetz mit Vectoring- und Supervectoringtechnologie ertüchtigte. Höttges verteidigte dieses Vorgehen. Dadurch hätten 80 Prozent aller Haushalte mit höheren Bandbreiten versorgt werden können. Die Vorteile zeigten sich in der Corona-Pandemie: „Homeoffice ist flächendeckend möglich.“ Das Unternehmen investiere rund fünfeinhalb Milliarden Euro in Deutschland, größtenteils in den Netzausbau.

5G für interdiszplinäre Behandlung

Mit Leuchtturmprojekten testet das Unternehmen neue Möglichkeiten. Die Telekom hat ein 5G-Campus-Netz auf dem Gelände der Universitätsklinik Bonn auf dem Venusberg in Betrieb genommen. Dabei versorgen Indoor-Antennen mehrere Gebäude. 5G kommt zunächst in der Radiologie zum Einsatz. Röntgenbilder und MRT-Aufnahmen werden per sicherem Mobilfunk an mehrere Standorte der Uniklinik übertragen. Von allen 35 deutschen Universitätskliniken habe die Bonner den dritthöchsten Fallschweregrad, erläuterte Vorstandschef Wolfgang Holzgreve. Bei den Patienten sei meist eine interdisziplinäre Behandlung nötig. 5G helfe, den raschen Datenaustausch sicherzustellen.

„Schnelle Verfügbarkeit von Daten und deren sicherer Austausch ist das Herzstück unserer Campus-Netzwerke“, sagte Claudia Nemat, Vorstand Technologie und Innovation bei der Telekom. Aktuell habe die Telekom bereits sieben Campus-Netze in Deutschland in Betrieb.

Künftig gehe es neben dem Verlegen von Glasfaser darum, Glasfaser-Anschlüsse in hoher Stückzahl zu produzieren, sagte Srini Gopalan, der neue Telekom-Deutschland-Chef. Es entstehe quasi eine Glasfaser-Fabrik, die Fiber Factory. Rund 13.000 Mitarbeiter seien damit in der Telekom-Technik beschäftigt.

Langwierige Genehmigungsverfahren

Gopalan räumte auf Nachfrage ein, dass Deutschland beim Glasfaserausbau im internationalen Vergleich bislang nur hintere Plätze belegt. „Der Glasfaserausbau ist in Deutschland zwei bis zehn Mal teurer als in anderen Ländern.“ Das liege an aufwendigen Genehmigungsverfahren. Außerdem dürfe man moderne Verlegeverfahren wie das Trenching, die größere Tiefbaumaßnahmen überflüssig machen, kaum einsetzen.

Wichtig seien aber auch gute Investitionsbedingungen. Höttges begrüßte die Forderung von Verbraucherschützern, das Nebenkostenprivileg abzuschaffen. Wahlfreiheit für die Mieter sorge für besseren Wettbewerb um die modernste Technik und gute Preise. Er kämpft für die Abschaffung der bestehenden Regeln: Wer vom Vermieter einen Kabel­anschluss in der Wohnung erhält, zahlt die Grund­gebühren für diesen Anschluss über die Neben­kosten­abrech­nung. Deshalb nutzen viele Mieter Internet über den Kabelanschluss. Das ist der Telekom natürlich ein Dorn im Auge.

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