Agentur für Arbeit veröffentlicht Zahlen Mehr Arbeitslose im November in Bonn und der Region

Bonn/Region · Inflation und Krisen machen sich auch auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar. Die Zahl der Arbeitslosen ist im Vergleich zum Vormonat gestiegen. Der Arbeitsmarkt für Schwerbehinderte hat sich zwar stabilisiert, bleibt aber ausbaufähig.

 Die Arbeitslosenzahlen in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis sind im vergangenen Monat leicht gestiegen.

Die Arbeitslosenzahlen in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis sind im vergangenen Monat leicht gestiegen.

Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Die aktuellen Krisen schlagen im November auch auf den Arbeitsmarkt in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis durch. Während die Arbeitslosenzahlen seit Sommer noch gesunken waren, steigen sie nun leicht an: Insgesamt 28 632 Menschen waren in diesem Monat arbeitslos, das sind 676 Personen oder 2,4 Prozent mehr als im Oktober. Das hat die Agentur für Arbeit Bonn/Rhein-Sieg am Mittwoch berichtet. Die Arbeitslosenquote lag bei 5,7 Prozent, das sind 0,2 Prozentpunkte mehr im Vergleich zum Vormonat. „Ein Anstieg von Arbeitslosen in einem November ist zuletzt 2018 vorgekommen“, sagte Stefan Krause, Vorsitzender der Geschäftsführung der Bonner Arbeitsagentur. Die Energiekrise, anhaltende Lieferschwierigkeiten und wirtschaftliche Sanktionen durch den Ukraine-Krieg belasteten die Wirtschaft. Arbeitgeber hielten sich daher immer mehr zurück, neue Beschäftigte einzustellen. Auch würden die im Jobcenter registrierten ukrainischen Geflüchteten die Zahl der Arbeitslosen nach oben treiben.

Diesem Trend entgegenwirken könnte der Fachkräftemangel: So haben im November wieder mehr Unternehmen freie Stellen gemeldet. Auch hat sich die Lage im Vergleich zum vergangenen Jahr verbessert: Im November 2021 hatte es 3,1 Prozent mehr Arbeitslose gegeben.

Anstieg bei der Kurzarbeit

Auf NRW-Ebene ist es genau andersherum: Während die Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vorjahr steigt (um 2,7 Prozent), sinkt sie gegenüber dem Monat Oktober. Der Rückgang hier ist mit 0,6 Prozent aber nur gering. Insgesamt 675 382 Menschen in NRW waren im November arbeitslos. Damit fällt der Rückgang schwächer aus als zu erwarten war, sagte Torsten Withake, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit (BA). Auch hier zeige sich die Unsicherheit der Arbeitgeber, neue Mitarbeiter zu rekrutieren. Deutlich angestiegen im Vergleich zum Vorjahresmonat ist die Jugendarbeitslosigkeit – diesen November waren fast acht Prozent mehr junge Menschen unter 25 ohne Arbeit. Hier beeinflussten vor allem die ukrainischen Geflüchteten die Statistiken. Withake begrüßte daher die baldige Einführung des Bürgergeldes. Indes ist der Anteil der Langzeitarbeitslosen, wie auch in der Region Bonn/Rhein-Sieg, leicht gesunken. Auch Kurzarbeit habe es nur wenig gegeben.

Das sieht bundesweit betrachtet anders aus. Bei der Kurzarbeit stellte die Bundesagentur für Arbeit (BA) einen Anstieg fest. Zahlen über tatsächlich ausgezahltes Kurzarbeitergeld liegen nur für September vor: In dem Monat zahlte die BA für 157 000 Beschäftigte Kurzarbeitergeld, mehr als doppelt so viele wie im August. Ansonsten spiegelt die nationale Entwicklung des Arbeitsmarkts den regionalen Trend wider. So ist die Zahl der Arbeitslosen im November verglichen mit Oktober auch hier leicht gesunken, allerdings weniger deutlich als zu dieser Zeit üblich. Insgesamt 2,43 Millionen Menschen in Deutschland waren im November arbeitslos, 8000 weniger als im Oktober – aber auch 117 000 mehr als im Vorjahresmonat.

Arbeitsmarkt für Menschen mit Behinderung stabilisiert

Auch die Arbeitsmarktsituation für Menschen mit Behinderung fällt gemischt aus, zeigen Zahlen der Bonner Arbeitsagentur für Oktober. 2681 Menschen mit Behinderung aus Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis waren in diesem Monat arbeitslos. Das sind zwar 3,9 Prozent weniger als im Vorjahr, allerdings ist die Zahl schwächer gesunken als bei den Menschen ohne Behinderung (minus 7,6 Prozent). Auch auf NRW-Ebene zeigt sich: Zwar hat sich der Arbeitsmarkt für Menschen mit Behinderung stabilisiert. So waren von November 2021 bis Oktober im Schnitt 50 891 Schwerbehinderte arbeitslos, 2,6 Prozent weniger als im Jahresschnitt 2021. Dennoch zeigen sich die Folgen der Pandemie in der Langzeitarbeitslosigkeit, die um beinahe fünf Prozentprozente anstieg. Mehr als die Hälfte der Arbeitslosen mit Behinderung in NRW war mindestens ein Jahr unbeschäftigt – bundesweit der höchste Anteil. Das zeigt das Inklusionsbarometer Arbeit 2022, das die Organisation Aktion Mensch mit dem Handelsblatt Research Institute herausgibt.

„Die Entwicklung der Inklusion auf dem Arbeitsmarkt hängt entscheidend von der Beschäftigungsbereitschaft der Unternehmen ab“, sagte der Präsident des Instituts, Bert Rürup. Doch trotz zunehmender Personalengpässe ignorierten viele das Potenzial von Arbeitnehmern mit Behinderung. So besetzte in NRW fast jeder vierte Betrieb keinen Pflichtarbeitsplatz für Menschen mit Behinderung. Auch die Chancen sind ungleich verteilt: Arbeitslose ohne Behinderung konnten doppelt so oft eine Beschäftigung aufnehmen wie Schwerbehinderte. Und das, obwohl laut Studie 82 Prozent der Unternehmen angeben, keine Leistungsunterschiede zwischen Mitarbeitern mit und ohne Behinderung wahrzunehmen.

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