Frauen und Handwerk Bonner Arbeitsagentur wirbt Frauen für Männerberufe an

Bonn · Gerade einmal jeder fünfte der 1216 Menschen, die in Bonn derzeit eine Ausbildung im Handwerk absolvieren, ist eine Frau. Jobcenter und Arbeitsagentur sprechen mit einem Infomationstag speziell weibliche Bewerber an.

An Mannerberufen interessiert: Frauen informieren sich beim Sanitär- und Heizungsbauer Küpper in Beuel über die Ausbildung.

An Mannerberufen interessiert: Frauen informieren sich beim Sanitär- und Heizungsbauer Küpper in Beuel über die Ausbildung.

Foto: Benjamin Westhoff

Gerade einmal jeder fünfte der 1216 Menschen, die in Bonn derzeit eine Ausbildung im Handwerk absolvieren, ist eine Frau. Im Rhein-Sieg-Kreis sind es noch weniger: Hier liegt der Anteil der Frauen bei 17,2 Prozent. Dabei versuchen Verbände und Kammern seit Jahren, den Anteil von Frauen im Handwerk zu erhöhen. In einigen typischen Männerberufen ist das auch geglückt. Bei Bäckern, Tischlern, Malern und Lackierern hat sich der Frauenanteil erhöht, berichtet Manuela Erpenbach, Ausbildungsberaterin bei der Handwerkskammer Köln. Gleichzeitig gibt es in vielen Berufen des Handwerks großen Fachkräftemangel.

Die beiden Jobcenter der Region und die Arbeitsagentur Bonn/Rhein-Sieg versuchen deshalb mit gezielten Aktionen, Frauen für Handwerksberufe zu begeistern. Am Mittwoch hatten die Beauftragten für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt 30 junge Frauen eingeladen.

Bei der Heizungs- und Sanitärfirma Josef Küpper und Söhne gibt es zwei weibliche Azubis. 2015 hat eine weitere Frau ihre Ausbildung erfolgreich abgeschlossen. „Bei uns ist ein gewisses technisches Verständnis die Grundvoraussetzung“, sagt Mathias Küpper, als vierte Generation im Familienbetrieb Küpper tätig, bei der Betriebsbesichtigung. Bei Interesse für den Beruf sei es egal, ob sich ein Mann oder eine Frau bewerben würde.

Das ist nicht bei allen Handwerksfirmen so. Teilnehmerinnen des Informationstags berichteten von Absagen mit der Begründung „Wir stellen keine Frauen ein.“ Auch mit fehlenden Damentoiletten und -umkleiden wurden Absagen begründet.

Dabei müssen die Räume gar nicht doppelt vorhanden sein. „Umkleide-, Wasch- und Toilettenräume sind für Männer und Frauen getrennt einzurichten oder es ist eine getrennte Nutzung zu ermöglichen“, heißt es in der Arbeitsstättenverordnung. Erpenbach empfiehlt in Gesprächen darauf hinzuweisen, dass eine zeitlich getrennte Nutzung ausreiche.

Ausbildung in Teilzeit

Die Ausbildungsberaterin, die selbst ihre berufliche Laufbahn als Friseurin angefangen hat, rät, sich als ersten Schritt für ein Tätigkeitsfeld zu entscheiden und in einem Betrieb anzurufen, ob man für einen Tag kommen dürfe. Im Handwerk wird in 130 Berufen ausgebildet. „Im Gespräch mit den Mitarbeitern gewinnt man die besten Einblicke“, meint Erpenbach. Es gebe auch die Möglichkeit, jeden Beruf in Teilzeit zu erlernen. Im Bereich der Handwerkskammer gibt es das bereits in 17 Berufsfeldern. Dann sei es natürlich schwieriger, einen passenden Ausbildungsplatz zu finden. Außerdem müsse jede Bewerberin sich fragen, ob sie mit den körperlichen Belastungen, die der Wunschberuf mit sich bringt, auch zurechtkommt.

„Wenn man einen Männerberuf ergreift, muss man damit rechnen, dass man wie die Männer behandelt wird und die gleiche Leistung bringen muss“, meinte Erpenbach. Allerdings gibt es auch Rücksichtnahme: Wie Mathias Küpper berichtet, gibt es in seiner Firma mit 100 Angestellten die Möglichkeit, in Teams zu arbeiten, die vorrangig im Kundendienst tätig sind. Dort sei die Arbeit körperlich nicht so belastend wie in anderen Teams, wo viele neue Sanitärobjekte oder Schutt geschleppt werden müsse.

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