Wöhrl AG kauft SinnLeffers Bonner Filiale gilt als Herzstück

BONN · Mit der Übernahme der Textilkette SinnLeffers durch die Nürnberger Wöhrl AG wechselt auch die Bonner Filiale den Besitzer. Das Geschäft am Münsterplatz gilt mit 218 Mitarbeitern und rund 10.000 Quadratmetern Verkaufsfläche als größtes der bundesweit 22 SinnLeffers-Häuser und besonders rentabel.

Die Mitarbeiter wurden hier von dem Verkauf überrascht. Nach Angaben von Filialleiter Ronald Manderscheid nahmen die Bonner Beschäftigten die Übernahme jedoch eher gelassen auf, da der Standort "solide und gesund aufgestellt" sei. Manderscheid begrüßte, dass Wöhrl den Namen SinnLeffers für die übernommenen Häuser beibehalte. In Bonn verkauft das Unternehmen seit 76 Jahren am Münsterplatz Kleidung, erst unter dem Namen Leffers, später SinnLeffers. Der Betriebsrat des Bonner Hauses wollte sich auf Anfrage des GA nicht zu der Übernahme äußern.

Die Gewerkschaft Ver.di reagierte gestern "überrascht und mit Befremden" auf den Verkauf. Auch die Arbeitnehmervertreter wurden offensichtlich von dem Deal überrascht. Nun fordern sie von der Investorenfamilie Wöhrl Auskunft über die Zukunft der SinnLeffers-Zentrale in Hagen. Außerdem sorgt sich die Gewerkschaft um die künftigen Arbeitsbedingungen bei SinnLeffers. Da bei Wöhrl "bislang keine Tarifbindung für den Einzelhandel existiert", werde Ver.di die Konditionen "sehr genau beobachten", hieß es am Freitag weiter in einer Mitteilung.

Ein Personalabbau sei derzeit nicht geplant, teilte Wöhrl Freitag in Hagen mit. SinnLeffers betreibt seine 22 Häuser vor allem in Nordrhein-Westfalen, Wöhrl in Süd- und Ostdeutschland. Überschneidungen gibt es lediglich an drei Standorten: Dresden, Magdeburg und München. Alle Häuser würden fortgeführt, betonten die Unternehmen.

Die Wöhrl-Gruppe gilt als bodenständiges süddeutsches Familienunternehmen. Unter anderem ist Wöhrl an der traditionsreichen Münchner Kaufhauskette Ludwig Beck beteiligt. Seit einem Jahr führt ein Enkel des Firmengründers, Olivier Wöhrl, das Unternehmen. Alleiniger Gesellschafter des Unternehmens ist nach einer Neuordnung der Besitzverhältnisse Gerhard Wöhrl, einer der zwei Söhne des Firmengründers.

Sein Bruder Hans Rudolf Wöhrl ist aus dem Unternehmen 2011 ausgeschieden und investiert nun in Fluggesellschaften. Er ist mit der CSU-Bundestagsabgeordneten Dagmar Wöhrl verheiratet. Die Wurzeln von SinnLeffers reichen bis ins Jahr 1850 zurück. Doch geriet das Unternehmen in den vergangenen Jahren in heftige Turbulenzen. Bis 2005 gehörte SinnLeffers zum KarstadtQuelle-Konzern. Dann wurde es von der Deutschen Industrie Holding (DIH).

2008 musste es jedoch in einem Planinsolvenzverfahren saniert werden. Dabei wurde rund die Hälfte der Häuser geschlossen, darunter eine große Filiale am Kölner Neumarkt. Rund ein Drittel der Mitarbeiter von SinnLeffers verlor den Arbeitsplatz. Zum Kaufpreis machten die Beteiligten keine Angaben. Die Transaktion muss noch vom Bundeskartellamt genehmigt werden.

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